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Wenn Facebook eine Demokratie wäre

 

Wenn Facebook eine Demokratie wäre

Nate Silver mag Zahlen. Der amerikanische Statistiker erstellt für seine Website FiveThirtyEight Prognosen und Analysen auf Basis von großen Datenmengen. Der Name der Seite spielt auf die Anzahl der Wahlmänner in den USA an, die den amerikanischen Präsidenten wählen: 538. Neben politischen Prognosen beschäftigt sich das Blog mit Sport, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur. Zur diesjährigen Wahl hat FiveThirtyEight neben den Gewinnwahrscheinlichkeiten auch eine interaktive Karte mit den „Facebook-Vorwahlen“ veröffentlicht. Dafür hat das Team um Silver die Facebook-Likes für die offiziellen Profile der Kandidaten gezählt, ausgewertet und nach Regionen sortiert aufbereitet. Die Ergebnisse sehen ein wenig anders aus als die der Umfragen: So würde Bernie Sanders mit 23 Prozent der Likes locker gegen Hillary Clinton gewinnen, die nur acht Prozent auf ihrer Seite hat.

Bei den Republikanern ist Ben Carson, weit abgeschlagen in den Umfragen, der beliebteste Facebook-Kandidat: 26 Prozent der Likes entfallen auf ihn. Donald Trump holt sich 23 Prozent, Ted Cruz zwölf. Marco Rubio kann nur sieben Prozent der Likes auf sich vereinen und Jeb Bush und John Kasich kommen auf ein Prozent oder weniger.

Die Statistiker weisen darauf hin, dass Facebook-Likes keine Wählerstimmen seien. Zwar verwenden 58 Prozent der Amerikaner das soziale Netzwerk, allerdings sind die Nutzer vorwiegend jünger, ärmer und weiblicher als der US-Durchschnitt. Über Facebook alleine können also keine zuverlässigen Prognosen erstellt werden.

Aber immerhin ergibt sich aus den Daten ein Eindruck davon, wie die Bürger von Facebook wählen würden, wenn Facebook (genauer: Facebook in den USA) eine Nation wäre. Den Kampagnenleitern geben die Daten zudem Hinweise, wo ihre Kandidaten noch Mobilisierungspotenzial haben. Wo offizielle Umfrageergebnisse stark von der Like-Verteilung abweichen, könnte sich für den einen oder anderen Wahlkämpfer ein zusätzlicher Auftritt lohnen. Interessant ist zum Beispiel, dass Bernie Sanders auf Facebook vor allem die Gebiete mit Colleges oder Universitäten für sich gewinnt – selbst wenn die Mehrheit in den umliegenden Landkreisen eher Trump liked.

Trump-Follower sind eher wirtschaftsnah

Andere Social-Media-Statistiken geben weitere Einblicke in die US-Vorwahl. So hat die Marketing-Firma Moz die Twitter-Follower der Kandidaten untersucht. In der Biografie geben alle Follower der Republikaner Trump, Cruz, Rubio und Kasich am ehesten das Wort love an. Bei allen außer Trump folgt anschließend conservative. Bei ihm kommt das Wort überhaupt nicht unter den ersten 25 vor. Dagegen rangiert business bei seinen Followern auf Platz vier.

In Phrasen mit zwei Wörtern heben sich die Follower von Sanders von den anderen ab: video games, high school und state university kommen in ihren Twitter-Biografien sehr häufig vor. Es sind eher die jungen Menschen, die Sanders folgen. Wobei high school wohl zumeist bedeutet: zu jung, um wählen zu dürfen.

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