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Katzen im Sturzflug

 

 

Hier noch ein bisschen Katzen-Content: Löwen, Geparden, Jaguare und Hauskatzen – wenn sie fallen, landen sie immer auf ihren Pfoten, sagt man. Ein Video der BBC erklärt dieses Phänomen und zeigt den beeindruckenden Sturzflug eines Wüstenluchses in Slow Motion. Seine Katze sollte man trotzdem nicht aus dem Fenster werfen. Warum? Das lesen Sie hier.


In einer eleganten Schraube dreht der Karakal, eine in Afrika und Asien heimische Wildkatze, sich in der Luft, so weit bis die Tatzen bereit zur Landung gen Boden zeigen. In weniger als einer halben Sekunde und nach nicht mal einem Meter Fall ist die Position erreicht, die beim Aufsetzen Knochenbrüche verhindert. Mit gestreckten Beinen landet das Tier und geht tief in die Knie, um die Wucht des Aufpralls abzufedern. Was der Wüstenfuchs in dem Video der BBC vormacht, können seine Verwandten ebenso gut. Schon früh entwickeln Katzen diesen Umdrehreflex.

Was hier so leicht aussieht, trickst die Kräfte der Physik aus: Denn jedes herabfallende Objekt bekommt einen Drehimpuls. Durch diesen Drall müsste eine Katze wie der Karakal sich eigentlich immer weiter drehen. Wie schafft er es, im richtigen Moment zu stoppen – und das, egal aus welcher Höhe er stürzt oder springt? Auf dem Video ist das gut zu erkennen: Er dreht sein Hinterteil zum Ausgleich in die entgegengesetzte Richtung zu seinem Vorderteil und erzeugt so zwei sich fast aufhebende Drehimpulse. Wäre seine Wirbelsäure nicht so biegsam, wäre das unmöglich. Das haben Wissenschaftler im Jahr 1969 sogar in einem mathematischen Modell beschrieben – allerdings am Beispiel der Hauskatze. Möglich wurden solche Überlegungen erst dank Fotografien und Zeitlupenaufnahmen. Mit dem bloßen Auge ist die Drehung kaum zu erkennen.

Wie tief darf eine Katze fallen?

Je tiefer der Fall, desto sicherer der Tod – klingt logisch und gilt auch für Katzen. Was jedoch überrascht: Ab einer bestimmten Fallhöhe steigt die Überlebenschance wieder leicht an, wie eine Studie zeigt, die unser Stimmt’s-Autor Christoph Drösser schon vor längerer Zeit entdeckte (Journal of the American Veterinary Medical Association, Whitney & Melhaff, 1988).

Dort beschrieben Ärzte 132 Fälle von Katzen, die in New York aus großer Höhe (im Durchschnitt 5,5 Stockwerke) auf die Straße gestürzt waren und in eine Tierklinik eingeliefert wurden. 90 Prozent überlebten, teilweise jedoch mit schweren Verletzungen. Diese Statistik hat allerdings einen Haken: Eine tote Katze bringt kaum jemand ins Krankenhaus. Die Stichprobe war also verzerrt, sie erfasste die schlimmsten Fälle nicht.

Aber immerhin lernten die Forscher: Fielen die Katzen aus dem 7. oder einem höheren Stockwerk, erreichten sie eine Position, in der sie fast wie ein Flughörnchen zu Boden segelten. Der Grund: Die Fallgeschwindigkeit kann nicht unendlich hoch werden: Irgendwann gleicht sie sich mit dem Luftwiderstand aus.

Eine Durchschnittskatze kommt im freien Fall auf eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 100 Kilometern pro Stunde. Ein Mensch würde mit etwa 200 km/h aufschlagen – und zwar deutlich unkontrollierter. Anders als die Katze hat er auch kein elastisches Skelett, das den Aufprall abfedern könnte.


Trotzdem: Auch der angeborene Umdrehreflex ist keine Überlebensgarantie für Katzen. Fallversuche mit der eigenen Mieze sind daher dringend zu unterlassen. Und ihre sieben Leben sind leider auch nur ein Mythos.