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Warum die Waffenruhe in Syrien nichts bringt

 

Die Zahl der Menschen, die in Syrien jeden Tag sterben, ist wieder auf einem ähnlichen Stand wie vor der Waffenruhe. Das zeigen Zahlen des Violations Documentation Centre in Syria. @ Screenshot Economist.com
Die Zahl der Menschen, die in Syrien jeden Tag sterben, ist wieder auf einem ähnlichen Stand wie vor der Waffenruhe. Das zeigen Zahlen des Violations Documentation Centre in Syria. @ Screenshot Economist.com

Jeden Tag sterben Menschen in Syrien – trotz der Waffenruhe, die seit Ende Februar dem Land nach Jahren des Bürgerkriegs ein wenig Hoffnung geben soll. Die Feuerpause und der Teilabzug russischer Truppen sollten eigentlich die ersten Schritte auf einem langen Weg zum Frieden sein. Doch nun zeigt eine Grafik des britischen Economist, dass sich die Situation nur für eine kurze Zeit verbessert hat.

Die Zahlen der Grafik stammen vom Violations Documentation Centre in Syria, einer Nichtregierungsorganisation, die sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschenrechtsverletzungen und die Auswirkungen des Bürgerkriegs zu dokumentieren. Demnach ist die Zahl der Menschen, die jeden Tag in Syrien sterben, nur kurzzeitig zurückgegangen. Inzwischen kommen täglich wieder Dutzende Menschen ums Leben – die Waffenruhe, wenn man sie überhaupt als eine solche bezeichnen kann, ist brüchig.

Vor allem Aleppo ist hart umkämpft. Die Stadt im Norden Syriens wird teilweise von Regierungstruppen kontrolliert, teilweise von Rebellen. Am 27. April hatten Kampfflieger das Al-Quds-Krankenhaus, eines der letzten Krankenhäuser von Aleppo, bombardiert. Dutzende Menschen verloren ihr Leben, etwa 50 wurden verletzt. Verantwortlich soll auch hier das Assad-Regime sein. Seit dem vergangenen Donnerstag gilt auch hier eine Waffenruhe, die noch einmal verlängert wurde. Dennoch sterben in Aleppo weiter jeden Tag Zivilisten.

Es ist deshalb schwer zu begründen, warum man das, was sich in Syrien abspielt, noch Waffenruhe nennen sollte, kommentierte ZEIT-ONLINE-Kollege Carsten Luther vor einigen Tagen. Denn die Truppen von Präsident Assad bombardieren eben nicht nur extremistische Gegner – sondern bewusst auch Zivilisten, Krankenhäuser, Flüchtlingslager, Märkte. Und die Unterhändler im vermeintlichen Friedensprozess in Syrien stehen vor einem Dilemma: Lassen sie die Gespräche in Genf scheitern, bricht der Krieg wieder aus. Halten sie an dem Plan fest, riskieren sie den Rückhalt von denjenigen, die sich (noch) an die Abmachungen halten.