Mary Landon Baker war in den 1920er Jahren eine Dame der Gesellschaft. Berühmt wurde sie, weil sie 65 Verlobungsanträge erhielt und doch nie geheiratet hat. „I did not marry, because I did not meet the right man at the right time at the right place“, soll sie einmal einem Journalisten gesagt haben. Die New York Times vermutet, dass sie schüchtern war – oder einfach ihre Freiheit liebte. Seit 1855 druckt die Zeitung Hochzeitsannoncen wie die von Mary Landon Baker. Zum 165. Jahrestag hat die Redaktion die kuriosesten und herzergreifendsten Geschichten zusammengetragen.
Die allererste Heiratsanzeige erschien am 18. September 1851 im Blatt, das damals noch The New-York Daily Times hieß. Das Inserat war bloß ein Satz, eine Anmerkung, das sich dann aber rasch zu einer Institution entwickelte. Den frisch verheirateten Sarah Mullett and John Grant wurde diese prestigeträchtige Annonce vermutlich gewährt, weil sie aus einflussreichen Familien stammten. Profit schlagen konnten sie daraus allerdings nicht. Während John später in einem Lebensmittelladen mit Tee und Salz handelte, musste sich Sarah mit einer Rolle als Hausfrau begnügen.
Für mehr Aufsehen sorgte die Hochzeitsanzeige eines jungen Paares: Eleanor und Franklin D. Roosevelt. 1905 titelte die New York Times „President Roosevelt Gives the Bride Away“:
„One of the most notable weddings of the year was that celebrated yesterday, when Miss Eleanor Roosevelt, daughter of the only brother of President Roosevelt, and Franklin Delano Roosevelt, a cousin of the President were married by the Rev. Endicott Peabody of Groton, Conn.“
Den Roosevelts wurde nachgesagt, nur innerhalb ihrer Großfamilie zu heiraten, weil sie niemals andere Leute treffen würden. Franklin D. und Eleanor Roosevelt trafen sich übrigens bei einer Pferdeshow.
Hochzeitsannoncen druckt die New York Times heute noch immer, allerdings hat sich die Art des Kennenlernens vieler Paare gewandelt. Was bei den Roosevelts noch ein gesellschaftliches Ereignis der Oberschicht war, heißt heute schon mal Tinder.
In den kommenden Wochen sollen weitere Geschichten aus „165 Years of Love (and War)“ von Paaren, deren Hochzeit in der New York Times verkündet worden ist, dazukommen.
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