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Wie die „New York Times“ einen Vertreter der Alt-Right-Bewegung demaskierte

 

Die Alt-Right-Bewegung hat in den vergangenen Jahren in den USA stark an Einfluss gewonnen. Ihre Vertreter treten in gut geschnittenen Anzügen auf, tragen modische Frisuren – doch so harmlos, wie sie aussehen, sind sie nicht. Ihre Botschaften sind rassistisch. Einer der zentralen Figuren, Richard Spencer, brüllt auf Veranstaltungen schon mal „Sieg Heil“, seine Mitstreiter sehen die USA von sogenannten Kulturfremden unterwandert und beklagen ein Schrumpfen christlicher Weltanschauungen. Die New York Times zeigt nun, dass diejenigen, die Medien wie Washington Post oder CNN sonst gerne mit „Fake News“ beschimpfen, es selbst mit der Wahrheit nicht immer so genau nehmen.

Die 20-minütige Videodokumentation stellt Elliott Kline vor, einen der Unterstützer Spencers, zeitweise Chef der Neonazi-Organisation Identity Evropa und Organisator eines Aufmarschs der Rechten in Charlottesville, wo eine 32 Jahre alte Frau ums Leben kam. Kline, der unter dem Namen Eli Mosley in der Szene berühmt wurde, stieg nach eigener Aussage von einem „anonymen Twitter-Troll“ (dort nannte er sich zeitweise offenbar „Judenjager“) zum Anführer einer der größten Gruppen innerhalb der Alt Right auf. Eine New-York-Times-Redakteurin fragte ihn für ein Interview an, das bewilligt wurde und in den Räumen von Richard Spencer stattfand, wie die Zeitung schreibt.

Im Gespräch erzählte Kline beiläufig, dass er für die US-Armee im Irak gewesen sei. Die Reporterin Emma Cott recherchierte weiter und fand heraus, dass Kline in rechten Podcasts nicht nur rassistische Botschaften von sich gab, sondern auch immer wieder seine „Kriegsgeschichte“ erzählte, wie er angeblich im Irak tschetschenische Scharfschützen aufspürte oder Araber tötete.


In Wahrheit, so fand Cott heraus, war Kline nie im Irak. Auch nicht in Kuwait, wie er ihr erzählt hatte. Kline verbrachte den Dokumenten der US-Army zufolge sechs Jahre in der Nationalgarde von Pennsylvania, kam ein Wochenende im Monat zum Training und für einige Wochen im Sommer. Zwei Soldaten seiner Einheit bestätigten, dass Elliott Kline nie in den Irak gesendet wurde. Wie Kline, der inzwischen nicht mehr Vorsitzender von Identity Evropa ist, auf diese Recherchen reagiert, erzählt diese Doku der New York Times, die zudem einen guten Einblick in die Strategie einer Bewegung gibt, deren Vertreter Stephen Bannon bis vor Kurzem noch Berater des US-Präsidenten war.