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Iranerinnen dürfen erstmals seit 37 Jahren ins Fußballstadion

 

https://twitter.com/saberbostaniasl/status/1009558851505524736

Sport ist unpolitisch, betonen Fußballfunktionäre gerne. Die Fußballweltmeisterschaft in Russland zeigt aber wieder einmal, dass Sport sehr wohl (gesellschafts-)politischen Fortschritt anstoßen kann. Jetzt durften Frauen im Iran zum ersten Mal seit 37 Jahren wieder in ein Stadion, um ein „Männerspiel“ zu sehen.

Zum WM-Spiel der iranischen Fußballnationalmannschaft gegen Spanien lockerten die Behörden in Teheran das bestehende Stadionverbot und erlaubten Männer und Frauen, die Übertragung gemeinsam auf einer Videoleinwand anzuschauen. 20.000 Tickets wurden für das Public Viewing im Azadi-Stadion verkauft. Beim ersten Vorrundenspiel gegen Marokko war die Veranstaltung noch kurzfristig abgesagt worden, „aus Gründen der Infrastruktur“.

Medienberichten zufolge wurden noch am Mittwochabend Familien zunächst daran gehindert, die Arena gemeinsam zu betreten. Die Polizei hatte das Gelände abgeriegelt. Nach Protesten gaben die Sicherheitskräfte allerdings nach und öffneten die Tore, wie der Journalist Sobhan Hassanvand auf Twitter schreibt. Aus Kreisen um Präsident Hassan Rohani hieße es, dieser selbst habe veranlasst, die Wartenden schließlich doch in die Arena zu lassen, berichtet die Tagesschau.

Im Stadion sorgte die Entscheidung für Hochstimmung, für die vor allem die weiblichen Fans verantwortlich waren. Sie jubelten, schwenkten Fanen und posteten Selfies zum Beweis, dass sie wirklich einem „Männerspiel“ beiwohnen durften. Auch auf Teherans Straßen und in Parks waren viele Frauen bis spät in die Nacht unterwegs.

Im Iran durften zuletzt 1981 Frauen und Männer gemeinsam ins Stadion. Seit der Islamischen Revolution ist es Iranerinnen verboten, Fußballspiele und weitere Sportveranstaltungen zu besuchen. Mit dem Erlass will der konservative, schiitische Klerus Frauen vor der aufgeheizten maskulinen Atmosphäre auf den Rängen schützen. Seitdem versuchen Frauen jedoch immer wieder mit Tricks, an dem Sport teilzuhaben, etwa in dem sie sich Bärte ankleben und als Männer verkleiden.


Unterstützt werden sie von weiblichen Fans, die zur WM nach Russland gereist sind. Dort demonstrieren Iranerinnen auf den Tribünen gegen das Stadionverbot. Die FIFA hatte die Initiative von Frauenrechtlerinnen und Fans ausdrücklich erlaubt.