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Kuba ist online! Zumindest für neun Stunden

 

Wer auf Kuba ins Internet möchte, braucht Geduld, Geld und ein bisschen Glück. Bis 2015 war die Karibikinsel quasi offline. Mittlerweile gibt es einige Hundert Hotspots, die es der Bevölkerung erlauben, immerhin ab und an mit der Außenwelt zu kommunizieren. Dafür müssen sich Normalbürger und -bürgerinnen allerdings früh morgens vor einem der Internetshops anstellen, um für umgerechnet ein paar Euro eine Karte mit einem Zugangscode zu ergattern. Leisten kann sich das nicht jeder, wer aber doch, tummelt sich dann mit anderen in den Parks oder an den öffentlichen Plätzen, die über WLAN verfügen, um wenigstens für eine Stunde online zu sein. Nun aber hatte das ganze Land 3G – gratis. Für viele Kubaner und Kubanerinnen unglaublich.

Knapp neun Stunden lang konnte jeder auf E-Mails, soziale Netzwerke oder Google zugreifen. Denn der nationale Telekommunikationsanbieter Etesca will ein Bezahlangebot für mobiles Internet einführen. Um den Empfang, die verfügbaren Kapazitäten und die nötigen Geräteeinstellungen zu überprüfen, führte das Unternehmen am Dienstag einen kostenlosen Test durch.

Laut Yoani Sanchez, Geschäftsführerin der Nachrichtenseite 14ymedio in Havanna, wurde die Bevölkerung vorab nicht über den Test informiert, sondern war ab 11 Uhr einfach online. Plötzlich hatte man überall Internet, egal ob im Bett, auf der Arbeit oder auf dem Kinderspielplatz – wenn auch mit einer sehr langsamen Verbindung. Auf Twitter schrieb Sanchez: „Ich kann es kaum fassen, diese Nachricht habe ich mit meinem Mobiltelefon verschickt!“

Laut 14ymedio gibt es in Kuba mehr als fünf Millionen internetfähige Handys. Einige privilegierte Nutzer und Nutzerinnen wie Diplomaten, ausländische Geschäftsleute oder Journalisten hatten den Angaben zufolge schon in den vergangenen Wochen die Chance, mobil zu surfen. Zuvor hatte Kubas Präsident Miguel Diaz-Canel vor dem Parlament gefordert: „Wir müssen die Möglichkeit haben, die Inhalte der Revolution online zu stellen.“ Damit könnten Kubaner der Masse an pseudokulturellen, banalen und vulgären Inhalten im Netz begegnen, argumentierte Diaz-Canel. Internetzugang für alle wäre eine erneute Revolution in dem sozialistischen Land, dieses Mal eine digitale.