Am vergangenen Samstag ist der US-Senator John McCain an den Folgen seines Krebsleidens gestorbens. Mit ihm ging eine starke Persönlichkeit und einer von wenigen Politiker in Washington, die ihre Überzeugungen über Parteizugehörigkeiten stellen und für die Kompromisse keine Niederlagen sind. Die New York Times bezeichnete ihn einmal als Larger-than-life-Figur, von denen es im Senat immer weniger gebe. Seine Charaktereigenschaften prägen auch den Abschiedsbrief des republikanischen Präsidentschaftskandidaten von 2008, den sein Sprecher Rick Davis nun in Phoenix verlas und in dem McCain die Amerikaner dazu aufruft, die Spaltung des Landes zu überwinden.
McCain dankt in dem Schreiben seinen „amerikanischen Landsleuten“ und besonders den Menschen von Arizona, denen er „60 Jahre lang diente“. Er habe in seinem Leben Fehler gemacht, schreibt McCain, „aber ich hoffe, dass meine Liebe zu Amerika positiv gegen sie aufgewogen wird“. Mit großer Sorge blickte der Politiker zuletzt auf die Gräben in der Gesellschaft, die auch sein politisches Handeln zuletzt beeinflussten.“Wir schwächen unsere Größe, wenn wir unseren Patriotismus mit Stammesrivalitäten verwechseln. Wir schwächen ihn, wenn wir uns hinter Mauern verstecken, statt sie niederzureißen, wenn wir an der Macht unserer Ideale zweifeln, anstatt darauf zu vertrauen, dass sie die große Kraft für Veränderungen sind, die sie immer waren“, schreibt der Republikaner, der als vehementer Kritiker von US-Präsident Donald Trump galt.
Sein Appell an die Bürger seines Landes: „Wir sind 325 Millionen eigensinnige Individuen. Wir streiten laut, und mitunter verunglimpfen wir einander in kontroversen Debatten. Aber wir hatten immer so viel mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes. Wenn wir uns daran erinnern und uns vergegenwärtigen, wie stark die Liebe zu unserem Land ist, werden wir diese schwierigen Zeiten durchstehen.“
Zuletzt hatte sich selbst Trump zu einer Geste der Versöhnung bewegen lassen. Trotz politischer Differenzen respektiere er McCain für seinen „Dienst für unser Land“, schrieb Trump in einer Mitteilung. Außerdem ordnete er an, die US-Flaggen an Regierungsgebäuden bis zur Beerdigung seines parteiinternen Rivalen an diesem Sonntag auf halbmast zu setzen. Während des Präsidentschaftswahlkampfs hatte Trump den Veteranen, der mehr als fünf Jahre in Kriegsgefangenschaft verbrachte, verhöhnt. Für ihn sei McCain „kein Held“, sagte Trump, der selbst einst den Wehrdienst umgangen hatte: „Ich mag Leute, die nicht gefangen wurden, okay?“
Noch vom Krankenbett aus setzte McCain wenige Wochen vor seinem Tod eine Erklärung mit vernichtender Kritik an Trumps Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin ab. Zudem ließ er verbreiten, dass er Trump nicht als Trauergast bei seiner Beerdigung wolle. Stattdessen wünschte er sich Medienberichten zufolge, dass der demokratische Ex-Präsident Obama und Ex-Präsident George W. Bush bei der Trauerfeier reden. Trump habe nun Vizepräsident Mike Pence gebeten, am Freitag auf einer Zeremonie zu Ehren McCains auf dem Capitol Hill zu sprechen, schrieb Trump in seiner Erklärung weiter. Zudem sollen Stabschef John Kelly, Außenminister James Mattis und Sicherheitsberater John Bolton seine Regierung bei Gedenkfeierlichkeiten vertreten.