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Dieser Brennpunkt hätte nach der „Tagesschau“ laufen sollen

 

Nach der Tagesschau um 20.15 Uhr ist immer wieder Brennpunkt-Zeit. Die ARD räumt diesen Sendeplatz nach bedeutenden oder dramatischen Ereignissen für Spezialsendungen frei – in diesem Jahr unter anderem nach dem Anschlag in Hanau und dem angekündigten Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Chefin. Wegen der Corona-Krise wurden die Brennpunkte zuletzt wochenlang zu ARD-Extra-Sendungen umgetauft. Der Tod von George Floyd, die Debatte um Polizeigewalt in den USA und die sich anschließenden Demonstrationen wurden im Ersten bislang nur in den Nachrichtensendungen und -magazinen thematisiert. Deshalb hat Comedian Carolin Kebekus nun einen eigenen Brennpunkt produziert.

Die Carolin Kebekus Show war am Donnerstagabend ernster als sonst. Keine Stand-up-Comedy zu Beginn, sondern eine wichtige Botschaft. Rassismus, so Kebekus, tötet nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. „Damit müssen wir uns alle auseinandersetzen. Auch wenn es wehtut.“ Und da die ARD bislang dazu keinen Brennpunkt gemacht hat, sagt Kebekus, „machen wir einfach einen“, präsentiert von der Moderatorin Shary Reeves. „Menschen mit heller Haut können nicht nachempfinden, was Menschen mit dunkler Haut fast täglich an Benachteiligung widerfährt“, sagte Reeves in ihrer Einleitung. Und weil das so ist, hat sie Freunde gefragt, was die erleben. Ein paar Beispiele:

„Ich habe ein blondes Kind, und das scheint für viele Menschen hierzulande (…) ein Problem zu sein.“ (Dennis Lisk aka Denyo, Musiker)

„Ich habe das Gefühl, dass weiße Menschen sehr wohl Hautfarbe sehen – und insbesondere dann, wenn sie sich in ihrer Macht bedroht fühlen.“ (Alice Hasters, Journalistin)

„Es schmerzt wahnsinnig, dass du dir auf dem Platz den Allerwertesten für dieses Land aufreißen kannst, aber neben dem Platz nicht von allen akzeptiert wirst.“ (Patrick Owomoyela, ehemaliger Fußballnationalspieler)

„In den über 65 Filmen, in denen ich bisher mitgespielt habe, wurde ich zu 85 Prozent als ‚der andere‘ dargestellt.“ (Tyron Ricketts, Schauspieler und Produzent)

Das sind nur ein paar Sätze aus dem Video. Sie sollten es sich anschauen, denn es gibt viele weitere dieser Erlebnisse. Wer den Einspieler als etwas lang wahrnimmt, der sollte ihn sich ein zweites Mal anschauen und währenddessen die Stoppuhr mitlaufen lassen. Acht Minuten und 46 Sekunden lang lag George Floyd auf dem Boden, das Knie des Polizisten an seinen Hals gedrückt.

Man hätte diesen Brennpunkt gern nach der 20-Uhr-Tagesschau gesehen.