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Joko und Klaas machen das Grauen von Moria sichtbar

 

Verteilungsschlüssel, EU-Türkei-Abkommen, „Koalition der Willigen“: Das Flüchtlingsthema kann schnell einen virtuellen Charakter bekommen, wenn man es aus der sinnbildlichen „warmen Stube“ verfolgt. Dabei geht es bei aller komplexen Politik doch um Menschen. Die Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben dazu beigetragen, das konkrete Grauen der Flüchtlinge und Migranten auf Lesbos sichtbarer zu machen. Dazu nutzten sie die Sendezeit, die sie am Dienstag „gewonnen“ hatten: Die Kurzdoku A Short Story of Moria über die Lage auf Lesbos lief am Mittwochabend zur Primetime auf ProSieben.

In dem 15 Minuten langen Video schildert Gilad, ein junger Afghane, wie er nach Moria kam. Die von den Geflüchteten sowie Helferinnen und Helfern vor Ort gedrehten Filmaufnahmen zeigen, wie die griechische Küstenwache bei einem Versuch, ans Festland zu gelangen, den Motor ihres Bootes zerstörte und die Gruppe auf dem Meer zurückließ. Sie zeigen die Enttäuschung über die desolate Situation in Moria, als es Gilad beim dritten Mal gelang, griechischen Boden zu erreichen; und das noch mal gesteigerte Chaos, das nach dem Brand des Lagers ausbrach.

„Es war der größte Fehler meines Lebens, auf diese Insel zu kommen“, sagt Gilad. Gestützt wird die Erzählung von Aufnahmen, die teilweise er machte. Es sind kaum erträgliche Bilder: Menschen, die zu ertrinken drohen, die mit Kindern auf dem Meer ausgesetzt sind; griechische Polizisten, die Tränengas auf Familien abfeuern; eine Versorgungslage im Camp, die menschenunwürdig ist. „Ist das die Realität? Oder nur ein schlechter Traum?“, fragt Gilad.


A Short Story of Moria ist ein verstörender Blick in den Spiegel: Europa im Jahr 2020 ist ein Ort, in dem viele warme Worte gesprochen werden – und in dem doch größte Kälte herrschen kann.