Die Financial Times (FT) wird zum großen Teil von der Wirtschafts- und Finanzelite gelesen. Manager, Unternehmer und Börsenmakler kaufen das auf lachsfarbenem Papier gedruckte Fachblatt, sie interessieren sich für die großen Leitlinien der Wirtschaft, für tiefe Analysen der ökonomischen Entwicklungen, für Brancheninterna und Geschäftsberichte der großen Konzerne. Aber scheinbar wird die FT auch von Jugendlichen aufmerksam gelesen: Jugendlichen, die sich in der Lebenswirklichkeit besser zurechtfinden als eine renommierte Redaktion.
Anna Schleiter Nielsen schrieb kürzlich einen Leserbrief an die FT-Redaktion. Die 14-Jährige hatte sich an einer Überschrift zu einem Text über den Strategiewechsel des Konsumgüterherstellers Johnson & Johnson gestört. „Millennial mums going gaga for organics spark J&J rethink“ – so war der Artikel überschrieben. „Es sind nicht nur Mütter, die sich mit Babycare-Produkten beschäftigen – sondern auch Väter, die nicht gerade glücklich darüber sein dürften, dass sie nicht erwähnt wurden“, schrieb das Mädchen wütend. Sie schloss mit dem Satz: „Kann ich davon ausgehen, dass Sie ihre Redaktionspolitik auf den neuesten Stand bringen?“
Tatsächlich gibt es im Jahr 2016 auch Väter, die sich mit Kinderpflege befassen – die FT-Redaktion zeigte sich einsichtig und druckte den Brief ab. In den sozialen Netzwerken wurde das Schreiben prompt weiterverbreitet, Medien wie die Huffington Post oder The Independent griffen die Geschichte auf und titelten: „Die Financial Times bekommt Nachhilfe in Genderfragen von einer 14-Jährigen.“ Im Netz wurde diskutiert, ob die Redaktion nun altmodische Familienbilder propagiert oder ob alles nur halb so schlimm ist, weil eben tatsächlich mehr Mütter Babypflegeprodukte kaufen.
Am Dienstag schaltete sich die FT nun auch selbst in die Debatte ein und entschuldigte sich per Twitter bei ihrer jungen Leserin:
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