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Immer haben die anderen mehr Freunde

 

Soziale Netzwerke Twitter Follower freunde
Qualities and Inequalities in Online Social Networks through the Lens of the Generalized Friendship Paradox ©Naghmeh Momeni & Michael Rabbat

Beginnt man auf sozialen Netzwerken zu zählen, dann kann einem schnell die schlechte Laune kommen. Im Durchschnitt haben die anderen immer mehr als man selbst: mehr Kontakte, mehr Postings, mehr Likes. Und das stimmt für die meisten Menschen, haben Netzwerkforscher schon in den 1990er Jahren erstaunt festgestellt und das Phänomen „Freundschaftsparadoxon“ getauft. Wie kann das mit rechten Dingen zugehen? Die gängige Antwort: Die Wahrscheinlichkeit, dass man einen einzelnen Menschen mit vielen Kontakten und Likes unter seinen Freunden hat, ist höher – ganz einfach, weil ein solcher Mensch mehr Facebook-Freunde/ Twitter-Follower hat. Dieser einzelne verdirbt den Schnitt. Ist aber nur fast richtig, haben jetzt eine Informatikerin und ein Informatiker von der kanadischen McGill University in Montreal festgestellt.

Sie sind dem Rätsel genauer nachgegangen, am Beispiel von Twitter. In einer Arbeit in der Public Library of Science (PLOS) untersuchten Naghmeh Momeni und Michael Rabbat, wie viele Follower und wie viel „Einfluss“ Nutzer und ihre Follower bei Twitter so haben. Und bekamen heraus: Es ist alles noch viel ärgerlicher.

Immer haben die anderen mehr Freunde
Grafik: Ana Swnason, Wonkblog ©Washington Post

Es sei nämlich gar nicht so, dass ein einzelner Freund mit exorbitant vielen Followern den Durchschnitt nach oben reißt: Bei den meisten Nutzern trage mehr als die Hälfte der Freunde dazu bei, das man selbst in puncto Followern schlecht dasteht. Dieses Phänomen beschränke sich nicht nur auf Twitter – im Prinzip ist es wohl auf alle Netzwerke, ob bei Facebook oder auf der Arbeit übertragbar. Die tröstliche Nachricht: Es geht fast allen gleich. „Selbst ein Twitter-Nutzer mit mehr als 155.657 Followern folgt noch Nutzern, die ihrerseits mehr Follower haben. Dabei muss man bedenken, dass nur ein Prozent der Nutzer mehr als 460 Follower hat“, schreiben die Autoren. Und warum? Es liege „an der hierarchischen Natur der Verbindungen im Netzwerk“: Alle folgen denen, die viele Freunde, viele Postings, viele Shares/ Retweets haben.

  • In Navigationsgeräten und Spracherkennung steckt Graphentheorie, ein Teilbereich der modernen Mathematik, die voller Rätsel ist. Eines davon soll nun gelöst sein. Lesen Sie hier, wie.

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