Es ist eine Frage, die homosexuellen Menschen gerne gestellt wird: Warum müsst ihr eigentlich ständig über eure Sexualität sprechen? Interessiert doch keinen, wen ihr liebt und warum. In Wahrheit bedeutet das häufig: Bleib mir mit diesem Thema weg. Und eigentlich haben diejenigen, die so etwas sagen, nicht mal unrecht: In einer 100 Prozent toleranten Welt sollte es doch wirklich niemanden interessieren, ob jemand homo, hetero, bi oder was auch immer ist. Wie also reagieren? Die beste Antwort auf diese Frage hat nun Thomas Hitzlsperger gegeben.
Hitzlsperger, ehemaliger Nationalfußballer, hat sich Anfang 2014 in einem Interview mit der ZEIT als schwul geoutet. Nun hat er bei einem Kongress der Fifa in Zürich (den gesamten Mitschnitt der Konferenz gibt’s hier) eine Frage von Clarence Seedorf zu beantworten. Der ehemalige Fußballprofi (unter anderem AC Mailand) steht auf. „Ich freue mich sehr, dich wiederzusehen“, sagt Seedorf zu Hitzlsperger – und fragt dann: „Ist es wirklich nötig, dass ihr über eure sexuellen Neigungen sprecht? Heteros tun das doch auch nicht.“
„Das ist sehr wichtig“, antwortet Hitzlsperger. Schließlich seien Fußballspieler Vorbilder. Und da viele Menschen Probleme mit ihrer eigenen (Homo-)Sexualität hätten, sei es hilfreich, wenn prominente Sportler sich zu diesem Thema äußerten und über ihre Sexualität sprächen. Außerdem habe Seedorf nicht recht, wenn er sage, dass Heterosexualität in der Öffentlichkeit nicht thematisiert werde. „Jedes Mal, wenn ich über einen Fußballer lese, der seine Frau betrügt – sorry, das passiert –, sprechen sie über ihre Sexualität.“ Auch wenn Heteros Fotos ihrer Partner auf den Schreibtisch stellen, thematisierten sie ihre Sexualität.
„Ich wünschte, es wäre kein Problem“, sagt Hitzlsperger am Ende. „Aber leider ist es das. Und solange das so ist, müssen Menschen darüber reden, dass sie homosexuell sind, um anderen Mut zu machen.“
Am Ende stellt Clarence Seedorf übrigens klar, dass es ihn selbst überhaupt nicht stört, über Homosexualität zu sprechen – im Gegenteil: „Das ist das erste Mal, dass ich bei einer Konferenz eine solche Erklärung höre. Sonst reden alle nur darüber, dass sie die gleichen Rechte wollen. Du aber sprichst über das große Ganze. (…) Mein Kompliment.“