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Moment der Einigkeit inmitten von Hass

 

Die Zeichen standen auf Eskalation: Eine Gruppe der Black-Lives-Matter-Bewegung (BLM) läuft in Washington in eine Kundgebung von weißen Trump-Unterstützern. „Schwarze leben zählen“, rufen die Aktivisten. Die Trump-Unterstützer reagieren feindselig: „Das ist Amerika! Wenn es ihnen nicht gefällt, sollen sie abhauen“, hallt es von der Bühne. Doch dann passiert etwas, das man sich in dem tief gespaltenen Land kaum mehr vorstellen konnte.

Der Organisator der Kundgebung bietet den BLM-Aktivisten an, zu sprechen. „Ich werde euch zeigen, was Patriotismus bedeutet“, sagt er. „Es geht um Meinungsfreiheit. Wir werden zwei Minuten lang unsere Plattform mit euch teilen. Ob die Menschen euch zustimmen oder nicht, ist egal. Entscheidend ist, dass ihr sprechen dürft.“

Hawk Newsome von BLM nimmt das Angebot an – und nutzt die Zeit, um das Anliegen seiner Bewegung zu erklären, die wegen der Polizeigewalt gegen Schwarze gegründet wurde. „Ich bin Amerikaner!“, ruft Newsome unter dem Jubel der Trump-Unterstützer. Das Schöne an den USA sei, dass man Menschen mobilisieren könne, um Probleme zu beheben. „Es gibt unsere Bewegung, weil du im Fernsehen zuschauen kannst, wie ein Schwarzer stirbt, wie er zu Tode gewürgt wird – und nichts passiert.“

Die weißen Trump-Fans reagieren mit Buhrufen. „Er war ein Krimineller“, ruft eine. „Und was ist mit Gewalt unter Schwarzen?“ Doch Newsome gelingt es, einen gemeinsamen Nenner zu finden: „Wir sind nicht gegen Polizisten, sondern gegen schlechte Polizisten. Sie müssen gefeuert werden, genauso wie ein schlechter Klempner, ein schlechter Anwalt – oder ein schlechter Politiker.“ Mit dem letzten Beispiel hat Newsome seine weißen Zuhörer: Jubel – und trotz bleibender Differenzen so etwas wie Einigkeit unter „USA, USA“-Rufen.


Danach herrscht allgemeine Zufriedenheit. „Es hat meinen Glauben an manche dieser Menschen wiederhergestellt“, sagt Newsome. Und lässt sich mit dem kleinen Sohn eines Trump-Unterstützers fotografieren.