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Big Brother schaut nur? Schön wär’s!

 

Was Kameras alles aus einem Gesicht ablesen können
29 Jahre? Da liegt die Software ziemlich daneben. © Screenshot Berliner Morgenpost

Mehr als 10.000 Kameras sind allein in Berlin aufgestellt. Sie halten jede Bewegung fest, nehmen Gesichter auf, überwachen öffentlichen Raum. Mit einigen Tausend davon sind sogar Beobachtungen in Echtzeit möglich. Am S-Bahnhof Südkreuz will die Polizei testen, ob Kameras und Computer Menschen nur mit einer Aufnahme ihres Gesichtes erkennen können – egal ob sie Fahrradhelme tragen, Sonnenbrillen oder Mützen. Was Kameras bereits jetzt über uns wissen, zeigt nun das Interaktiv-Team der Berliner Morgenpost mit einer ganz besonderen Anwendung.

Wer seine Webcam freigibt und ein Foto seines Gesichtes aufnimmt, erfährt, was die Software erkennt. Wie alt der Mensch auf dem Bild in etwa ist. Hat er eine Glatze? Trägt er Bart? Wie verrät der Gesichtsausdruck über die momentane Stimmungslage? Ein Test der Morgenpost-Redaktion zeigt, dass bei mehr als einem Drittel der Testpersonen das Alter korrekt ermittelt wurde. Allerdings wurden auch fast 40 Prozent der Redaktionsmitglieder mehr als sechs Jahre zu jung oder alt eingeschätzt.

Dass das Ganze gar nicht harmlos ist, darauf weisen die Autoren im Begleittext hin. Algorithmen wollen inzwischen aus Gesichern die sexuelle Orientierung von Menschen herauslesen. Und in Russland ist es möglich, mithilfe eines Tools und eines digitalen Fotos Namen, Kontaktdaten und möglicherweise auch weitere Angaben der jeweiligen Menschen zu recherchieren. Big Brother is watching you? Schön wär’s. Big Brother kann schon jetzt viel mehr.


Bei unserem Kollegen, den Sie oben im Foto sehen, lag die Software übrigens gründlich daneben. Sie hat sich allerdings zu seinen Gunsten verrechnet.