Wer in der Hauptstadt lebt, weiß: Radfahren in Berlin ist keine Freude. Existierende Radwege sind oft viel zu schmal und lassen keinen Platz zum Überholen. Und an vielen Stellen müssen sich Radfahrer die Straßen mit Autos teilen – und dann wird es mitunter richtig gefährlich. Wie die Situation für Radfahrer in Berlin ist, zeigt der Tagesspiegel in einer interaktiven Projekt – das zudem herausfinden will, wie viel Abstand Autofahrer beim Überholen von Radfahrern lassen.
Der Radmesser ist in vier Kapitel unterteilt. Im ersten Teil zeigen die Autoren auf, wie gut die Hauptstadt tatsächlich mit Radwegen ausgestattet ist. Und da, das zeigt die Erhebung deutlich, gibt es zwischen den Bezirken große Unterschiede. Wer die Situation in seinem Kiez genauer untersuchen möchte: Eine Karte, gefüttert mit Daten des Geoportals der Berliner Senatsverwaltung, zeigt für jede Straße den Anteil an Radwegen. Im zweiten Kapitel wagen die Autoren einen Blick in die Zukunft. Wo sind neue Radwege geplant? Fest steht nur: Es muss etwas passieren, denn die rot-rot-grüne Regierung hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Langfristig soll es in Berlin „keine Verkehrsunfälle mit schweren Personenschäden“ mehr geben.
Eine große Gefahr für Radfahrer sind Autos, die mit zu geringem Abstand überholen. Und das kommt, nicht nur in der Hauptstadt, viel zu oft vor. „Wer als Kraftfahrzeugführer einen Radfahrer überholt, muss je nach dessen Fahrweise und seiner eigenen Fahrgeschwindigkeit ausreichenden Seitenabstand einhalten, mindestens 1,5 bis 2 Meter“, sagt die Berliner Polizei. Ob sich die Fahrer von Autos, Bussen und Lkw daran halten, haben die Tagesspiegel-Autoren im Rahmen einer Testfahrt vom Funkturm zum Kottbusser Tor erhoben. Dafür konstruierten sie, zusammen mit Physikern, Designern und Experten für künstliche Intelligenz, einen Abstandssensor, der ermittelt, wie viel Abstand andere Fahrzeuge beim Überholen einhalten. Und weil eine einzige Testfahrt alles andere als repräsentativ ist, ruft die Zeitung Berlinerinnen und Berliner dazu auf, sich als Testfahrer zu bewerben und noch mehr Daten zu erheben. 100 Messgeräte stehen dafür zur Verfügung.
Ein Fahrrad-Problem, das viele Berliner in den vergangenen Tagen belustigte, ist inzwischen wohl Geschichte. Die vielfach als „Gaga-Radweg“ belachte Zickzack-Markierung auf einer Strecke in Zehlendorf soll nun wieder verschwunden sein.
- Ein – schon etwas älteres – Video zur Situation der Fahrradfahrer in Berlin können Sie hier anschauen.
- Müssen Radfahrer überhaupt auf dem Fahrradweg fahren? Oder dürfen sie auch die Straße nutzen? Das beantworten wir in unserer Verkehrsrechtskolumne.
- Früher schwebte ich mit dem Rad über den Asphalt, heute fahre ich mit Wut im Bauch. Warum unser Autor zum Wutradler wurde, erklärt er in diesem Text.
- Und mehr Netzfundstücke gibt’s im Teilchen-Blog.