Wohnungssuche in Berlin ist einfach – sagen alle, die nicht dort wohnen. Wer aber tatsächlich auf dem Immobilienmarkt fündig werden muss, merkt: Es ist leichter, ein schickes Airbnb-Appartement für eine Nacht zu finden als dauerhaft zwei Zimmer, Küche, Diele, Bad. Die Berliner sind sauer auf Investoren, die günstige Wohnungen kaufen und sie dann als Ferienwohnung bei Airbnb einstellen. Das ist in der Regel lukrativer als konservatives Dauervermieten und freut Touristen, die dann wie Pavianhorden durch die Stadt rennen, was die Einwohner dann wiederum doppelt ärgert.
Wie belastbar die Vorurteile gegen Airbnb in Berlin tatsächlich sind, zeigen Studenten der FH Potsdam mit diesem Datenprojekt. Sie haben sich umfassend mit den verfügbaren Zahlen beschäftigt und arbeiten überraschende Fakten zum Airbnb-Business in der Hauptstadt grafisch auf. Interessant ist vor allem ein Blick auf die Anbieter, die mehr als eine Wohnung im Angebot haben und die im Verdacht stehen, ihr Geschäft als kommerzielles Gewerbe zu betreiben. Die jungen Datenjournalisten haben sich die Standorte der Appartements von den vier Top-Anbietern angeschaut, die zusammen 147 Wohnungen inseriert haben. Es sieht fast so aus, als hätten sie sich den Markt tatsächlich aufgeteilt.
Diese Power-Seller gibt es allerdings nicht nur in Berlin. Die Zahlen zeigen, dass der Anteil von Anbietern mehrerer Wohnungen vor allem in zwei Städten hoch ist: Hannover und Essen. Berlin liegt hier eher im Mittelfeld. Spannend ist auch die Bewertung der Wortwahl in den Inseraten, in denen es vor allem um die Lage der Wohnung geht. Aber auch um deren emotionalen Charakter – und überraschend selten: um den Preis.
Dennoch: Berlin ist die Stadt in Deutschland, in der mit Abstand die meisten Wohnungen über die Plattform kurzvermietet werden. Die Angebote konzentrieren sich in den beliebten Touristengebieten Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg und Neukölln.
Vor ein paar Wochen zeigte noch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am Beispiel des beliebten Kreuzberger Wrangelkiezes, wie das Geschäft mit privat vermittelten Airbnb-Wohnungen den Berliner Wohnungsmarkt verseucht. Die Autorin durchforstete das Netz und kam zu einem erschreckenden Ergebnis: Während zwischen der U-Bahn-Station Schlesisches Tor und dem Görlitzer Park 102 Ferienwohnungsangebote auf Airbnb eingestellt waren, gab es nur ein einziges Mietwohnungsangebot bei ImmobilienScout.
Da stellt sich natürlich die Frage, ob man dort als Tourist vor lauter Rollkoffern das „pure living like a Berliner“ noch genießen kann.
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