Es kommt nicht oft vor, dass Männer in der Öffentlichkeit weinen, prominente Männer vor allem. Aber wirklich geschadet hat es bislang keinem. Als dem damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück bei einem SPD-Parteikonvent plötzlich die Stimme wegbrach, wurde er danach wieder stärker als Mensch wahrgenommen. Uli Hoeneß konnte sich nach seinen Tränen auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern, trotz Steueraffäre, des Beistands seiner Anhängerschaft noch sicherer sein. Und nun wird wieder ein Medienprofi für eine emotionale Reaktion gefeiert: ZDF-Moderator Claus Kleber.
Nach einem sehr eindrücklichen Bericht über eine Vorbereitungs-Schulklasse für Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen wollte Kleber im heute-journal am Mittwochabend (hier die gesamte Sendung in der ZDF-Mediathek) mit einem Fundstück der Krautreporter-Kollegen an seine Kollegin Gundula Gause überleiten. Er erzählte von einem Busfahrer im fränkischen Erlangen, in dessen Bus eine Gruppe Flüchtlinge mit ihren Betreuern stieg. Der Fahrer hielt an, griff sich das Mikrofon und sagte auf englisch:
„Ich habe eine wichtige Nachricht für alle Menschen aus der ganzen Welt in diesem Bus. Willkommen. Willkommen in Deutschland. Willkommen in meinem Land. Haben Sie einen schönen Tag.“
Es fällt Kleber nicht leicht, diese Sätze zu sagen, seine Stimme ist brüchig. „Es kann manchmal so einfach sein“, fügt Kleber noch hinzu. Dann dreht er sich zu Gundula Gause.
Auf Twitter bekommt der Moderator zum großen Teil positive Reaktionen auf den Gefühlsausbruch, den er auch selbst – via Twitter – am nächsten Morgen kommentiert:
Ich reagiere manchmal auf positive Kleinigkeit emotionaler als auf große Story. Nicht sehr professionell. Aber okay? Nächste Sendung wartet
— Claus Kleber (@ClausKleber) 13. August 2015
Die nächste Sendung wartet. Schon heute. Es kann so einfach sein.