Über die Regeln der richtigen Kunstherstellung sind viele Bücher geschrieben worden. In vielem widersprechen sie sich, doch eins haben sie alle gemeinsam: Sie sind samt und sonders tl;dr (too long; didn’t read). Oscar Wilde hat diese Bibliotheken deshalb in einem Aphorismus einmal so zusammengefasst: „Talent borrows, Genius steals.“ Talente leihen, Genies klauen. Was allerdings unbedingt heißt, dass Kopisten im Umkehrschluss auch automatisch Genies sind, auch wenn dieses Missverständnis häufig vorkommt.
Einer der begabtesten Adapteure der Gegenwart ist in jedem Falle der amerikanische Filmemacher Quentin Tarantino. Während andere Regisseure vereinzelt Anspielungen verstecken, sind Tarantinos Filme im Grunde ein Supercut aus den Beständen der Videothek, in der er jahrelang gearbeitet hat. Das macht Tarantino sozusagen zu einem Filmemacher zweiter Ordnung: Jeder Film karikiert die Verfahrensregeln eines Genres, nahezu jede Szene ahmt eine andere Szene nach, die es irgendwo schon einmal gegeben hat.
Das New York Magazine hat jetzt ein Verzeichnis von Filmen zusammengetragen, die Tarantino in Pulp Fiction verarbeitet hat. Die Liste ist zwar schon sehr umfangreich, trotzdem aber sehr wahrscheinlich nur vorläufig. Um wirklich sämtliche Bezüge zu dechiffrieren, bräuchte man ein Archiv, das mittlerweile verloren ist: Die Videothek Video Archives in Hermosa Beach, Los Angeles, in der Tarantino gearbeitet hat, gibt es nicht mehr.
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