Lesezeichen

„Gott will nicht, dass mein Sohn im Gefängnis sitzt“

Die Mexikaner trauen El Chapo erneuten Ausbruch zu
Joaquín Guzmán nach seiner neuesten Festnahme © Xinhua/dpa

Zwei Mal ist Joaquín Guzmán alias El Chapo schon aus mexikanischen Hochsicherheitsgefängnissen ausgebrochen – das erste Mal im Januar 2001 in einem Wäschetransporter, das zweite Mal im vergangenen Sommer per Motorrad durch einen Tunnel. Das sind die offiziellen Versionen. Viele Mexikaner glauben sie nicht. Sie vermuten, dass der Mafiaboss, vom Magazin Forbes lange als eine der mächtigsten Personen der Welt gelistet, beide Male mit den Behörden einen Deal geschlossen hat. Der Journalistin Anabel Hernández zufolge soll der ehemalige Präsident Vicente Fox Millionen von Guzmán dafür erhalten haben, dass er seinen ersten Ausbruch ermöglichte.

Weiter„„Gott will nicht, dass mein Sohn im Gefängnis sitzt““

 

Die Klimawandel-Maschine

Die Klimawandel-Maschine
Wie ernst es um unseren Planeten bestellt ist, hat die Washington Post anschaulich illustriert. Screenshot: washingtonpost.com

Ein neuer Weltklimavertrag soll beim UN-Klimagipfel verabschiedet werden – sechs Jahre nach der gescheiterten Konferenz von Kopenhagen. Mehr als 80 Staats- und Regierungschefs reisen an. Ob die Symbolik etwas bringt, ist eine andere Frage: Kurz vor Halbzeit der Verhandlungen hört man, dass sich die Delegationen wieder sehr im Klein-Klein des Vertragsentwurfs verzetteln. Nur ein Beispiel: Angeblich stritten sie eine geschlagene Stunde darüber, ob der Gipfel die freiwilligen Emissionsziele der einzelnen Staaten „begrüßen“ oder nur „zur Kenntnis nehmen“ solle. Am Ende einigten sie sich auf „zur Kenntnis nehmen“. Bloß nicht zu engagiert werden!

Für alle Klimaskeptiker und jene, die sich noch einmal vergegenwärtigen wollen, wie Kohlendioxid und Methan die Erde aufheizen, hat die Washington Post gerade eine schöne Infografik ins Netz gestellt. Es ist eine Art Klima-Dampfmaschine mit altertümlichen Rohren, Ventilen, Temperatur- und Pegelanzeigen, die grundsätzliche Zusammenhänge verdeutlicht. Weiter„Die Klimawandel-Maschine“

 

Kim Kardashian, Netflix und der freie Markt

Kim Kardashian, Netflix und der freie Markt
Kim Kardashian und Kanye West im vergangenen Juni in New York. Foto: REUTERS/Lucas Jackson

Liberale Ökonomen glauben ja, dass die Märkte alles regeln, wenn man sie nur lässt. In ihrer Logik ist alles eine Frage des Preises. Egal, ob es darum geht, wer den neuesten Flachbildschirm und die heißesten Markenklamotten bekommt – oder um die Verteilung von Jobs, Nahrungsmitteln und Bildungs-, also Zukunftschancen. Theoretisch funktioniert das so: Angebot trifft auf Nachfrage, es bildet sich ein Preis – je knapper, desto teurer – alles wird verkauft, die Geschäfte sind gemacht, und alle gehen zufrieden nach Hause. Effizienter geht’s nicht.

Weiter„Kim Kardashian, Netflix und der freie Markt“

 

Im Paradies der Lobbyisten

TTIP: Im Paradies der LobbyistenBranchen mit dem größten Einfluss bei den TTIP-Verhandlungen. Grafik: corporateeurope.org

Das geplante Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA ist heiß umstritten. Jetzt gibt es neue Daten, die den Einfluss der Brüsseler Lobbyisten auf die Verhandlungen belegen. Erhoben hat sie die Organisation Corporate Europe Observatory (CEO) – auch eine Lobbyorganisation, allerdings eine, die Konzernen kritisch gegenübersteht und die TTIP-Verhandlungen schon lange als intransparent und undemokratisch geißelt. Weiter„Im Paradies der Lobbyisten“

 

Nummer 16 hat überlebt

Am Wochenende war der mexikanische Drogenkrieg mal wieder in den Nachrichten, auch in den deutschen. Der Anlass war der spektakuläre Ausbruch von „El Chapo“, Joaquín Guzmán, dem angeblich mächtigsten Drogenboss Mexikos, aus einem Hochsicherheitsgefängnis. In vielen Fällen aber wird über die Gewalt und Straflosigkeit in Mexiko gar nicht mehr berichtet, so alltäglich sind Entführungen, Überfälle und Morde geworden. Für Journalisten ist es gefährlich, die Verbrechen der Drogenmafia zu dokumentieren. Es kann sie das Leben kosten. Weiter„Nummer 16 hat überlebt“

 

Lukrative Landpartien

Lukratives Land
Einkaufstour auf dem Land. Screenshot von WashingtonPost.com

Was in Äthiopien, im Sudan oder – aus europäischer Perspektive – ähnlich weit abgelegenen Ländern geschieht, interessiert uns hier im Wohlstandsland Deutschland oft eher weniger. Zu Unrecht: Wir sind vor allem mit afrikanischen Ländern eng verflochten. Das illustriert diese Karte der Washington Post, die internationale Landgeschäfte abbildet.

Weiter„Lukrative Landpartien“

 

Die Kraft der yogischen Krieger

Yoga
© Taro Taylor / Creative Commons via Quartz

Yoga-Aficionados kennen die Figur des Kriegers. Der steht im Ausfallschritt, die Arme weit ausgebreitet oder über den Kopf gereckt, mit geradem Rücken und stolz nach vorne geschobener Brust. Erhobenen Kopfes und zugleich fest mit der Erde verbunden blickt der Krieger dem Leben mutig und gelassen entgegen. Wer regelmäßig diese Haltung einnimmt, soll auch innerlich an Kraft, Festigkeit und Harmonie gewinnen, heißt es im Yoga.

In Kolumbien gibt es Yoga-Schüler, die das besonders gut gebrauchen können. Manche von ihnen waren Krieger im wirklichen Leben – das fühlte sich vermutlich weit weniger heldenhaft an. Andere haben unter der Gewalt der Guerilleros und paramilitärischen Banden gelitten. Heute rollen die Opfer direkt neben den Tätern ihre Yoga-Matten aus; unterrichtet werden sie von Lehrern der Organisation Dunna. Die haben sich ein großes Ziel gesetzt: Yoga soll den Traumatisierten Heilung und Versöhnung bringen.

Lila McLellan hat sich das für die Newsseite Quartz näher angeschaut, und sie berichtet Erstaunliches. Offenbar hilft Yoga den ehemaligen Kämpfern und ihren Opfern, ihre Trauer, ihre Wut und ihre Panikattacken zu bändigen. Manchen scheint es mehr zu bringen als Medikamente oder Gesprächstherapie. „Es hat mir geholfen, meine Familie zurückzubekommen“, sagt in dem Text ein ehemaliger Kämpfer zur Reporterin. „Yoga hat einen liebenswerten Menschen aus mir gemacht.“ Andere lassen sich selbst zu Yoga-Lehrern ausbilden, „damit wir heilen und uns weiterentwickeln können“.

Nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs steht die kolumbianische Regierung kurz vor dem Abschluss eines Friedensvertrags mit der Farc-Guerilla – aber ein Stück Papier alleine macht noch keine friedvolle Gesellschaft. Eine Hoffnung ist, dass die yogischen Krieger helfen können, das Land zu versöhnen.

Weitere Teilchen finden Sie hier.

 

Wer sind Mexikos Verschwundene?

Mexiko-D4-Studenten

Wenn in Lateinamerika eine Person vermisst wird, dann bedeutet das nichts Gutes. In der Regel sind die Desaparecidos, also Verschwundenen, nicht freiwillig von ihren Familien weggelaufen. Desaparecido ist ein Euphemismus für: entführt, gefoltert, wahrscheinlich tot.

Für die Angehörigen ist die Ungewissheit darüber, was mit ihren Lieben geschehen ist, oft kaum auszuhalten. Und jeder könnte das nächste Opfer sein. Das macht das Verschwindenlassen zu einer wirksamen Terrormethode, beliebt unter Gewaltherrschern aller Art. In der Vergangenheit ließen Diktatoren ihre Gegner verschwinden. Heute sind kriminelle Gangs die Täter.

Im mexikanischen Drogenkrieg sind in den vergangenen Jahren besonders viele Menschen verschwunden. 23.271 Desaparecidos zählte die amtliche Statistik vom Beginn des Jahres 2006 bis zum 31. Oktober 2014. Vermutlich dürfte die wahre Zahl noch höher liegen.

23.271 Verschwundene – die Zahl ist so hoch, dass Einzelschicksale dahinter verschwinden. Die Leute hinter der mexikanischen Daten- und Infografikplattform Data4 wollen das ändern und die Menschen hinter den Zahlen sichtbar machen. „Das sind Mexikos Vermisste“, schreiben sie, und dass man mithilfe ihrer Datenvisualisierung „jede einzelne ihrer Geschichten erforschen“ könne.

Zwar klappt das nicht ganz – die amtlichen Daten geben einfach keine persönlichen Geschichten her. Aber die interaktive Grafik lässt dennoch ahnen, wie sehr die Gewalt den Alltag der Mexikaner mittlerweile durchdringt. Sie zeigt, wie die Zahl der Desaparecidos von Jahr zu Jahr gestiegen ist, in welchen Gegenden des Landes die Gefahr am größten ist und dass vor allem junge Leute verschwinden.

So wie die 43 Lehramtsstudenten von Ayotzinapa, deren Fall im vergangenen Herbst weltweit Aufsehen erregt hat. Sie wurden inzwischen amtlicherseits für tot erklärt. Doch Zweifel bleiben.

Weitere Teilchen aus diesem Blog finden Sie hier.