Die Finnin Mirel Wagner singt von den tiefen Kellern der Seele. Der verlockenden Düsternis auf ihrem Album When The Cellar Children See The Light Of Day kann man sich nur schwer entziehen.
Hätte die Dunkelheit einen Tonfall, hier wäre er gut zu hören. In dieser düster tröpfelnden Gitarre, diesem verschrobenen Wattegesang, all den menschenleeren Zwischenräumen, aus denen man sich so sehr einen Hoffnungsschimmer herbeisehnt. Weiter„Zum Heulen schön“
Während Schottland um seine Unabhängigkeit streitet, erscheint die Heimatdoku From Scotland With Love. Der Folksänger King Creosote hat einen wunderbar autonomen Soundtrack dazu geschrieben.
Coldplay-Wehmut für Stadionhasser: Fin Greenall alias Fink ist nach Berlin gezogen. Anstatt sich der rauen Stadt anzupassen, werden seine Folksongs immer plüschiger.
Von Sébastien Tellier lässt man sich allzu gern sedieren. Die watteweichen Popsongs auf seinem neuen Album „L’Aventura“ entführen den Hörer in den brasilianischen Dschungel.
Wer sich einlullen lässt, wird für gewöhnlich mit Langeweile sediert, der Schwere des schlichten Gedankens. Diesem gleichförmigen Trott des Banalen zu entkommen, gelingt daher nur mit größter Mühe. Sofern man das denn überhaupt will. Weiter„Der beste Langweiler der Welt“
Das Schlimmste, was passieren kann, ist ein verpasster Zug: Der Brite George Ezra liefert die Tonspur zum Fernweh von Europas Jugend. Leider ist er weniger Wort- als Touristenführer.
George Ezra macht gerade Karriere, weil er vor zwei Jahren einen Zug verpasst hat. Die Legende des heute 21-jährigen Songwriters aus dem englischen Hertford besagt, dass er unterwegs war von Malmö nach Budapest, sich in Schweden aber so viel Bier reinstellte, dass er am nächsten Morgen die Abfahrt verschlief. Weiter„Ezra hat den Erasmus-Blues“
Schonungslos singt Sharon van Etten ihre Verlustlieder. Ihr neues Album „Are We There“ beantwortet die Frage, wie dem Rest der Beziehungswelt zu helfen ist.
Sharon van Etten hatte etwas zu beweisen, vielleicht auch etwas heimzuzahlen. Vor neun Jahren floh sie aus Murfreesboro in Tennessee, erst nach New Jersey zu ihren Eltern, dann nach Manhattan ins eigene Apartment. Weiter„Wenn schon die Liebe nichts taugt“
Ryan Keen könnte ein wohlkalkuliertes Popprodukt sein, das sich in die Riege der dünnhäutigen Folksänger einreiht. Vielleicht ist er aber doch ein Meister des Understatements.
Understatement hat es gerade ziemlich schwer. Multitasking möglichst vieler Endgeräte dominiert unsere Mediennutzung. Dass die Kakofonie der Reizüberflutung immer wieder von stillen jungen Männern mit Gitarre durchdrungen wird Weiter„Ist er ein echtes Juwel?“
In einer besseren Welt stünde diese Berliner Folkpopband an der Spitze der Charts, nicht Wolfgang Petry. Das Quartett Fenster beschallt uns mit märchenhaften Wattebauschhymnen.
Es war mal eine Band, die hatte alles. Eine Geschichte, die zur Legendenbildung taugte. Das Aussehen, mit dem man den großen Erfolg erreichen kann. Und nicht zuletzt Songs, die einen nicht mehr loslassen, wenn man sie einmal gehört hat. Weiter„Größe in den kleinen Tönen“
Eremitenbart im Rampenlicht: Kaum hört man, was William Fitzsimmons wispert, und doch wollen ihn so viele erleben. Er singt Lieder für die selbstmitleidige Überflussgesellschaft.
Manche Musiker wirken so unscheinbar und dünnhäutig, dass ihr Erfolg nur ein Fehler im System sein kann. Wenn sie auch noch ein Album machen, dessen Titel so abwegig, realitätsfern, fast absurd ist wie Lions von William Fitzsimmons Weiter„Die ungeheure Wucht der Stille“