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Das heitere Zitat

„Hat er nicht gemerkt, dass ich blind bin?“ – „Nein, aber halt die Karte nicht verkehrt rum“

»Imagine«, ein Film des polnischen Regisseurs Andrzej Jakimowski, ist eine charmante Komödie über das Blindsein und läuft gerade in den Kinos

 

In Nostalgie gekleidet

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Hello, there! Gestatten Sie, mein Name ist Pierre Bee. Wer zum Teufel ich bin? Ein Teil einer deutsch-britischen Band aus Berlin, “I Heart Sharks”.

In England trug ich 16 Jahre lang Schuluniform, weshalb Mode für mich zu einer Art von Flucht wurde – was zu fragwürdigen Outfit-Experimente führte. Heutzutage überkommt mich ein Gefühl von Nostalgie und trage deswegen hauptsächtlich Kleidungsstücke mit Kragen, und fast immer eine schwarze Hose. Man kann also das Kind aus der Uniform holen, aber nicht die Uniform aus dem Kind? Sieht ganz danach aus.

Die Fashion Week hat für uns mit einem Konzert bei der ZEITmagazin-Konferenz Mode und Stil begonnen. Die Konferenz drehte sich um den Jugendstil. Passend zum  Motto spielten wir dort unsere erste Single von unserem neuen Album, “To Be Young”. In dem Lied geht es darum, dass man sich viel zu wenig Zeit nimmt, jung zu sein, und mehr auf das Ziel achtet als auf den Weg dorthin. Es war sehr laut – ich hoffe, wir haben das Publikum um die frühe Uhrzeit wach bekommen!

Also, bis morgen! Gleiche Zeit, gleicher Ort. Und dieses Mal schreibe ich über Mode. Versprochen.

Pierre Bee bloggt während der Fashion Week in Berlin für das ZEITmagazin. Lesen Sie morgen seinen zweiten Beitrag.

(c) Pierre Bee

 

Dominic Raackes Zeichenkünste

Schauspieler Dominic Raacke ermittelt nicht nur als „Tatort“-Kommissar in Berlin – er kann auch zeichnen: Zu Gast auf der gestrigen ZEITmagazin-Konferenz Mode & Stil skizzierte er spontan Besucher.

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ZEITmagazin-Konferenz Mode und Stil

Zum Auftakt der Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin trafen sich am Montagmittag 250 geladene Gäste zur ZEITmagazin-Konferenz Mode und Stil im me Collectors Room in der Auguststraße. Das Thema der Konferenz lautete diesmal „Jugendstil 2014“.

Nach der Begrüßung durch ZEITmagazin-Chefredakteur Christoph Amend und Dr. Jens Thiemer, Leiter Markenkommunikation Mercedes-Benz Cars, ging es gleich los mit einem Überraschungsauftritt: Die deutsch-britische Band I Heart Sharks spielte ihre neue, noch unveröffentlichte Single, deren Titel „To Be Young“ perfekt zum Programm passte.

Tillmann Prüfer, Style Director des ZEITmagazins, gab in seiner Keynote zunächst Einblicke in den Kleiderschrank seiner Jugend, darunter ein T-Shirt mit einem Aufdruck des Konterfeis von Helmut Kohl. „Jugendmode, wie wir sie kennen, ist vorbei“, sagte Prüfer, „und wird nicht zurückkommen. Das Internet ist für viele Jugendliche heute als Erlebnisraum für Mode wichtiger als Clubs und die Straße.“

Martin Andersson, der schwedische Chefdesigner für Männermode bei COS, zeigte während seines Auftritts, welche jungen Künstler ihn zu seinen Kollektionen inspirieren, unter anderem Arbeiten der amerikanischen Malerin Tauba Auerbach und von Sarah Illenberger aus Berlin. Prof. Dr. Barbara Vinken erläuterte, warum der moderne Modekörper androgyn und asexuell ist. Die Galeristin Tanja Wagner stellte Künstler der nächsten Generation vor.

Die Schauspielerin Karoline Herfurth, zurzeit im erfolgreichsten deutschen Film des Jahres „Fack ju Göhte“ zu sehen, erzählte von frühen Modesünden. Der Fotograf Serge Leblon forderte nach dem Vorbild der kulinarischen Slow-Food-Bewegung eine „Slow Photography“: Junge Mode-Fotografen sollten sich mehr Zeit nehmen in der Vorbereitung ihrer Motive.

Die Blogger Fabian Hart und Jakob Haupt forderten, dass man genauso zwischen guten und schlechten Bloggern unterscheiden solle wie zwischen Qualitätsmagazinen und Billigheften. Und Adidas-Chefdesigner Dirk Schönberger berichtete von der Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Rapper Kanye West.

Unter den 250 Gästen im Publikum war auch die Düsseldorfer Modelegende Albert Eickhoff. Im spontanen Gespräch mit Christoph Amend riet der 78-Jährige jungen Kollegen aus der Modebranche, am Ball zu bleiben. Er selbst habe nie aufgegeben und es in den siebziger Jahren geschafft, Gianni Versaces erste große Modenschau zu veranstalten. „Und das in Lippstadt! Im Stadttheater! Danach war ich in Mailand natürlich angesagt.“

Die ZEITmagazin-Konferenz Mode und Stil wird gemeinsam mit Mercedes-Benz veranstaltet und findet im kommenden Sommer wieder zum Auftakt der Modewoche in Berlin statt.

(c) Sina Görtz

Besucherinnen auf der ZEITmagazin-Konferenz Mode und Stil
Besucherinnen auf der ZEITmagazin-Konferenz Mode und Stil

Tillmann Prüfer, Style Director des ZEITmagazins
Tillmann Prüfer, Style Director des ZEITmagazins

Dr. Jens Thiemer, Leiter Markenkommunikation Mercedes-Benz Cars
Dr. Jens Thiemer, Leiter Markenkommunikation Mercedes-Benz Cars

I Heart Sharks spielen ihre neue Single "To be young"
I Heart Sharks spielen ihre neue Single „To Be Young“

Modelegende Albert Eickhoff
Modelegende Albert Eickhoff

Martin Andersson, Chefdesigner für Männermode bei COS
Martin Andersson, Chefdesigner für Männermode bei COS

Prof. Dr. Barbara Vinken
Prof. Dr. Barbara Vinken

Galeristin Tanja Wagner im Gespräch mit WELTKUNST-Chefredakteurin Dr. Lisa Zeitz
Galeristin Tanja Wagner im Gespräch mit WELTKUNST-Chefredakteurin Dr. Lisa Zeitz

V. l. n. r.: Albert Eickhoff, Nadine Baier, Christoph Amend
V. l. n. r.: Albert Eickhoff, Nadine Baier, Christoph Amend

Im me Collectors Room in der Auguststraße
Im me Collectors Room in der Auguststraße

Schauspielerin Karoline Herfurth im Gespräch mit ZEITmagazin-Vizechef Matthias Kalle
Schauspielerin Karoline Herfurth im Gespräch mit ZEITmagazin-Vizechef Matthias Kalle

Die Blogger Jakob Haupt und Fabian Hart im Gespräch mit ZEIT-Online-Redakteurin Maria Exner
Die Blogger Jakob Haupt und Fabian Hart im Gespräch mit ZEIT-ONLINE-Redakteurin Maria Exner

Adidas-Chefdesigner Dirk Schönberger
Adidas-Chefdesigner Dirk Schönberger

 

Store-Opening Thone Négron

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Da zu viel Online-Shopping zwar äußerst bequem, aber ungesund ist (viereckige Augen, unschöne Fettpolster wegen Bewegungsmangel und leichtfertiges Geld ausgeben) sagen wir: Ab auf die Straße und zurück zum guten alten Einkaufsbummel. Wie wäre es mit einem Zwischenstopp bei Thone Negrón? Die Designerin Ettina Barrios Negrón ist nämlich von der Schröder- in die Linienstraße gezogen und eröffnet am morgigen Dienstag, den 14 Januar im Berliner Fashion Week Zirkus ihren neuen Laden. Auch hier verkauft sie ihre schlicht-elegante Mode, die durch feine Schnitte und hochwertige Materialien von sich Reden macht. In der kommenden Frühjahrssaison dreht sich alles um das Thema „Forest Families“ – Couture in Blau und Grün.
Für Bewohner der Hauptstadt ist Barrios Negrón übrigens keine Unbekannte: Im Jahr 2005 gründete sie die renommierte Boutique „Konk“, in der sie Mode von und an Berliner verkauft hat. Seit 2008 widmet sie sich ausschließlich ihrer eigenen Kollektion.

Die Eröffnung beginnt am 14. Januar ab 17 Uhr, in der Linienstraße 71 in Berlin Mitte

(c) Fergus Padel

 

Familienschmuck

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Was und wer Familie ist, bleibt jedem selbst überlassen. Die Namen der Liebsten um den Hals zu tragen ist in jedem Fall schön (Familienbande)

(c) Familienbande Schmuckdesign

 

Willy100 – Im Zweifel für die Freiheit

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Vor knapp einem Monat wäre Willy Brandt 100 Jahre alt geworden. Biografien, Themenabende im Fernsehen und Sonderseiten in den Zeitungen versuchten, sich dem ehemaligen Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger zu nähern. Ist deswegen schon alles gesagt worden? Nicht ganz.

Im Neuen Stadthaus Berlin wird am kommenden Dienstag und Mittwoch zum letzten Mal das Theaterstück „Willy100 – Im Zweifel für die Freiheit“ aufgeführt. Es handelt vom jungen, teils übermütigen Politiker, der im Oktober 1936 aus seinem norwegischen Exil mit gefälschtem Pass nach Berlin zurückkehrt, um den Widerstand gegen Adolf Hitler zu koordinieren. Ein Theaterstück über Mut und Zivilcourage vom Berliner Autor Johann Jakob Wurster.

Willy100 – Im Zweifel für die Freiheit
Otto-Suhr-Saal im Neuen Stadthaus
Parochialstr. 1-3, 10179 Berlin

14. Januar und 15. Januar (Dernière), 19.30 Uhr

(c) Willy-Brandt-Archiv im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn

 

Sonntagsessen (93)

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 Marinierter Feta mit Grapefruit und Basilikum

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Brin d’Amour mit Mangold und Zitronen-Carpaccio

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Skrei mit Chimichurri-Marinade und scharfem Gurkensalat

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Sous-vide gegarter Schweinebauch mit salzigem Schmarren und Kreuzkümmel-Soja-Reduktion

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Weinbergpfirsich-Sorbet

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Geschmorte Kalbsbäckchen mit Kürbis-Risotto und Parma-Segel

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„The Pumpking Burger“ mit Brioche Burger Buns, Flanksteak, Rucola und Kürbis-Hummus

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Churrasco vom Grill

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Milchreis mit Zimt-Schaum und Pflaumen-Kompott sous-vide

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Poppies in October

Uwe Spitzmüller hat zwei große Hobbys: das Kochen und die Fotografie. Keine schlechte Voraussetzung also, um einen sehenswerten Foodblog zu basteln. Auf „HighFoodality“ lebt der Nürnberger seine Leidenschaft seit vier Jahren aus. „Mein Foodblog richtet sich an begeisterte Köche, experimentierfreudige Genießer, notorische Besseresser und alle Personen, die gutes Essen lieben“, schreibt Uwe, der ein zehngängiges Sonntagsessen zubereitet hat, von dem eine vierköpfige Familie wohl leicht satt würde.

Die Inspiration für seine vielfältigen Kreationen scheint ihm regelrecht zuzufliegen. Jedenfalls hat Uwe meistens nur eines im Kopf: „Ich habe immer Hunger. Und wenn ich nicht gerade esse, dann denke ich meist über Essen nach.“

(c) Uwe Spitzmüller

 

Proust-Fragebogen für Blogger (93)

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Ein Journalist sollte dahin gehen, wo es weh tut. Wenige beherzigen dieses Motto so sehr wie Stefan Aigner, 40, der auf seinem Blog „regensburg-digital“ jene kritische Berichterstattung betreibt, die den regionalen Medien in der ostbayerischen Stadt zu heikel ist. Aufgrund seiner investigativen Arbeit musste sich Aigner in den vergangenen fünf Jahren dreimal vor Gericht verantworten: gegen das Möbelhaus XXXLutz, den Rüstungskonzern Diehl und gegen die katholische Kirche – jedesmal mit Erfolg. Um der chronischen Unterfinanzierung beizukommen, hat er einen Förderverein für „regensburg-digital“ gegründet, trotzdem liegt Aigners Einkommen nach wie vor weit unter dem seiner Berufskollegen. Ehrliche journalistische Arbeit ist ihm wichtiger als Geld – das danken ihm jeden Monat rund 80.000 Besucher auf seinem Blog.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?

Gibt es nicht. Vollkommenheit bedeutet Stillstand.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?

Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Surfen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Labern. Tanzen. Rauchen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?

Nie!

Ihr Lieblingsheld im Netz?

Viele, in ständig wechselnder Besetzung. Derzeit unter anderem Jakob Appelbaum. Er erklärt das Netz, den Kampf um dessen Freiheit und was das alles mit dem ganz realen Leben, Demokratie, Menschenrechten etc., zu tun hat, so, dass ich es verstehe. Er macht das (bei allem gebotenem Ernst) mit einer Begeisterung, die unterhält und motiviert. Und mit einem Mut, der ansteckt.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?

Horst Czerny, Journalist, Chefredakteur der Straubinger Woche in den 50ern, Überzeugungstäter, „Kommissar aus der Hölle“ (Zuruf von der Kirchenkanzel).

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Ausdrucksfähigkeit, Textverständnis und, wenn das alles gegeben ist, Diskussionsbereitschaft.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?

Authentizität, Menschlichkeit, Lebensfreude.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?

Trolle, den losgelassenen Kommentar-Lynchmob („Schwanz ab“, „Kopf ab“, „abschieben“) und aufdringliche Werbe-Popups.

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

Mit dem Begriff „Blogger“ als spezielle Klasse von Internet-Schreibern kann ich nicht viel anfangen, außer man bezeichnet damit alle und jede(n), der im Netz veröffentlicht. Von denen mag ich nicht: Lügner, Klickhuren und Hetzer.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Selbstzweifel, Egozentrik, Unorganisiertheit (nicht ganz so schlimm).

Ihr glücklichster Moment als Blogger?

Beruflich: Das Urteil des Landgerichts Regensburg im Rechtsstreit Stefan Aigner ./. XXXLutz mit dem schönen Satz: „Das Verbreiten wahrer Tatsachen ist grundsätzlich nicht rechtswidrig.“

Persönlich: Als ein Opfer sexuellen Missbrauchs bei den Regensburger Domspatzen mich angerufen und gesagt hat, dass es ihm durch meine Berichterstattung besser geht.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Ganz konkret: Nach mehreren Unterlassungsklagen gegen mich hat die Gewerkschaft ver.di klargestellt, dass freie, bloggende Journalisten (oder freie journalistische Blogger) von ihren Richtlinien erfasst sind und Rechtsschutz bekommen können. Das war vorher – zumindest in Bayern – so nicht geklärt. Darauf kann sich seitdem jede(r) berufen.

Ganz allgemein: Immer noch (und das zunehmend nicht allein) zu schreiben, immer noch neugierig zu sein, mich immer noch über etwas aufregen (oder freuen) zu können und immer noch dem Glauben anzuhängen, dass Geld garantiert nicht alles ist.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Ein Musikinstrument spielen zu können

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Stefan Aigner, alternativ als Spatz

Ihre größte Extravaganz?

Ein Hut, komische Schuhe, Prosecco Grapefruit.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

zurechnungsfähig.

Ihr Motto?

Das Wichtigste im Getriebe ist der Sand.

(c) Hubert Lankes