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Proust-Fragebogen für Blogger (46)

Lena Brombacher sieht mit ihrer Nase: Jedes Parfum lässt bei ihr ein inneres Bild entstehen. Die freie Journalistin und PR-Beraterin, die unter anderem für das Mercedes-Benz Fashion Week Magazine arbeitet, war schon immer fasziniert von Parfums und ihren Machern. Für die Berlinerin sind Parfumeure wie Künstler: Jeder hat einen persönlichen Stil und eine eigene Handschrift. Vergeblich suchte Lena Brombacher nach einem Blog über Parfums, der nicht nur die großen Marken und Mainstream-Düfte vorstellte, und gründete kurzerhand ihr eigenes Blog. Seit 2010 berichtet sie auf Olfactorialist über die Welt der Parfums. Ob es sich um die neueste Duft-Erscheinung eines großen Modehauses oder das Werk eines unbekannten, aber talentierten Parfumeurs handelt – Lena Brombacher hat zu jedem Parfum ihre Meinung.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Ein Blog, in dem ich mich stundenlang verlieren kann. Das sind meistens Interior-Blogs oder einfach nur schöne Foto-Blogs, wie Brown dress with white dots.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit dem Olfactorialist natürlich ;-)

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Blogs durchstöbern. Ich höre erst auf, wenn mir vom Scrollen schlecht wird. Meine Lieblinge: We could grow up together, Lainbloom, Fellt, Emma’s Designblogg, Riazzoli, Fuck you very much … Und diverse Parfumblogs, leider hat einer meiner Favoriten gerade das Bloggen eingestellt mit der Ansage „Perfume is boring“: peredepierre.com

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Für Freunde kochen. Die wundervollen Abende an unserem langen Esstisch erfüllen mich mehr als jeder Barbesuch. Am liebsten mache ich das samstags, morgens auf den Markt und dann den ganzen Tag in Ruhe alles mit Muße vorbereiten. Kochen und Parfums, das liegt doch sehr nah beieinander. Da mich alle immer fragen, was es Neues gibt, werden es dann meistens Duft-Dinner. Und am Ende geht jeder mit einem neuen Lieblingsduft nach Hause.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Warum sollte ich lügen? Es ist eher so, dass ich über etwas gar nicht schreibe, wenn ich es nicht mag. Ich glaube, das wird in meinem Blog sehr deutlich. Ich bin keine Parfumkritikerin, ich schreibe über die Dinge, die ich mag – mit wenigen Ausnahmen. Es geht auch im Leben nicht darum, andere runterzumachen.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Ich wünschte, ich könnte in eine Zeitmaschine steigen und das hier live sehen, leider ist er aber nur mein Held im Netz. Unsere Eltern waren schon immer große Elvis-Fans, haben aber auch Beatles und Bessie Smith gehört. Schöne Kindheitserinnerungen.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Follow the white rabbit. Es ist wie mit dem weißen Kaninchen in „Alice im Wunderland“. Manchmal muss man einem Menschen folgen, der einem eine andere Perspektive zeigt. Eine andere Sicht auf die Welt. Man muss sich auf die Dinge einlassen und in den Kaninchenbau gehen. Ein Mensch, der so durch das Leben geht, ist für mich ein Held.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Unterhaltsamkeit. Es gibt wenige Menschen, die mich wirklich zum Lachen bringen können.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Bescheidenheit, Gelassenheit, Loyalität.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Vorgeschaltete Werbeclips.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Wenn Blogs auf reiner Selbstdarstellung basieren. Ein Blog ist eine Passion, man liebt, was man tut. Man zeigt, was man liebt. Wenn man nur sich selbst zeigt, dann ist man? Selbstverliebt. Mag ich nicht.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Ich habe in meinem Leben einiges verändert, daher stört mich nicht mehr viel und schon gar nichts am meisten. Marginalien.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Als das AnOther Magazine London mich zu einem seiner Lieblingsblogs auserkoren hat. Das war ein Ritterschlag. Sie veröffentlichen täglich eine Auswahl aus ihren Lieblingsblogs unter: www.anothermag.com/reader

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Vertrauen.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ich würde gerne Klavierspielen können, so richtig ohne Noten und aus dem Gefühl heraus. Ich hatte zwar zehn Jahre Unterricht und war auch gut, aber ich konnte nie frei spielen. Ich bewundere immer die Leute, die sich einfach hinsetzen und spielen. Mein zeitgenössischer Lieblings-Pianist und Komponist ist übrigens Ludovico Einaudi. Seinetwegen würde ich noch einmal Unterricht nehmen.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Ich denke, Blogs gibt es dann nicht mehr.

Ihre größte Extravaganz? Meine Selbständigkeit.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Sehr gespannt.

Ihr Motto? Alles hat seinen Sinn.

(c) Katrin Belgardt

 

Proust-Fragebogen für Blogger (45)

Für die 20-jährige Münchnerin Amelie Kahl ist die Kamera das wichtigste Werkzeug. Vor drei Jahren startete sie ihren Blog Wind Cries Amy, auf dem sie über Mode berichtet – meist in Bildern, die so verträumt und melancholisch sind, dass man sie am liebsten einrahmen und sich ins Schlafzimmer hängen möchte. Ob Selbstporträts, Naturfotografien oder Detailaufnahmen: Amelies Bilder erinnern in ihrer Ästhetik tatsächlich an den Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Eine Karriere als Fotografin hat Amelie fest im Blick: Momentan bewirbt sie sich an verschiedenen Fotografieschulen in Deutschland.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Vollkommene Blogs sind schon mal langweilig. Ich schätze an Blogs die Ecken und Kanten und den daraus resultierenden Wiedererkennungswert, der verdammt wichtig ist.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Ich versuche mich nicht mit jemandem zu identifizieren, so was macht nur traurig. Ich lasse mich inspirieren und versuche, es dabei zu belassen.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Tausend andere Blogs durchforsten, tumblrn, Serien und Filme schauen, und nebenher läuft fröhlich Facebook vor sich hin.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Fotografieren, kochen oder vielmehr essen, gute Gespräche führen mit Freunden oder welchen, die es noch werden, feiern und anschließend ganz viel schlafen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Ich denke, ich bin ziemlich gut darin, die Wahrheit zu sagen und zu schreiben. Wenn ich es aber mal trotzdem nicht hinbekomme, dann wahrscheinlich in Momenten, in denen ich unsicher oder eingeschüchtert bin. Jeder der sagt, er würde nie die Unwahrheit schreiben, lügt. Übrigens.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Da gibt es viele. Meistens sind es Mädchen, die so extravagant sind, dass man es kaum aushält. Irgendwas zwischen Vanessa von Panda Fuck und FrouFrouu.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Meine Eltern. So kitschig das klingen mag. Wenn ich später nur ein bisschen so bin wie einer von ihnen, habe ich alles richtig gemacht!

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Im Netz begegnet man viel einfacher Ehrlichkeit (auch wenn die oft besonders unschön sein kann), Offenheit und diskussionsfreudigen Menschen. Das ist irgendwie angenehm.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Das ist wie mit den Menschen online. Nur spielt in der Wirklichkeit der Humor noch eine viel größere Rolle und Respekt, der im Internet schnell mal vergessen wird.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Werbung und GEMA.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? All die Haul-Videos von Bloggern, die ihre überdimensional riesigen Shoppingtüten leeren und ihre Klamottenbeute vorstellen. Das hat für mich nichts mehr mit Mode und Ästhetik zu tun. Das ist Konsum vom Feinsten, ohne dass ich noch irgendetwas Sinnvolles dabei entdecken kann.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Dass ich meine Launen oft selbst so schlecht einschätzen kann. Und dass ich wahnsinnig ungeduldig bin.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Durchs Bloggen habe ich viele ganz wundervolle Menschen kennengelernt. Es ist immer schön, sie wieder zu treffen!

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Über alles schreiben zu können, was ich möchte, und verschiedenste Gedanken teilen zu können. Und es gibt tatsächlich Menschen, die lesen sich das auch noch durch! Das ist ein verdammt gutes Gefühl.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ich würde gerne zeichnen und malen können. Dafür müsste ich einfach nur mal anfangen, doch da ist wieder das Problem mit der Geduld. Ich will es sofort und auf der Stelle können, bitte.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Wenn ich müsste, dann vielleicht als eines der Mädchen von Rookie Mag. Aber ich habe auch kein Problem damit, wieder ich selbst zu werden.

Ihre größte Extravaganz? Brillen, mein Kameraequipment und das regelmäßige Naschen von purem Ingwer.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Gelangweilt. Ich sitze gerade krank zu Hause.

Ihr Motto? Kein Motto.

 

Proust-Fragebogen für Blogger (44)

Dhendersonphotosmaller

Danielle Henderson aus Wisconsin in den USA gründete Ende 2011 ihren Blog Feminist Ryan Gosling. Ihre Idee: Feminitische Theorien mit dem momentan wohl beliebtesten Gesicht Amerikas zu verbinden, nämlich dem von Schauspieler Ryan Gosling. Jeder Post beginnt mit: „Hey Girl“, einer Formulierung aus dem Film „Drive“, in dem Gosling die Hauptrolle spielt. Dass diese Idee gut ankommt, zeigt das vielfältige Angebot ihrer Nachmacher: Ryan Gosling spricht mittlerweile auf zahlreichen anderen Blogs über Shakespeare, Biostatistiken oder internationale Politik – immer mit der Ansprache „Hey Girl“ und einem charmanten Foto des Schauspielers. Danielle Henderson, inzwischen Dozentin an der Uni von Wisconsin für „Gender und Women Studies“, bringt im August 2012 das Buch zu ihrem Blog heraus.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?

Ich mag leidenschaftliche Blogger, die sich kurz fassen. Ich verbringe nicht sehr viel Zeit online, deswegen mag ich eher Blogs, die sich kurz fassen. Je lustiger, desto besser

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?

Tami Winfrey Harris von What Tami said bringt es immer auf den Punkt. Ich bewundere sie sehr für ihre Hartnäckigkeit, Intelligenz und ihren Humor

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Im Moment? Puzzlen

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Ich stricke und nähe seit 20 Jahren meine eigenen Klamotten. Wenn ich nicht gerade irgendwelche Handarbeiten mache, verbringe ich gern Zeit mit meinem Partner Seth

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?

Niemals

Ihr Lieblingsheld im Netz?

Junge Frauen, die ihren eignen Weg zum Feminismus gefunden haben. Ich finde es toll, dass es so viele unterschiedliche repräsentative Stimmen gibt. Das trägt dazu bei, dass Feminismus kein bindendes Programm hat. Ich denke, es ist mittlerweile von großer Bedeutung, dass der Feminismus so breit und unterschiedlich aufgestellt ist

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?

Es gibt niemanden, den ich mehr respektiere als meine Großmutter. Sie hat mein Leben gerettet und mir meinen Weg geebnet, stark genug zu sein, mich dieser Welt zu stellen Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Ich mag Leute, die sich nicht allzu ernst nehmen und die etwas zu erzählen haben

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?

Einen Sinn für Abenteuer oder Spontanität. Ich finde Leute gut, die das Internet als Hilfsmittel nutzen und daraus nicht ihre Lebensenergie ziehen. Und Leute, die immer noch mit Fremden quatschen und Freude an Alltäglichem haben

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?

Mir gefällt der Gedanke nicht, dass man ständig an das Internet angeschlossen sein muss, um zu wissen, was in der Welt vor sich geht

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

Ich versuche mich von nervigen Bloggern fern zu halten. Überhaupt stört es mich, dass es nur eine bestimmte Art des Bloggens gibt. Es ist immer noch ein junges Medium, und es gibt keine Anleitung, wie man es richtig macht.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Ich neige sehr dazu, Dinge aufzuschieben. Ich arbeite hervorragend unter Druck, aber manchmal wünschte ich, ich würde mir mehr Zeit geben, um Projekte zu beenden

Ihr glücklichster Moment als Blogger?

Als ich aufhörte, für meinen persönlichen Blog zu schreiben. Ich habe 10 Jahre lang gebloggt, aber auf diese Weise hat es mir einfach keinen Spaß mehr gemacht. Es war großartig, ihn einfach ruhen zu lassen und mit Feminist Ryan Gosling noch einmal von vorne zu beginnen.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Es ist schön, dass so viele Menschen Interesse an meinem Blog haben. Ich stelle mir gern vor, dass es an meiner Fähigkeit liegt, feministische Theorien auf lustige Art und Weise zu präsentieren. Wahrscheinlicher ist aber, dass es am Gesicht von Ryan Gosling liegt. Das ist aber ok für mich

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Ich fände es toll, der Kapitän eines Schiffs zu sein. Leider bin ich sehr schlecht mit Himmelsrichtungen

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Ich wäre gerne der Voltron – ein Verteidiger des Universums aller Autoren und Redakteure von Ms. Magazine und feministing.com

Ihre größte Extravaganz?

Schlaf. Ich schlafe so viel wie möglich. Mein Studenplan in der Uni erlaubt es mir, an manchen Tagen bis mittags zu schlafen. Am Wochenende wache ich generell spät auf. Das erklärt wohl auch mein Problem, dass ich Dinge grundsätzlich aufschiebe?!

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Zufrieden, dankbar und durchgehend vergnügt

Ihr Motto?

In den Worten von Dean Spade: „Dress to kill, fight to win“

(c) Seth Hurley

 

 

Proust-Fragebogen für Blogger (43)

Heidi Svømmekjær

Die Dänin Heidi Svømekkjær lebt in Kopenhagen und widmet seit 2007 ihrer größten Leidenschaft – dem Kochen – einen eigenen Blog namens Velbekomme. Hier beglückt sie ihre Leser mit ausgefallenen Rezepten, wie zum Beispiel Toasted Coconut Marshmallows oder typisch dänischem Ribbenstegssandwich, und mit Lebensweisheiten, Anekdoten aus ihrem Alltag und den neuesten Erfindungen im Bereich der Küchenutensilien.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Auf jeden Fall ein Blog, das aus purem und völligem Interesse für ein Thema entsteht. Und natürlich sollte der Blogger auch in der Lage sein, diese Leidenschaft seinen Lesern zu vermitteln

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? “The Girl Who Ate Everything”. Ich stelle mir gern vor, dass ich ihre lang vermisste Zwillingsschwester bin, weil ich genauso eine Naschkatze bin wie sie

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Andere Food-Blogs anschauen (surprise, surprise), Promiklatsch lesen und im Radio die Nachrichten hören. Außerdem kommentiere ich auf meiner Facebook-Seite die lächerlichen Spam-Attacken, denen ich durchgehend ausgesetzt bin. Meine Lieblings-Spam-Attacke kam von www.russianbrides.com. Es war so lustig. Also zumindest für mich

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Zum Thema Essen „recherchieren“, klassische Konzerte besuchen, in der Küche herum experimentieren, eingestaubte Museen besuchen – solche mit Schaukästen und toten Fliegen in der Ecke

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Ich würde nicht über etwas schreiben, das mich zum Lügen zwingt. Das würde dem Sinn, ein eigenes Blog zu haben, ja widersprechen. Wenn es etwas gibt, das ich nicht mit der Öffentlichkeit teilen will, dann schreibe ich schlichtweg nicht darüber

Ihr Lieblingsheld im Netz? Nicht ganz sicher, ob ich einen habe

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Ich war noch nie Fan von Jemandem, weder in der Realität noch in der Fiktion. Ich hatte als Jugendliche noch nicht mal Fanposter an der Wand. Aber ich bewundere die Menschen, die wissen, was sie wollen, und dafür kämpfen. Ich bin manchmal ein ganz schöner Schussel. Mein Geist und meine Interessen gehen also in verschiedene Richtungen

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Falschen Mut, der manche Leute überkommt, wenn sie glauben, im Internet anonym zu sein und plötzlich all diese verletztenden Dinge über andere Menschen sagen

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Die allmählich schwindende Professionalität, die bei vielen einsetzt, sobald sie Geschenke von Labels bekommen. Dass sie dabei ihre Unabhängigkeit verlieren, merken die meisten gar nicht. Es ist so traurig, kluge Blogger zu sehen, die blind über irgendwelche Produkte berichten

Ihr glücklichster Moment als Blogger?Die professionellen Food-Blogger Nicky und Oliver von Delicious Days zu treffen. Es war so eine Freude festzustellen, dass das gemeinsame Interesse für Essen bedeutet, dass man alle Nettigkeiten überspringen kann, um sich gleich auf das Wesentliche zu stürzen: Das Essen

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Mich nervt manchmal meine Genauigkeit. Ich arbeite an meinem Blog wie an Hausaufgaben. Ich habe hohe Ansprüche, wie ein Foto auf meinem Blog auszusehen hat oder wie genau meine Restaurantkritiken sein müssen. So fühlt sich der Blog manchmal nach Arbeit an und dann brauche ich für eine Weile Abstand, weil ich denke, meinen Anforderungen nicht gerecht werden zu können. Ich muss mich immer wieder daran erinnern, dass ich der Boss bin und alles genauso machen kann, wie ich es möchte. Wenn ich das wieder begriffen habe, bin ich erleichtert und blogge fröhlich weiter. Das Bloggen sollte eine Möglichkeit sein, sich kreativ auszudrücken – das Gegenteil von Arbeit und Verantwortung

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Dass ich es geschafft habe, mein Blog immer noch spielerisch zu halten und den Verlockungen zu widerstehen, Posts zu veröffentlichen, die nicht meiner Idee oder Leidenschaft entspringen, mir aber nützlich sein könnten

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ich würde gerne, nur für einen Tag, so gut singen oder Klavier spielen können, dass ich Menschen für einen Moment den Atem rauben könnte

Ihre größte Extravaganz? Pralinen zu kaufen, die pro Stück 1,50 Euro kosten

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Glücklich und wie immer Lust, etwas anzustellen

Ihr Motto? Nach neuen Möglichkeiten suchen, neue Herausforderungen annehmen und ästhetisch an das Leben herangehen

(c) Kristian Lægdsgaard Madsen

 

Proust-Fragebogen für Blogger (42)

Das team

 

Hinter den Pseudonymen Mainlandoffice, Modejournalistin und Parisoffice stecken die drei Journalistinnen Sabine Tersteegen, Kathrin Bierling und Barbara Markert. Seit fünf Jahren berichten sie von ihren Wohnorten Frankfurt, München und Paris aus gemeinsam auf ihrem Blog Modepilot, und zwar erstaunlich unverblümt – eine Seltenheit im Modejournalismus.




Was ist für Sie das vollkommene Blog?
Mainlandoffice: Eines, dessen Macher sich selbst und die Themen nicht zu ernst nehmen
Modejournalistin: … aber den Leser!
Parisoffice: … und der neue, lustige Ideen umsetzt
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?
MO: Ich identifiziere mich nicht mit anderen. Sonst hätte ich irgendetwas verkehrt gemacht. Beim Bloggen zumindest
MJ: Stimmt
PO: Genau!
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?
MO: S-H-O-P-P-E-N
MJ: Bloggen
PO: Mich verlieren in Informationen, die mir unbekannt sind
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?
MO: Man sollte meinen, ebenfalls Shoppen. Aber im wirklichen Leben sind es Musikhören, Schlafen, Lesen, Gucken – in dieser Reihenfolge
MJ: Tanzen
PO: Mit meinem kleinen Sohn schmusen, Reisen und Träumen
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?
MO: Jetzt gerade. Und wenn es die Höflichkeit erfordert
MJ: Wenn ich auf Baby-Fotos reagieren muss
PO: Die Unwahrheit SCHREIBEN – das sehr selten. Die Unwahrheit SAGEN – da gibt es viele Fälle
Ihr Lieblingsheld im Netz?
MO: Ich hab’s nicht so mit Helden
MJ: Stefan Niggemeier
PO: Die via das Internet Revolutionen gegen Diktatoren organisieren
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?
MO: …in der Wirklichkeit erst recht nicht
MJ: Derjenige, der sich am erfolgreichsten um Hilfsbedürftige kümmert. Hilfe, jetzt klinge ich wie eine Miss-Wahl-Kandidatin
PO: Die ihr Leben für andere riskieren. Und es ist mir egal, wenn ich wie eine Miss-Wahl-Kandidatin klinge
Was mögen Sie im Netz am wenigsten?
MO: Die Masse. Reizüberflutung total. Selektion kaum möglich
MJ: Spam, wozu für mich auch die meisten Newsletter und Pressemitteilungen zählen
PO: Werbung, Umfragen und alles, was mich sonst beim Lesen stören kann
Was stört Sie an Bloggern am meisten?
MO: Alles, was mich an Menschen generell sonst auch stört
MJ: Foto- und Zitate-Klau
PO: Eingenommenheit von sich selbst
Was stört Sie an sich selbst am meisten?
MO: Ach, die Frage kennt man aus Bewerbungsgesprächen. Und da sage ich immer: meine Ungeduld
MJ: Wobei mich Ungeduld gar nicht stört. Im Gegenteil, die bringt uns voran. Was mich wirklich stört: Ich schaffe es maximal drei mal im Jahr, vor der Arbeit zu sporteln. Wie kriegen das andere Leute morgens hin?!
PO: Dass ich mit meiner Rumträumerei zu viel Zeit verliere
Ihr glücklichster Moment als Blogger?
MO: Wenn nur ein User bei nur einem einzigen Post ein bisschen schmunzeln konnte, hat sich’s gelohnt
MJ: Süß! Ich freue mich über Posts, die auch offline diskutiert werden – wie unsere Abstimmung zur Chefredaktion von Harper’s Bazaar
PO: Wenn ich ein gelungenes, von mir geschossenes Foto online stelle und es auch anderen gefällt
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?
MO: Vielleicht haben wir drei dem todernsten Thema Mode ein bisschen Heiterkeit verliehen
MJ: Stimmt. Aber auch bei der Größe unabhängig zu bleiben, haben wir geschafft
PO: Dass das Bloggen an sich die traditionellen Medien zum Nachdenken über eingefahrene Wege anregt
Über welches Talent würden Sie gern verfügen?
MO: Singen, Turmspringen
MJ: Singen
PO: Mich frisieren können
Ihre größte Extravaganz?
MO: Die überlasse ich den anderen beiden
MJ: Riesiges Frühstücks-Buffet: Ich esse nur Rührei, dazu Toast mit Butter
PO: Ich habe viele Fehler, aber einen nicht: Extravaganz
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
MO: Es war schon mal schlimmer
MJ: … aber auch besser
PO: Müde, aber zufrieden
Ihr Motto?
MO: “Wer mir was vom goldenen Lebensabend quatscht, dem hau ich das Gebiss raus.” Leider nicht von mir, sondern von Klaus Kinski
MJ: Ha ha! Ich helfe mir auch mit einem Zitat: “Mehr Freude an der Frische.” – Liebherr
PO: Trial and error




 

Proust-Fragebogen für Blogger (41)

Anne Feldkamp Portrait BlicaBlog

(c) privat

 

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben

Seit vier Jahren bloggt Anne Feldkamp auf Blica. Von Wien aus wollte sie anfangs ihre Freunde und Familie in Deutschland unterhalten, dann verfiel sie der Mode. Blica lebt von schönen, uneitlen Texten mit einer perfekten Länge für ein Blog und selbstgemachten Collagen, für die bei akuter Online-Unlust die Hochglanzmagazine ihre Seiten lassen müssen.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Das, das sich weiter entwickelt, die eigene Unvollkommenheit gelassen nimmt und auch mal provoziert

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit all denen, die sich ihren Eigensinn bewahren

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Anna dello Russos Outfitfeuerwerke zu verfolgen

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Collagen basteln

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Wenn die Wahrheit zu weh tut

Ihr Lieblingsheld im Netz? Die, die sich im Netz nicht verlieren.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Linus von den Peanuts

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Diskussionsfreudigkeit

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Loyalität, Eigensinn, Unvernunft

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Schlechte Werbung

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Substanzloses Blabla und aufgehübschte PR-Meldungen

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Meine ungezügelte Leidenschaft für Wiener Kaffeehaussünden (Maronispitz, Kardinalschnitte und Indianer mit Schlag).

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Gelesen zu werden

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Meine Zurückhaltung zu überwinden

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Unterhaltsamkeit

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Zur Abwechslung: Anna dello Russo

Ihre größte Extravaganz? Bisher ohne Visitenkarte überlebt zu haben

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Gespannt

Ihr Motto? Dran bleiben

 

 

Proust-Fragebogen für Blogger (40)

 

(c) Maria Therese Laub

Sine Cecilie Laub und Kristoffer Dahy Ernst konnten sich wohl nur vorübergehend von ihrem großartigen Blog Fuck you very much trennen. Ende 2010 hinterließen sie einen eindrücklichen letzten Eintrag mit den Worten „We’ll never come back“, doch seit Anfang letzten Jahres sind sie wieder da und mit ihnen ihre charmante Fotoauswahl an Schönem, Lustigem, Modischem und Nacktem. Das Besondere an dem „visuellen Tagebuch“ der beiden dänischen Freunde sind die Bildunterschriften – nämlich ihre ebenso persönlichen wie originellen Assoziationen, ohne die die Bilder nur halb so schön wären.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Drei Worte: Authentizität, Originalität, Einfachheit: Etwas, was einen wieder kommen lässt.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit uns, gegenseitig.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Katzenvideos anschauen, die Arbeit anderer Leute entdecken (Fotografie, Musik, Filme usw.), Pornos gucken, die weltweiten Nachrichten lesen, lange Lesemomente genießen, nach Reisezielen suchen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Kurzgeschichten schreiben, zu David Bowie tanzen, in den Nahen Osten reisen, in Wäldern wandern, über Politik und Gender diskutieren, ein Nickerchen in einem „Sonnenregenguss“, Falafel essen, amerikanische Literatur lesen, Fahrrad fahren and küssen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Wenn es zu naheliegend wäre, aufrichtig zu sein.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Julian Assange, Arianna Huffington, greenkitchenstories.com.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Der späte Christopher Hitchens, Judith Butler, Aung San Suu Kyi, Lars Von Trier, Karen Blixen, Win Butler, Albert Camus, unsere Schwestern.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Es raubt einem die Zeit. Böse, anonyme Menschen.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Unkritische „Modeblogger“, die Modejournalismus entwerten, indem sie über Konsum und Shoppen schreiben

Was stört Sie an sich selbst am meisten? S: Ich bin manchmal sehr abgelenkt. K: Ich kann nicht gut mit Stresssituationen umgehen.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Wir bekommen viele Emails von unseren Lesern aus der ganzen Welt. Und entschuldigt bitte, machmal haben wir nicht die Zeit, alle zu beantworten. Aber wir lesen sie alle und sind immer sehr dankbar, von unseren Lesern zu hören. Ein anderer glücklicher Moment war, als zwei Leute aus Deutschland entschieden haben, unsere Facebook-Seite ins Leben zu rufen. Wir waren sehr geschmeichelt und sind sehr dankbar.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Dass das Blog immer noch läuft

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Wir hätten gerne eine Stimme wie Francoise Hardy, Tanzmoves wie Michael Jackson, ein Schreibtalent wie John Steinbeck und ein Gehirn wie Foucault.

Ihre größte Extravaganz? Essen zum Mitnehmen

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Einen Drang, zu fliehen

Ihr Motto? Arbeite hart und sei nett zu deinen Mitmenschen. Play it safe and be cool. Variation ist die Norm. Biologie liebt Variation, die Gesellschaft hasst sie.

 

Blogger, die unseren Fragebogen auch ausgefüllt haben 

 

Proust-Fragebogen für Blogger (39)

(c) Kathrin Koschitzki

Amelie Poulain hätte die reinste Freude in der Küche von Kathrin Koschitzki, einer Fotografin, die in Paris lebt, wo sie das Kunsthandwerk der französischen Patisserie erlernte. Ihre Fotokunst, die sie auf ihrem Blog Photisserie vorführt, reizt alle Sinne, man möchte diese Mandelblättchen knacken hören und die Stacheln dieses Schnee-Maronen-Igels anfassen. Ihre Abzüge gibt es gerade in limitierter Auflage hier zu kaufen.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Ich mag vor allem kreative Blogs, die inspirieren, anregen, auf neue Ideen bringen.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Durch Katie Quinn Davis habe ich entdeckt, dass Food-Fotografie keine künstlichen, sterilen Studioaufnahmen sein müssen. Sie schreibt wie ich einen Food- Blog und arbeitet hauptberuflich als Fotografin.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Ich sehe mir gern die Arbeiten von anderen Fotografen, Künstlern und Designern an. Da wird das Internet zu einem riesengroßen Museum, das keinen Eintritt kostet und in dem jeder ausstellen darf.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Gemeinsam Kochen, gemeinsam Essen, gemeinsam Ideen entwickeln.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Nie, da schreibe ich lieber gar nichts.

Ihr Lieblingsheld im Netz? ?

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? René Magritte, Tim Walker, Keri Smith, Charlie Chaplin, Peter Pan. Die sehen die Welt so, wie sie viele sehen sollten.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Ehrlichkeit. Das fällt vielen leichter, wenn ihr Gegenüber nicht vor ihnen steht und sie ihm in die Augen sehen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Optimismus, Kindlichkeit: Menschen, die unvoreingenommen, experimentierfreudig sind und sich für kleine Dinge begeistern können.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Wenn ich auf Amazon oder Facebook Werbung für Produkte sehe, die ich mir kürzlich im Internet angesehen habe, macht mir das schon ein bisschen Angst.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Selbstdarstellung und -profilierung sollten nicht zum eigentlichen Inhalt eines Blogs werden.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Ich verbringe oft mehr Zeit vor dem Computer als hinter der Kamera und in meiner Küche.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Anders als bei bezahlten Aufträgen kann ich bei meinem Blog ganz alleine entscheiden, was drauf kommt. Er ist quasi meine fotografisch-künstlerische Spielwiese, auf der ich mich austoben kann. Diese Freiheit hat mir sehr geholfen herauszufinden, was ich wirklich gut finde, am besten kann, und das hat mich als Fotografin einen großen Schritt weiter gebracht. Und dafür bekomme ich sogar ein kostenloses Feedback meiner Leser und lerne Menschen aus aller Welt kennen.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ein bisschen Verhandlungstalent würde mir nicht schaden. Ich sag gern mal ja und backe Kuchen am liebsten umsonst.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Am liebsten bleibe ich Photissière, das macht gerade sehr viel Spaß.

Ihre größte Extravaganz? Ich lackiere keine Hähnchen, benutze kein Wachs anstatt Eiscreme und verzichte auf künstliche Farbmittel. Meine Rezepte werden genau so fotografiert, wie sie von mir gekocht und zubereitet wurden, und nach dem Fotografieren wird alles gegessen. Das ist mir als Patissière sehr wichtig, und das sieht man meinen Bildern auch an. Ich bin kein großer Fan von künstlicher, verfälschter Food- Fotografie, bei der alles perfekt aussehen muss, es dürfen gern auch mal ein paar Flecken auf der Tischdecke sein.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Glücklich, satt.

Ihr Motto? „Imagination is more important than knowledge.“ (Albert Einstein)

 Blogger, die unseren Fragebogen auch ausgefüllt haben

 

 

 

Proust-Fragebogen für Blogger (38)

(c) Janina Schwager

Janina Schwager hat eine Organisation gegründet, die das von zuhause Weglaufen unterstützt. Getarnt ist diese Organisation als ein Mode- und Fotografieblog. Oder ist es andersrum? Ist es ein Blog, der als Organisation getarnt ist, die eigentlich …? Na, egal. Es gibt jedenfalls was zu sehen: manchmal Hüte, manchmal pinke Haare, manchmal abgewetzte Kunstleder-Sofas, immer schicke Models. Janina sagt: „Ich will Möglichkeiten zeigen, sich frei auszudrücken.“ Von zuhause weglaufen sei eine solche Möglichkeit. Auf ihrem Blog kann man sich anschauen, wie man dabei gut aussieht.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Mich faszinieren persönliche, freimütige, aufrichtige Blogs. Das sind die Blogs, an denen ich hängen bleibe und in denen ich mich verlieren kann. Blogs, die nicht das geringste Interesse an Vollkommenheit hegen.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Ich identifiziere mich nicht mit anderen Menschen.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Das Fahnden nach Neuem, auf jedem Gebiet. Am meisten freue ich mich über Künstler-Neuentdeckungen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Bilder, Filme, Menschen, Tiere, Konversationen (kommt drauf an), feiern, Musik, Magazine, Bücher, schlafen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? In Entschuldigungs-Mails an Professoren. Sonst eigentlich nie.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Neslihan. Philosophie & Wahnwitz unterlegt mit passenden Gifs. Wirkt nicht verstörend, sondern immer beruhigend. Wie oben erwähnt, freut es mich, wenn Menschen ihren Gedankenkot so frei und unbeschwert im Internet niederlassen. Davon sollte sich jeder Blogger mal ’ne Scheibe abschneiden.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Die Wörter Held und Wirklichkeit heben sich in meiner Welt gegenseitig auf.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Offenheit, Neugier, Swagger.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Direktheit, Tatendrang, Unbeschwertheit.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Instagram Bilder, Penetrante Werbung und die Meldung „Dieses Video enthält Content von WMG. Es ist in deinem Land nicht verfügbar.“

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Besonders das gestörte Konsumverhalten einiger Fashion-Blogger macht mir Angst.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Ich bin ziemlich ungeduldig und die Zerstreutheit kann auch ab und zu mal anstrengend werden. Ich mache allerdings Fortschritte.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Zu sehen, dass ich mich in Wojtek’s Lesezeichenleiste befinde.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Wenn mir Menschen sagen, dass sie sich von meinem Blog inspiriert fühlen, ist das jedes Mal eine Errungenschaft. Außerdem habe ich ziemlich coole Leser. Das macht mich auch ein bisschen stolz.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ich würde gern besser mit Worten umgehen können. Ich habe eine unerklärliche Schwäche für Fremdwörter und gut formulierte Texte, sehe mich aber manchmal nicht in der Lage, einen vernünftigen Satz zu bilden.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Wiedergeburt, puh, schwieriges Thema. Wenn schon, dann wahrscheinlich lieber als Qualle.

Ihre größte Extravaganz? Nach ’nem durchfeierten Wochenende besser aussehen als davor.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Zuversichtlich.

Ihr Motto? Ich kann mich unmöglich auf ein absolutes Motto festlegen. Das entspricht nicht meiner Wesensart.

Blogger, die unseren Fragebogen auch ausgefüllt haben 

 

Proust-Fragebogen für Blogger (37)

(c) Marvin Zilm

Das besondere an Stephanie Quitterers Blog Hausbesuchwins ist, dass er sich bald erledigt hat. Das ist kein Zufall, sondern Konzept: Das Blog dokumentiert eine Wette, und wie jede Wette, ist sie irgendwann gewonnen oder verloren. In diesem Fall wettet die Bloggerin, innerhalb von 200 Tagen in 200 fremden Wohnungen an der Kaffeetafel gesessen zu haben. Um ihre Chancen zu erhöhen, von Unbekannten reingelassen zu werden, hat sie Kaffee und Kuchen im Gepäck. Und, wie sich das für eine Prenzlauer Bergerin gehört, auch ein Kind. Die Wette läuft.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Vollkommenheit schreckt mich eher ab. Ich mag es lieber, überrascht zu werden. Von einem guten Text und Gedanken, die mich auf Gedanken bringen. Von mehreren Ebenen. Von allem, was über einen Tellerrand hinausweist. Von Ironie. Von Peter Praschl, zum Beispiel.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit Okka Rohd und ihrem einfach wundervollen Blog SLOMO,  weil sie „in Echt“ genauso großzügig ist, wie im Netz. Und weil sie so liebevoll, so „ja, genau!“, und so genussvoll schreiben kann. Und weil ihre Lebensfreude süchtig macht. Und weil sie mit Dorothea Sundergeld und Karolina Stasiak zusammen die großartigen „Fünf Dinge“  erfunden hat.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Reisen. Per Anhalter.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Seit acht Monaten: meine Tochter. Unabhängig davon: Menschen beobachten. Kaffee trinken. Schreiben.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Wenn meine Phantasie meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen will.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Der Hacker und der Google.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Momentan: jeden Tag ein anderer. Nämlich jeweils derjenige, der mir die Tür aufmacht, um mit mir Kaffee zu trinken.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Ellbogenfreiheit, Neugier, Eloquenz. Höflichkeit.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Loyalität, Humor, Ehrlichkeit und Witz. Toleranz und Offenheit. Güte.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Werbung.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Ach herrje, das ist ja, als würde man fragen: „was stört Sie an Frauen am meisten?“ Wider den Klischees!

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Dass ich Meister im Aufschieben bin, wenn es um Alltagsformalitäten geht.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Der erste Kommentar.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Überhaupt auf’s Bloggen gekommen zu sein, diesen simplen psychologischen Kniff mit dem sozialen Druck „Wette“. Ohne Blog hätte ich mit meinen Hausbesuchen wohl bald das Handtuch geschmissen.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Das eines Spions. Und ich würde gerne Maschinen erfinden und bauen können. Und so mir nichts dir nichts „alles einen halben Ton höher“ auf dem Klavier spielen können, wie mein Mann.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Als The Sartorialist. Mit ein bisschen mehr Street und etwas weniger Style.

Ihre größte Extravaganz? Völlige Modebewusstlosigkeit. (Warte auf die Wiedergeburt)

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Haha.

Ihr Motto? Ja!

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