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Ackermann-Interpretationen

 

Ei, das ist doch sonderbar, dass der Herr Ackermann jetzt findet, der Staat muss eingreifen. Was meint er denn da? Was haben denn der gute Bernanke und seine Leut seit letzten Sommer gemacht? Und die EZB? War das kein echtes sondern nur Spielgeld, das die da unter die Banken verteilt haben?

Und die Frau Matthäus-Maier von der Hausbank der Regierung, der KfW? Hat sie nicht der süßen kleinen privaten Bank IKB zweistellige Milliardenbeträge zum Stopfen von Löchern hingelegt?

Oder die 30 Milliarden Dollar Garantie, mit denen Bear Stearns ausgestattet worden ist, bevor sich James Dimon von JP Morgen getraut hat, diesen netten Broker zu übernehmen.

Ich glaub gar, wenn ich mir das alles so durch den Kopf gehen lasse, dass der Ackermann sich ganz unschweizerisch verschwurbelt ausgedrückt hat und eigentlich gemeint haben könnte, dass der Staat jetzt die Aufgaben der Banken übernehmen muss, weil die Banken wie in Japan nur noch Bilanzlöcher stopfen müssen. Das kann gut sein. Und vielleicht meint er ja auch, dass die Merkel und der Sarkozy statt nur PR-Aktionen in eigener Sache zu veranstalten, ein Konjunkturprogramm basteln und Geld unter die Leute verstreuen sollten. Oder er findet, dass die EZB den Banken ein bisschen mehr Geld und vor allem billiger geben sollte, damit noch was übrigbleibt zur Weitergabe an die Unternehmen und Verbraucher. Das hätte er aber doch sagen können. So schlimm ist das ja nicht.

Vielleicht hat er doch etwas viel Radikaleres gemeint, was man heute gar nicht mehr zu denken wagt. Deswegen sind vermutlich alle auch ganz aufgeregt über das, was er gesagt hat und gemeint haben könnte. Er meint wahrscheinlich, traut sich aber nicht laut zu sagen, dass der Steinbrück die Deutsche Bank kaufen soll. Und wahrscheinlich wollen er als Mitaktionär und der Anshu Jain und die anderen vom Exekutivkomitee oder Zentralkomitee einen guten Preis für ihre Aktien. Er traut sich das nicht zu sagen, weil das ja so was wie verstaatlichen wäre. Und das wäre ja schlimm. Dass jetzt, wo wir endlich bis auf die paar Hanseln bei der linken Partei mühsam gelernt haben, dass verstaatlichen nichts Gutes ist, weil das nämlich Sozialismus oder, schlimmer noch, sparkassenartig und auch wider das Grundgesetz der EU ist, dass jetzt plötzlich doch alles wieder ganz anders sein soll – da wird einem schwindelig.

Je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass ich den Ackermann so richtig verstehe. Was er dagegen nicht gemeint haben kann, ist eine rigorose Aufsicht. Denn das würde ja bedeuten, dass die schönen Bedingungen, wie sie vor Ausbruch der Krise herrschten, nie wieder zurückkehren würden. Das hieße ja, die Freiheit des Kapitalverkehrs einzuschränken. Der Weg zurück zur schönen alten Welt mit ihren wunderbar hohen Renditen für unsere Finanzprofis, er könnte verbaut sein. Das hat unser kluger Freund Ackermann ganz sicher nicht gemeint.