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Spinnen die Griechen?

 

Die griechische Regierung lässt über Goldman Sachs prüfen, ob nicht China mit seinen Billionen Dollar Reserven dem Land aus der Patsche helfen kann. Es soll um einen Kredit von bis zu 25 Milliarden Euro gehen, schrieben am Mittwoch die Blätter der Hochfinanz, die Financial Times und das Wall Street Journal. Die griechische Regierung dementierte am Mittag. Soweit die Nachricht.

Das ist natürlich eine Hammer-Meldung. Die EU und Euroland, zu dessen Mitgliedern die „Wiege der Demokratie“ gehört, lassen Athen am ausgestreckten Arm verhungern. Wollen endlich mal ein Exempel mit ihrer Non-Bailout-Klausel statuieren. Und drängen die tricksenden und täuschenden Griechen, sich in ihrer größten Haushaltsnot an den IWF zu wenden. Kann das im Sinne der Europäischen Union sein? Doch was machen die Griechen, bevor sie sich von den USA und ihrem IWF neoliberale Sparprogramme verordnen lassen? Sie machen es wie fast alle Emerging Economies: Sie fragen China, die Alternative zum IWF.

Kann das im Sinne Europas sein? Wer zahlt, schafft an, heißt es so schön. Und in Afrika, wo China den IWF verdrängt hat, lässt sich das Reich der Mitte mit Rohstoffen bezahlen. Welche Gegenleistung versprechen die Griechen?

Das Thema ist explosiv. Und was machen unsere Tageszeitungen daraus? Die ganz Großen verpennen oder verdrängen es. In der FAZ kein Wort dazu, in der Süddeutschen wird das Thema erwähnt, in einem Frage- Antwortspiel. Die Welt hats überhaupt nicht auf dem Schirm, das Handelsblatt als Marktbericht auf einer der letzten Seiten (immerhin hat sich der Renditeabstand griechischer Anleihen nach dem Dementi aus Athen auf ein Rekordniveau geweitet). Vorbildlich die FTD, die dem Thema die Seite eins und den wichtigsten Kommentarplatz (auf Seite eins) gibt. Vorbildlich auch die Börsen-Zeitung, der die unheilvolle Allianz auch der erste Kommentar auf Seite eins wert ist. Allerdings ist der Zungenschlag ein ganz anderer als bei der FTD und, hurra, hurra natürlich auch der Frankfurter Rundschau.

Kommen wir zur Beantwortung der Frage: Nein, die Griechen spinnen nicht. Wenn einer spinnt, dann ist es die EU. Wie kann man als – gemessen am BIP, mächtigste Wirtschaftsmacht ein Land in die Hände Chinas treiben?

Es ist höchste Zeit, dass wir verstehen, wie unzulänglich die Institutionen der Währungsunion sind. Der Stabilitätspakt war schon immer Schrott. Ist es Zufall, dass die Zeitungen, die Hausväterchen-Ökonomie predigen und den Stabilitätspakt stets verteidigen, das Thema verkehrt gewichtet haben? Wenn die EU nicht bald aufwacht, bricht sie auseinander, da hat Roubini Recht.