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Beate Zschäpe: aggressiv und angespannt – Das Medienlog vom Mittwoch, 13. Mai 2015

 

Zum zweiten Mal im NSU-Prozess hat am Dienstag der Zeuge Aleksander H. ausgesagt, zu Jugendzeiten ein Freund des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos. Er beschrieb unter anderem, wie aggressiv sich das Trio aus Mundlos, Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt in der Zeit vor der Flucht 1998 verhielt. Doch wie verlässlich sind Erinnerungen, die rund zwei Jahrzehnte alt sind? „Was weiß er wirklich noch oder was glaubt er nur zu wissen? Was hat er sich auch nur zusammengereimt?“, fragt Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online. Zumal H. vieles berichtete, was ihm Mundlos erzählt hatte.

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„Was hat er also tatsächlich selbst erlebt und was wurde ihm zugetragen? Diese Unterscheidung fällt H. schwer und das gibt er bei seiner Befragung durch den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl immer wieder zu“, merkt auch Mira Barthelmann vom Bayerischen Rundfunk an. Insbesondere Zschäpe beschrieb der Zeuge als angriffslustig. So habe die Hauptangeklagte jemanden in einer Kneipe mit einem Bierglas geschlagen – doch blieb unklar, ob H. selbst Zeuge dieses Vorfalls war.

Er habe sie als „nicht dumm oder gutgläubig“ wahrgenommen, sie sei ein selbstbewusstes Mitglied der Gruppe gewesen. Im Anschluss kam es zu einem Streit zwischen der Bundesanwaltschaft und den Verteidigern Zschäpes, die versuchten, die Glaubwürdigkeit des Zeugen infrage zu stellen.

„Auch wenn die Aussage vage bleibt, ist sie für Zschäpe unangenehm“, schreibt Frank Jansen vom Tagesspiegel. Sie habe während der Vernehmung angespannt gewirkt. „Es ist (…) einer jener Momente in diesem langen Gerichtsverfahren, die zunehmend an ihren Nerven zerren“, beobachtet auch Tanjev Schultz von der Süddeutschen Zeitung. Als jedoch das Wortgefecht zwischen Anklage und Verteidigung entbrannte, habe sie „wie eine Unbeteiligte“ gewirkt.

Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 14. Mai 2015.