Kann eine weitere Vernehmung des ehemaligen Verfassungsschützers Andreas T. Klarheit in den mysteriösen Mord an Halit Yozgat von 2006 bringen? Die Wahrscheinlichkeit ist gering – doch das Gericht will es noch einmal versuchen. Thema bei seiner nächsten Befragung ist auch ein Telefonat mit seiner Frau, das Fragen aufwirft. Dieses verstärke „die Zweifel, dass sich Andreas T. im Oberlandesgericht München wahrheitsgemäß zum Mord an Yozgat geäußert hat“, merkt Frank Jansen im Tagesspiegel an.
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Drei Wochen nach dem Mord hatte die Polizei das Telefonat mitgeschnitten. Darin beklagt sich die Frau von T. darüber, dass T. immer mit Plastiktüten durch die Gegend laufe. Im Prozess hatte T. bisher angegeben, in dem Internetcafé keine Tüte dabei gehabt zu haben. Zeugen beschrieben das später anders.
So banal die Geschichte von der Frau klingt, verstärke sie doch die Zweifel, dass sich T. wahrheitsgemäß zum Mord an Yozgat geäußert hat, schreibt Jansen. Und das Gericht werde auch wissen wollen, was sich in der Tüte befunden hat, die T. offenbar ins Internetcafé trug. Der Zeuge, der den hochgewachsenen Mann gesehen hat, will „was Eckiges“ erblickt haben. Der Gegenstand sei schwer gewesen und habe die Tüte nach unten ausgebeult.
Gleichwohl gebe es keine Hinweise, dass T. mit einer Waffe in das Internetcafé gekommen wäre, in dem der Inhaber Yozgat erschossen wurde – auch, wenn der Zeuge mit seinen häufig schwer zu glaubenden Angaben „reichlich Unbehagen“ verursacht habe. Sein Fall habe dem Verfassungsschutz, in der NSU-Affäre ohnehin ins Zwielicht geraten, zusätzlichen Schaden zugefügt.
Auch andere Medien griffen in den vergangenen Tagen die Fragen um Andreas T. auf, darunter die Freie Presse oder der Sender RT: Dazu gehört auch jene nach den Schmauchspuren an den Handschuhen des Sportschützen. Sie passen zu dem Treibstoff, den auch die Munition der Mordwaffe enthielt.
Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 10. Juni 2015.