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Zschäpes Verteidiger sind ab jetzt zu viert – Das Medienlog vom Dienstag, 7. Juli 2015

 

Aus dem Anwaltstrio wird ein Anwaltsquartett: Der Münchner Mathias Grasel ist vom Gericht zu Beate Zschäpes viertem Pflichtverteidiger bestellt worden, wie der Anwalt in einer Erklärung mitteilte. Der 30-Jährige kommt nicht nur zu einem Zeitpunkt, da die Verhandlung nach vielen komplexen Vernehmungen längst auf ihr Ende zusteuert, sondern da das Klima zwischen der Hauptangeklagten und ihren bisherigen Beiständen nach dem Misstrauensantrag schwer gestört ist. „Ob die Angeklagte nun allerdings ihr Schweigen bricht, ist noch nicht ausgemacht“, schreibt Annette Ramelsberger in der Süddeutschen Zeitung. Dies hatte sie in einem Brief an das Gericht in Aussicht gestellt.

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Grasel teilte in seiner Erklärung zudem mit, er werde „von einem renommierten Strafverteidiger mit langjähriger Erfahrung unterstützt“. Dabei, so die Zeitung, handle es sich wahrscheinlich um Grasels Kanzleikollegen Hermann Borchert, der den Kontakt zu Zschäpe herstellte und sie in zivilrechtlichen Belangen berate.

Wie aber will Grasel seinen mutmaßlich enormen Informationsrückstand aufholen? „Unter Verfahrensbeteiligten wird spekuliert, dass das Gericht den Prozess dann für mehrere Wochen unterbrechen wird“, berichtet Tim Aßmann vom Bayerischen Rundfunk. In dieser Zeit könnte sich der neue Verteidiger – so gut als möglich – in den Verfahrensstoff einarbeiten.

Zschäpe hatte selbst beantragt, Grasel als Ergänzung zu ihren Verteidigern Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl mit an Bord zu holen. Dass es dazu gekommen ist, schreibt Frank Jansen vom Tagesspiegel dem Kalkül des Vorsitzenden Richters Manfred Götzl zu. Dieser habe den neuen Anwalt „berufen, um den Streit zwischen Zschäpe und Sturm, Heer und Stahl zu dämpfen und damit den Fortgang des Prozesses sicherzustellen“. Auch Jansen meint, eine mögliche Aussage Zschäpes sei weiterhin offen.

Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 8. Juli 2015.