Bisher hatte sich der NSU-Prozess fast nur mit Zeugen beschäftigt – am Mittwoch kamen nun „harte“ Beweise dazu: Der Forensiker Carsten Proff vom Bundeskriminalamt stellte eine Analyse von DNA-Spuren vor, die an Gegenständen aus dem Besitz des NSU hafteten. Weil Proff Hunderte Asservate untersucht hatte, wird seine Aussage wohl mehrere Tage dauern. Die Erkenntnisse des ersten Tags „stärken in weiten Teilen die Annahmen der Bundesanwaltschaft“, schreibt Tim Aßmann vom Bayerischen Rundfunk. Sie waren zwar in weiten Teilen bereits bekannt, sind nun aber offiziell in den Prozess eingeführt.
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Das wohl plastischste Asservat, zu dem Proff vortrug, war eine Jogginghose, die Uwe Mundlos offenbar beim Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 getragen hatte. Bei der Entdeckung des NSU, 2011, lag die ungewaschene Hose im Haus von Mundlos und Uwe Böhnhardt. Das Blut auf der Hose hatte der Gutachter der Polizistin zugeordnet, Taschentücher und ein Haar zu Mundlos.
Auf Waffen aus dem NSU-Besitz fanden sich Spuren von Mundlos und Uwe Böhnhardt, aber auch von einer nicht identifizierten Person. „Seine Angaben nähren den Verdacht, die Terroristen könnten von Komplizen unterstützt worden sein, die immer noch unbehelligt herumlaufen“, bilanziert Frank Jansen vom Tagesspiegel. DNA-Anhaftungen von Beate Zschäpe fanden sich allerdings auf keiner der am Mittwoch besprochenen Waffen.
„Einen ultimativen Beweis gegen den NSU gibt es offenbar nicht“, folgern wir auf ZEIT ONLINE daraus. Dennoch wurde die Indizienkette an diesem Tag noch etwas deutlicher – etwa im Fall des mutmaßlichen Unterstützers André E. So stellte sich heraus, dass Zschäpe sich ihre Schuhe von E.s Frau Susann geliehen hatte, bevor sie sich bei der Polizei gestellt hatte. E. selbst hatte Zschäpe am Tag ihrer Flucht aus Zwickau zum Bahnhof gefahren. Insofern wurde erneut deutlich, wie groß die Unterstützung der E.s für Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos war.
Bei der Analyse handelte es sich um hochwissenschaftlichen Stoff. „Der Gutachter macht es den Zuhörern im Saal nicht leicht, ihm zu folgen“, resümiert Wiebke Ramm auf Spiegel Online. Zschäpe habe allerdings sehr wach gewirkt. „Wenn sie damals glaubte, damit alle Spuren vernichtet zu haben, wurde sie an diesem Tag einmal mehr vom Gegenteil überzeugt“, schreibt Ramm.
Das nächste Medienlog erscheint am Freitag, 25. September 2015.