Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Zschäpes Aussage: „Unglaubwürdig von vorn bis hinten“ – Das Medienlog vom Dienstag, 4. Oktober 2016

 

Im Nachgang zu Beate Zschäpes persönlicher Aussage vor Gericht haben weitere Medien die Wirkung der Hauptangeklagten analysiert. Zschäpe mache „weder für sich und noch viel weniger für die Opfer etwas besser“, indem sie versuche, „das Unerklärbare zu erklären“, schreibt Holger Schmidt vom SWR. Mit ihren Aussagen wirkten Zschäpe und ihre Verteidiger selbst an einem möglichen Schuldspruch mit.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

In der Zeit im Untergrund fragte sich Zschäpe nach eigenen Angaben, ob sie von einem Gericht als Mittäterin bei den NSU-Verbrechen eingeschätzt werden könnte. „Diese Frage wird ihr in nächster Zeit der Senat beantworten. Und man kann sich die Antwort denken“, schreibt Schmidt.

Tatsächlich haben sich die Hauptangeklagte und ihre Anwälte bereits auf ein Urteil zur lebenslangen Freiheitsstrafe eingestellt, analysieren wir auf ZEIT ONLINE. Dem Anschein nach richtete sich Zschäpe mit ihrer Aussage nämlich an den psychiatrischen Sachverständigen Henning Saß, der einschätzen soll, ob Zschäpe eine Gefahr darstellt und in Sicherungsverwahrung genommen werden soll. Demzufolge geht Zschäpe selbst offenbar von einem Schuldspruch aus. Bei dieser wie auch bei vorigen Aussagen „war es der durchschaubare Zweck, der die Angeklagte so unglaubwürdig erscheinen ließ“.

Zschäpe distanzierte sich von den Taten, die Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zugeschrieben werden. „Ohne Probleme hätte Zschäpe diese Sätze von Anfang an aussprechen können – wenn sie denn je ernst gemeint gewesen wären“, kommentiert Konrad Litschko von der taz. Die Angeklagte sei erkennbar in die Defensive geraten und versuche nun, den Schaden für sich zu begrenzen. Gleichzeitig ließ sie ihren Anwalt Mathias Grasel deutlich machen, dass sie weiterhin keine Fragen von der Nebenklage beantworten werde. Für die Familien der Ermordeten müsse der Tag ihrer Aussage „wieder ein schrecklicher Tag gewesen sein“, schreibt Litschko.

Nach der Aussage meldete sich die Ombudsfrau der Bundesregierung für die NSU-Opfer, Barbara John, zu Wort. In der Berliner Zeitung nannte sie Zschäpes Angaben „unglaubwürdig von vorn bis hinten“. Ihre Einlassung habe aus „sehr vagen Allgemeinplätzen“ bestanden.

Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 5. Oktober 2016.