Der Begriff Fake-News ist in aller Munde und doch wenig hilfreich. Denn er steht für alles und nichts – für Falschmeldungen, Lügen, Überspitzungen, Clickbait, Parodie, Propaganda, Spam oder einfach Irrtümer. Das Problem muss also differenziert und deutlicher benannt werden. Aus diesem Grund hat das Netzwerk First Draft eine Typologie erstellt, die erklären soll, welche Phänomene unter den Begriff Fake-News fallen und in welchen Kontext diese eingeordnet werden müssen.
Um den Begriff Fake-News aufzufächern und die eigentlichen Inhalte einzuordnen, schlägt Claire Wardle von First Draft vor, drei Elemente zu unterscheiden:
- die verschiedenen Inhaltstypen, die kreiert und geteilt werden
- die Motivation derjenigen, die diese Inhalte schaffen
- die Wege, über die die Inhalte gestreut werden
Die Inhaltstypen wiederum können auf verschiedene Beweggründe zurückgeführt werden (zu sehen in der Hochspalte).
Diese Gliederung ist im Zeitalter von Wahlkampfbeeinflussung, Lügenpressevorwürfen und Trollarmeen wichtiger, aber auch schwieriger denn je. Information ist eine Machtressource. So wurden die erfolgreichsten Falschmeldungen in der Endphase des US-Wahlkampfs häufiger geteilt, gelikt und kommentiert als Berichte seriöser Medien. Hierzulande ist zu beobachten, dass Russland versucht, den Bundestagswahlkampf massiv zu beeinflussen. In Frankreich etwa wurde bewusst das Gerücht gestreut, Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron sei schwul.
Was aber passiert mit einer Gesellschaft, die Fakten nicht mehr glauben kann oder will? Die Gefahr ist, dass Menschen das Vertrauen verlieren – in die Sicherheit des Landes, die Leistungsfähigkeit seiner Institutionen und in die Stabilität ihres persönlichen Alltags. Social Media spielen dabei eine bedeutende Rolle. Geteilt wird, was berührt. Eine Rückversicherung, ob der Inhalt wirklich stimmt, kommt dabei häufig zu kurz. Schließlich vertraut man Familie, Freunden und Arbeitskollegen, sprich: den Menschen, die den Content in den eigenen Newsfeed spülen.
Laut First Draft-Expertin Claire Wardle sind wir dabei besonders anfällig für starke Bilder. Zudem sind wir weniger kritisch, wenn Informationen unsere Einstellung und Meinung bestätigen. Vor allem aber sind wir wesentlich einfacher zu beeinflussen, wenn unser Gehirn zu vielen Informationen ausgesetzt ist, wie Wardle es formuliert.
Mittlerweile gibt es etliche Versuche, die Verbreitung von Fake-News einzudämmen. Soziale Netzwerke wie Facebook wollen die ungeliebten Postings aufspüren und kennzeichnen. Onlineportale wie Hoaxmap widerlegen systematisch Falschmeldungen. Und unter der First Draft Coalition hat sich ein globales Netzwerk zum Faktenchecken zusammengeschlossen, dem auch ZEIT ONLINE angehört. Ein Geheimrezept hat bisher noch niemand gefunden. Wardle ermahnt daher jeden einzelnen: „Every time we passively accept information without double-checking, or share a post, image or video before we’ve verified it, we’re adding to the noise and confusion.“
- Alle Informationen zu Fake-News finden Sie auf der Themenseite.
- Weitere Netzfundstücke gibt’s im Teilchen-Blog.