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So gut, so illegal

 

DJ Danger Mouse hat wieder ein Popalbum produziert, das der Musikkonzern EMI sofort für widerrechtlich erklärte. Das 100-seitige Beiheft stammt vom Regisseur David Lynch

Es gibt eine Platte, die gibt es nicht. Sie ist so unwahrscheinlich, dass sie an ein Wunder grenzt. Allein die lange Liste der Macher und Mitmacher liest sich, als wäre sie einem Wunschtraum entsprungen: Dark Night Of The Soul vereint unter anderen Iggy Pop, die Flaming Lips, Vic Chesnutt, die Pixies, die Shins, Gruff Rhys von den Super Furry Animals, Nina Persson von den Cardigans und Jason Lytle von den seligen Grandaddy – mit jeweils allertypischsten Best-of-Songs voller harmonieseliger Traurigkeit, die ihnen Mark Linkous von Sparklehorse auf den Leib geschrieben hat.

Geschliffen, veredelt und homogenisiert wurde diese psychedelisch bunte Anthologie in der magischen Soundwerkstatt des Überproduzenten Brian Burton. Der hat unter dem Künstlernamen Danger Mouse schon durch seine Arbeit mit Gnarls Barkley, Beck oder den Gorillaz signalisiert, dass er sich eher als Regisseur akustischer Welten versteht denn als schnöder Knöpfchendreher. In seinen Händen hört Klang auf, aus kunstvoll arrangierten Versatzstücken zu bestehen – und wird zu einem Plasma, über das er frei gebieten kann. Man höre nur und staune über die Eleganz, mit der er etwa einen perfekten Strokes-Rocksong wie Little Girl am Ende in einem elektronischen Feedback-Sturm atomisiert und auflöst.

Leider ist Dark Night Of The Soul wirklich zu schön, um wahr zu sein: Weil die Plattenfirma EMI das Werk – aus „rechtlichen Gründen“ – nicht veröffentlichen will, hat Danger Mouse es unter www.dnots.com, im Paket mit einem 100-seitigen Fotobuch von David Lynch, nur als leere CD verkauft. Inzwischen sind alle Exemplare vergriffen. Die Musik können sich Begeisterte, ermuntert von Danger Mouse selbst, dort besorgen, wo sie längst frei flottiert: im Internet.

„Dark Night Of The Soul“ von DJ Danger Mouse und Sparklehorse ist nicht regulär im Handel erhältlich. Deshalb müssen wir ausnahmsweise darauf verzichten, an dieser Stelle ein Tonbeispiel zur Verfügung zu stellen. Über weitere spannende Musikprojekte von DJ Danger Mouse lesen Sie hier und hier.

Dieser Artikel ist in der ZEIT Nr. 27/2009 erschienen.

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