Brauchen Sie Geld? – Machen Sie nichts Kriminelles! Auf Lotto-Tipps sollten Sie besser auch verzichten. Aber das wissen Sie ja selbst: Beim Kreuzemachen groß rauszukommen bleibt vage Hoffnung. Reichliches Geldscheffeln garantiert die Plaketten-Idee – allerdings nur im Verbund mit amtlicher Allmacht. Der Berliner Senat und andere Stadtväter reiben sich die Hände, dass sich allein mit bunten Aufklebern, die demnächst an Kraftfahrzeugen anzubringen sind, um vielerorts auch innerstädtisch mobil bleiben zu können, ordentlich Kasse machen lässt.
Wer ab 1. Januar 2008 mit dem Auto in die Berliner „Umweltzone“ fahren will, darf das nur, wenn an der Frontscheibe seines Gefährts eine Plakette klebt. Vorerst kann die grün, gelb oder auch rot sein, also Euro 4, Euro 3, Euro 2 – egal. Hauptsache Plakette! Nur ohne läuft bzw. fährt nichts! Der runde Aufkleber, dessen Farbe sich nach dem Schadstoffausstoß des Motors richtet, ist für fünf Euro bei den Kfz-Zulassungsstellen und bei Prüforganisationen erhältlich. Fünf Euro für ein kleines rundes Stück selbstklebendes Papier. Multipliziert mit der Zahl der Fahrzeuge – welch ein Geschäft!
Keine Plakette gibt’s für alte Dieselfahrzeuge (Euro 1 oder schlechter) und für Benziner ohne geregelten Katalysator. Kostenpflichtige Ausnahmeregelungen – etwa für Fahrzeuge von Schwerbehinderten, für Oldtimer, ältere Firmenautos oder Schwerlasttransporter – lassen die Geldquelle erst richtig sprudeln. Der vom Berliner Senat abgesegnete Rahmen bei den Gebühren für Ausnahmegenehmigungen beginnt bei 100 Euro (Oldtimer) und nähert sich in Schritten der dritten Null: 1.000 Euro! Da tröstet wenig, dass auch Genehmigungen mit mehrmonatiger und mehrjähriger Gültigkeit darunter sind. Man muss nicht gespannt sein, wie die Umwelt auf den amtlichen Kassierwahn reagiert. Ablasshandel war schon im Mittelalter Sitte.
Es kommt noch besser. Ab 1.1.2010 dürfen nur noch Kraftfahrzeuge mit grüner Plakette (Euro 4 oder Euro 3 plus Partikelfilter) die Umweltzone befahren. Das ist in Berlin übrigens das gesamte Terrain des S-Bahn-Ringes, der die Bahnhöfe West-, Süd-, Ostkreuz und Gesundbrunnen berührt. Über die eigentliche City geht der Sperrbereich also weit hinaus.
Und was passiert? – Zunächst werden Autotouristen – ohne Plakette – Augen machen. Später diejenigen, die auf die Idee kommen sollten, nach vollzogener Maßregelung des motorisierten Verkehrs die Luftqualität in der Umweltzone zu prüfen. Noch immer Schadstoffe? Woher kommen die denn? Egal. Countdown läuft, Umweltgewissen beruhigt, Kassen gefüllt. Hat doch prima geklappt. Bei Autofahrern ist noch viel mehr zu holen.
Von Wolfram Riedel
(Entnommen aus der aktuellen Ausgabe des Branchen-Informationsdienstes PS-Automobilreport)