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Ruppig, das können auch andere

Der Berliner gilt ja als ruppig. Nun war ich im Urlaub auf Rügen. Und da hatte ich ein sehr beruhigendes Erlebnis, denn ich sah, dass man auch andernorts sehr, sehr ruppig sein kann. Folgenden Dialog bekam ich in der „Janny’s Eis“-Filiale zu Göhren auf Rügen mit:

Sehr alte Frau, Eis essend, zur Eisverkäuferin:

„Ihr Eis schmeckt köstlich“.
[keine Reaktion der Eisverkäuferin]

Sehr alte Frau, Eis essend, zur Eisverkäuferin:
„Ihr Eis schmeckt sehr gut!“
Eisverkäuferin:
„Da hab ich keine Aktien drin, ich verkauf das nur“.

Sehr alte Frau, Eis essend, zur Eisverkäuferin:
„Ihr Eis ist das beste in ganz Göhren!“
Eisverkäuferin:
„Gibt’s denn hier überhaupt noch andere Eisdielen?“

Alte Frau verzweifelt ab.

Würde sagen, das war die ganz harte, klassische Mitropa-Schule.

 

Päusken vorbei

So, die Damen, die Herren, ich bin aus dem Urlaub zurück. Berlin empfing mich mit gutem Wetter, da bin ich natürlich gleich mit Töchterlein zum Lieblings-Spielplatz gegangen. Als ich dann im Spielplatzsand eine Patronenhülse, Glasscherben und einen halb zu Ende gerauchten Joint statt Muscheln und Quallenfragmenten fand wusste ich, Berlinberlin, du hast mich wieder. Nuja.

 

Päusken

Ich gehe drei Wöchelchen in Urlaub.
Aber ich komme wieder.
Passen Sie auf sich auf – eine gute Zeit auch für Sie, liebe Leserinnen und Leser.

 

Neues Update: Vom Versuch bei FutonWorld ein Bett zu kaufen.

Dass es ein spannendes Unterfangen ist, bei der T-Com einen Neuanschluss zu bestellen, wurde ja hier schon unter Beweis gestellt. Wie schwer unmöglich es ist, bei Futon World ein im Voraus bezahltes Bett dann auch wirklich geliefert zu bekommen – bitteschön:

14.04.2007
Wir betreten das Ladengeschäft in der Chausseestraße und sind begeistert. So viele schöne Betten! Fantastisch! Und so eine nette Beratung! Selten so entspannt und freiwillig Möbelstücke betrachtet. Wir beschließen ein Bett zu kaufen. Das kostet inklusive Lieferung ungefähr 800 Euro. Man bittet um eine Anzahlung. Meine Frau meint, wir sollten doch gleich alles bezahlen. Ich halte wenig davon, weil ich grundsätzlich erst etwas voll bezahle, wenn es mir auch voll gehört. Aber weil ich einen „ach, egal“-Tag habe, willige ich ein. Man sichert uns mündlich eine Lieferzeit von 4-6 Wochen zu und verspricht uns kurz vor Lieferung zu benachrichtigen.

14.05.2007
Vier Wochen sind vergangen.

31.05.2007
Sechs Wochen sind vergangen.

01.06.2007
Ich frage telefonisch nach. Tja, da könne man noch nichts sagen. Das Bett werde in Polen hergestellt, und der Schreiner sei manchmal etwas gemütlich. Nun. Ich solle Montag nochmal anrufen.

04.06.2007
Ich rufe Montag nochmal an, man verspricht mir mich zurückzurufen. Ich werde aber nicht zurückgerufen.

20.06.2007
Ich schreibe eine erste, verärgerte Mail. Wir warten inzwischen mehr als 8 Wochen. Ich bitte um kurzfristige Rückantwort per Mail oder Anruf. Keine Mail, kein Anruf.

22.06.2007
Ich rufe erneut an. Man verspricht mir einen umgehenden, ja nachgerade sofortigen Rückruf. Es kommt kein Rückruf.

23.06.2007
Ich rufe erneut an und frage, was mit dem umgehenden Rückruf geschehen sei. Man ist erstaunt, dass der Rückruf nicht erfolgte. Ich sage, dass ich von dem Kauf zurücktreten möchte. Man empfiehlt mir schriftlich eine Nachfrist zu setzen, falls diese verstreicht kann ich von dem Kauf zurücktreten. „Schreiben Sie mir das per E-Mail, Sie kriegen einen Bestätigungsrückruf!“ – ich schreibe eine E-Mail und erhalte keinen Bestätigungsrückruf.

26.06.2007
Man teilt mir telefonisch mit, dass die Lieferung voraussichtlich KW 27 stattfindet. Das wäre dreieinhalb Monate nach der Bestellung. Ich finde das doof und sage das auch. Man verspricht einen Rückruf.

27.06.2007
Eine briefliche Antwort auf die Beschwerde vom 20.06., in der ich ausdrücklich um eine Mail oder einen Rückruf bat, trifft ein. Man weist auf die AGB hin. Ich müsse eine angemessene Nachfrist stellen.

02.07.2007
Ich frage mehr so aus Langeweile per E-Mail nach.

06.07.2007
Eine sehr nette Mitarbeiterin ruft mich an und sagt, dass die Lieferung sich wohl noch weiter verzögere. Ich verlange direkt nach dem Angebot schriftlich einen deutlichen Rabatt oder die Rückgängigmachung meines Kaufvertrages.

09.07.2007
Ich erhalte ein Angebot, dass man mir die Lieferkosten erlassen will. Das ist ein Rabatt von unter 4%. Ich lehne ab und verlange 25%. Ich erhalte noch am selben tag eine E-Mail, dass man auf meinen Rabattwunsch von 25% eingeht. Ich antworte, dass ich um umgehende Überweisung bitte.

13.07.2007
Ich frage nach, wann mit der Überweisung zu rechnen ist. Nach der Lieferung frage ich schon gar nicht mehr. Wenig später erhalte ich einen Irrläufer, in der Antwortmail steht nämlich: „schreibt Ihr dem jetzt?“ Ich antworte für meinen Geschmack humorvoll und biete an, doch einfach mal am Telefon zu REDEN. Kein Rückruf, keine Antwort.

16.07.2007
Es kommt eine Mail: der Vertrag kann gar nicht erfüllt werden. Drei Monate nach Bestellung und Bezahlung erfahre ich, dass es mein Bett gar nicht gibt, zumindest nicht zu einem nennbaren Zeitpunkt. Ich soll mein Geld zurückbekommen. Man fragt nach meiner Bankverbindung. Ich teile, inzwischen zum dritten Mal, meine Bankverbindung mit. Werde ich mein Geld bekommen? Ich bin gespannt.

Update

22.07.2007
Es ist bisher kein Geld eingegangen. Auf meine E-Mail-Anfrage hieß es lapidar, die Buchhaltung sei aufgrund mehrerer Stornierung überlastet. Bedenkt man, dass ein Online-Buchungsvorgang schlimmstenfalls 5 Minuten dauert und die weitere zugehörige interne Buchführung auch nochmal 5 Minuten, dann muss man rechnerisch von einer dreistelligen Zahl von Stornierungen ausgehen.

Gestern waren wir bei einem anderen Geschäft namens Futon-Etage, um dort ein Bett zu kaufen. Dort teilte man uns mit, dass dort öfter verirrte Futonworld-Kunden anriefen, in unfreundlichsten Tönen, und die Herausgabe von Betten verlangten, auf die sie seit Ewigkeiten warten. Wir scheinen kein Einzelfall zu sein. Wir warten noch bis Donnerstag ab, wenn bis dahin das Geld nicht auf unserem Konto ist, gibt es eine letzte Zahlungsaufforderung, sodann geht das zum Anwalt bis zum gerichtlichen Mahnverfahren. Ich kann leider niemandem raten, mit der Firma Futon-World in Berlin eine wie auch immer geartete Geschäftsbeziehung einzugehen.

23.07.2007
Ich rufe mal wieder dort an. Erfahre, dass die Buchhaltung komplett in Urlaub ist und der Geschäftsführer auch, das könne also noch etwas dauern. Interessante Personalplanung.

Auf mehrmaliges, zart bohrendes Nachfragen heißt es, dass das Geld in zwei Wochen auf meinem Konto ist.

Update: 03.08.2008 mittags
Natürlich ist das Geld nicht auf meinem Konto eingegangen. In der Filiale Chausseestr. geht vorsichtshalber schon niemand mehr ans Telefon. In der Zentrale erreiche ich nur einen Assistenten, der bekannt gibt, dass Geschäftsführung und Buchhaltung im Urlaub sind und dass es inzwischen sogar einen von Futonworld beauftragten Anwalt gibt, der sich um die Schäfchen kümmert, welche Geld zurückwollen. This smells strange. Schön, dass man in Berlin online Mahnanträge stellen kann. Jetzt geht das ganze also den gerichtlichen Weg. Bin gespannt. Ich habe irgendwie das dumme Gefühl, das Geld ist weg.

Das hier ist übrigens auch sehr interessant.

Update 03.08.2007 abends
Ich dachte, „mach doch einfach mal einen Spaziergang in die Chausseestraße und zeige mal ein wenig Präsenz“. Im Ladengeschäft angekommen, sitzt mir der Verkäufer gegenüber, der mit das ursprüngliche, äh, Bett verkauft hat. Ich stelle mich vor, sein Gesicht hellt sich auf; „ah, der Internetschreiber, sehr schön, ja, schön dass Sie das alles aufgeschrieben haben. Das interessiert die Leute“. Ich versuche, so höflich es mir möglich ist, meinen Unmut zu erklären, er nimmt das sehr gelassen hin und antwortet auf meine Frage, ob denn Futonworld Zahlungsschwierigkeiten habe, dass der Laden wunderbar laufe, die Auftragsbücher seien voll, man habe sogar auf meine Postingserie hier explizit einen neuen Kunden hinzugewonnen. Es gelingt dem jungen Mann auch jetzt nicht, sich irgendein Bedauern, geschweige denn eine Entschuldigung abzuringen. Sagenhaft. Dass die Geschäfte gut laufen freut mich riesig und ich schlage daher vor, man könne mich ja bei einer derart blendenden Geschäftslage einfach jetzt sofort bar auszahlen, ich würde dann auch gleich den angefertigten gerichtlichen Mahnbescheidsantrag vor seinen Augen vernichten.

Das geht natürlich nicht. Und der Chef ist in Urlaub. So bis ungefähr 17. August. Eine hinzu gekommene Kollegin ist etwas hilfsbereiter, versucht zu erklären wie das denn nun alles gekommen sei; da das in den Privatbereich des Möbelschreiners fällt, werde ich das hier nicht ausbreiten, jedenfalls rät sie mir, es ab dem 18. August wieder zu versuchen, denn sicherlich habe der Chef dann erst mal sehr viel Post auf dem Tisch.

Das glaube ich inzwischen auch. Und deswegen verabschiede ich mich und bringe den Antrag für den gerichtlichen Mahnbescheid zur Post. Wenn der Chef schon so einen großen Poststapel auf dem Tisch hat, dann soll meine Post wenigstens schön weit oben liegen. Und persönlich vom Gerichtsboten übergeben werden. Man weiß ja nie.

Und jetzt: Urlaub.

UPDATE 27.08.2007
Der gerichtliche Mahnbescheid scheint gewirkt zu haben. Heute kam die Rücküberweisung meiner 780 Euro aufs Konto getröpfelt. Ich habe mein Geld wieder. Zwar habe ich die 23 Euro Gerichtsgebühren auf diese Art und Weise verloren, aber damit kann ich leben.

 

Israelisch-Russisches Crossover

Oh, war das lecker. Mannmannmann war das lecker. Wir waren letzte Woche im Restaurant „Kadima“, einen Steinsprung bzw. Katzenwurf von der Synagoge in der Oranienburger Straße entfernt. Das Kadima ist ein jüdisch-russisches Restaurant, was unglaublich professionell geführt wird. Man hat hier keinerlei Kosten gescheut und die Räumlichkeiten des zuletzt etwas glücklosen Restaurants „Oren“ einer liebevollen und sorgfältigen Renovierung unterzogen. Man muss es gleich sagen: die Speisen sind nicht kosher. Aber sie sind verdammt gut.

Wir testeten vergangenen Samstag Mittag, setzten uns in den lauschigen Innenhof und bestellten zunächst einen israelischen Vorspeisenteller, der trotz Außentemperaturen von 33°C von einer unglaublichen Frische war. Er enthielt eine Blätterteigrolle mit Lammhack, feinstes Falafel, einen israelischen Salat mit Kraut und Käsestückchen, marokkanischen Karottensalat mit aparter Vinaigrette, israelische Salzgurken mit saurer Joghurtsauce, Auberginenpüree und sehr gutes Hummus mit Sesampaste. Alles war von überragender Qualität. Die Gattin spies sodann die Kadima-Salatvariationen, reichhaltiger, gut geputzter Salat mit einem ausgewogenen Honig-Senf-Dressing. Ich gab mir ein Schaschlik von der Maishähnchenbrust, zwei Spieße mit gut portioniertem, marinierten Hühnerfleisch und ganzen Knoblauchzehen, au point gegrillt mit einem pikanten Couscous.

Der Service ist sehr freundlich, das Restaurant innen wie außen eine Augenweide. Wir werden hier noch oft hingehen und uns quer durch die Speisekarte fräsen. Toll!

KADIMA
Oranienburger Str. 28
10117 Berlin
030 27594251
http://www.kadima-restaurant.com/
tgl. 12-24 Uhr

 

Geschützter Verkehr

Manchmal habe ich Angst vor Florian. Jetzt ist wieder so ein Moment. Er ist einfach mal eben alle Berliner Jugendverkehrssschulen abgefahren und hat seine Erlebnisse dokumentiert. Großes Tennis!!

 

Sommerbad am Insulaner – jenseits der Ekelgrenze

Wenn mal als Kleinfamilie das Sommerbad am Insulaner benutzt, latzt man 13 Euro. Das ist nicht wenig Geld. Was einem dort jedoch an sanitären Einrichtungen geboten wird, ist atemberaubend schlecht. Die Toiletten sehen durch die Bank aus, als wären dort kurz zuvor Pferde gestorben. In den Kabinen gibt es gar kein Klopapier, sondern der Klopapierspender hängt draußen im Waschraum. Das führt dazu, dass man sich vor dem Unbeschreiblichen etwa zwölf Meter Klopapier abrollt und als Riesentrumm mit in die Kabine nehmen muss. Es gibt nur kaltes Wasser und keine Seife. Die Herrenduschen bestehen aus acht Plätzen, von denen vier nur kaltes Wasser bieten, zwei sind defekt und zwei liefern maximal lauwarmes Wasser. Auch sie sind hoffnungslos veraltet und dreckig. Kann jemand ein besseres Bad empfehlen?

 

Das einzig wahre war Steiner

Ich habe mich immer gefragt, warum die Waldorfschulen diesen sagenhaften Claim, der mir irgendwann nach dem achten Bier einfiel, nicht genutzt haben. Ich schreibe diese heiteren Zeilen, da heute um 12:30 Uhr die Jahrespressekonferenz 2007 über die Lage der deutschen Waldorfschulen und ihre ökonomischen Perspektiven im Tagungszentrum der Bundespressekonferenz am Schiffbauerdamm stattfindet. Das Thema ist aber nicht nur deshalb mit Berlin verknüpft, sondern auch, weil es ja in der Vergangenheit ein arges Gezerre um die Novalis-Waldorfschule gab, die jetzt Friedrich-von-Hardenberg-Schule heißt. Die Schulbehörde hatte der umstrittenen Privatschule die Lehrbefugnis ab Klasse 9 entzogen. Schon im März sorgte die Schule für Schlagzeilen, weil der Elternverein mitten im Schuljahr alle Lehrer entlassen und ihnen gar Hausverbot erteilt hatte.

Ich bin bedauerlicherweise in einer Familienangelegenheit unterwegs heute und kann an der Konferenz nicht teilnehmen, es würde mich aber sehr freuen, hier eine Diskussion zu diesem Thema anzuzetteln. Vielleicht melden sich aktuelle oder ehemalige Waldorfschüler, vielleicht sogar Schüler oder Eltern der bezeichneten Novalis / Hardenberg – Schule, um ihre Sicht der Situation zu benennen. Andiamo!

Zum Thema hier ein Interview mit dem Lehrerausbilder Wenzel Götte.

 

Wenn das der Schäuble wüsste

Mir ist heute was wirklich putziges passiert. Ich war wegen meines Umzugs zwecks Ummeldung im Bürgeramt Schöneberg (Rathaus Schöneberg)

Wir wissen ja, dass Wolfgang Schäuble im Bereich Innere Sicherheit derzeit mächtig herumwirbelt. Vom Telefonierverbot für potenzielle Möchtegernterroristen bis hin zur umfangreichen Nabelschau des heimischen PC. Nun wüsst‘ ich nur gerne, was er dazu sagt, dass man sich – zumindest in Berlin-Schöneberg – auf s Einfachste eine Tarn- oder Deckadresse besorgen kann.

Wer innerhalb Berlins umzieht, der muss zum Bürgeramt. Vorher lädt er sich hier ein putziges kleines Formular herunter. Interessant ist hier vor allem Seite drei links unten. Da steht: „Datum, Name und Unterschrift des Wohnungsgebers“. Wohnungsgeber ist der Vermieter, klar.

Nun der Hit. Man kann sich jetzt einfach hinstellen und sagen, „wir haben die Wohnung gekauft“. Eigentlich wäre zu erwarten, dass die freundlichen Damen und Herren einen Eigentumsnachweis fordern, vulgo einen Auszug aus dem Grundbuch oder wenigstens eine notariell beglaubigte Abschrift des Kaufvertrags. Aber: Fehlanzeige. „Schreimse einfach „EIGENTUM“ dahin, denn passt dît schon“, lautet die übereinstimmende Auskunft mehrerer Bürgeramtstanten und -onkels.

Mit anderen Worten: Ich suche mir eine Tarnanschrift, installiere dort einen toten Briefkasten, melde mich „offiziell“ ohne Vorlage irgendwelcher Papiere dahin ab – und bin a sort of vogelfrei.

Das finde ich nun irgendwie schon sehr bizarr.