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Keinn Algohôl mehr auffn Schebiel-huck!-pladss

Potztausend, Sapperlot und Schaumalan! Als erster Bezirk Berlins hat Charlottenburg-Wilmersdorf nun offiziell den Alkoholkonsum auf Spielplätzen untersagt. Verstöße können mit bis zu 5000 Euro geahndet werden. In Spandau wurde selbiges beschlossen, Schilder werden noch dieses Jahr aufgestellt. In Friedrichhain-Kreuzberg wird darüber ebenfalls diskutiert. Fraglich ist, wie die Einhaltung der Verbote kontrolliert werden soll, denn die Polizeit wird wohl kaum auf jedem Wald- und Wiesenspielplatz Streifen abstellen können. Immerhin: falls Anwohnern abendlicher Alkoholkonsum störend auffällt, können sie dies melden und die Polizeit hat eine rechtliche Handhabe, dagegen einzugreifen. Tja, da wird die eine oder andere Mini-Bar wohl schließen.

 

Bitte lächeln!

Der parlamentarische Innenausschuss hat mit Stimmen der Regierungsfraktionen (Linke, SPD) einen Weg zu umfangreicherer Videoüberwachung im Nahverkehr geebnet. In U- und S-Bahn, sowie auf Großveranstaltungen, aber auch bei Verkehrs- und Personenkontrollen darf jetzt gefilmt werden, um „erhebliche Straftaten abzuwehren“. Wie man im voraus feststellen kann, ob eine potenzielle Straftat erheblich ist oder werden kann, hat der Innenausschuss nicht bekannt gegeben. Innensenator Körting bezeichnet den Gesetzentwurf als „zurückhaltend“, die Grünen hingegen kündigten Verfassungsklage an.

Pikanterweise gab bereits vor einem Jahr das von der BVG beauftragte Büro für angewandte Statistik und Evaluation bekannt, dass die Überwachung in Bus, U- und S-Bahn mehr oder weniger nutzlos ist. Der Volltext der Studie kann als PDF hier heruntergeladen werden.

 

Mittwoch: Kostenlos Rikscha fahren!

Die Berliner „Velotaxis“ bieten am Mittwoch kostenlose Touren an! Mittags geht es los, Startpunkt ist das Brandenburger Tor. Mit der Aktion möchten sich die Betreiber von Velotaxi bei ihren Kunden bedanken und gleichzeitig Geld für einen guten Zweck sammeln. Denn die Touren sind zwar kostenlos, aber eine Spende darf gerne entrichtet werden. Der Mittwoch ist gleichzeitig der Schlusstag der Velotaxi-Saison. Ist ja inzwischen auch kalt genug. Mehr unter berlin.danketag.de

 

Michael Stein ist tot.

Ein halbes Jahr nach der Ankündigung der Solidaritätslesung ist der Berliner Extremperformer Michael Stein an seiner Lungenkrebserkrankung gestorben. Für seinen Mut, völlig aus dem Bauch heraus vor eine Menschenmenge zu treten und seinen Stream of (Un-)Consciousness ungebremst auf sie niederprasseln zu lassen, habe ich ihn mehr als einmal bewundert. Er hat dem Berliner Lesebühnenpublikum viele funkelnde, irrlichternde Momente gegeben.

Hier einige Stimmen von Kollegen:

Bov Bjerg
Falko Hennig, Berliner Zeitung
Dr. Seltsam, Junge Welt
Volker Strübing
Robert Weber, taz

 

Mit Buddha im Bett

Vorbemerkung: Nein, das ist keine Gefälligkeitsrezension. Ich kenne und schätze Heiko Werning, als Mensch wie als Mitstreiter auf Berliner Lesebühnen. Die nachfolgende Rezension wäre jedoch genau so ausgefallen, wenn ich ihm niemals die Hand geschüttelt hätte.

Lesebühnentexte ins Buchformat übertragen, das geht leider gelegentlich schief. Viele dieser kurzen Texte sind bewusst auf Pointe, auf Effekt geschrieben, was sie nicht schlecht macht, aber letztlich eben doch eine rezeptionsorientierte Art und Weise zu schreiben provoziert, die beim gemütlichen Lesen in der warmen Wohnstube zuweilen geschwätzig oder platt wirkt und nur in bier- und rauchgeschwängerter Atmosphäre zündet. Anders bei Heiko Wernings als „episodischer Entwicklungsroman“ nur mühsam kaschierter Sammlung von Lesebühnentexten namens In Bed with Buddha. Das Leben des Protagonisten wird schlaglichtartig in zwei- bis vierseitigen Texten dargeboten. Die Textsammlung beginnt in der Kindheit und endet freundlicherweise in der Zukunft. Die Themen sind klassisch und stereotyp: Familienbesuche, die erste Liebe, der erste Sex, der erste Umzug, der zweite Umzug, das erste Kind. Und doch gelingt Heiko Werning in seinen Texten etwas sehr seltenes: er bringt einen außerordentlich häufig zum Lachen und man hat ihn von Text zu Text lieber, eben wie so einen Knuddelbuddha. Weil er in einer Drastik vom eigenen Scheitern (oder was „arrivierte“ Menschen dafür halten) spricht, wie man sie nur selten in dieser Form lesen kann, zuletzt vielleicht bei Heinz Strunk (Fleisch ist mein Gemüse). Werning beschönigt nichts, er erzählt von Onanieren, vom von-Frauen-verarscht-werden, von Pommesbudenbesuchen und Dicksein und seiner düsteren Parterrewohnung. Es gibt funkelnde Geschichten mit authentischem Berliner Lokalkolorit (Wedding), DDR-Reminiszenzen, Aufwärmungen längst vergessen gewähnter Alpträume (Taizé-Jugendbewegung), und und und. Der Schwerpunkt liegt in der Berliner Zeit Wernings, mit all dem, was Berlin eben zu Berlin macht: die Ruppigkeit des Weddings, die Herzlichkeit der Menschen, das wunderbare „scheißegal“ der Großstadt.

Das Tolle daran ist: es ist nicht eine schlechte Geschichte dabei. Selten, vielleicht zweidrei Mal stolpert man über ein ausgewalztes Klischee, ansonsten ist „In Bed with Buddha“ ein routiniertes, pointenreiches und extrem kurzweiliges Zeitdokument und Generationenportrait, für mich (Vom Umfang, nicht von der Tiefe her) eine Light-Version von Gerhard Henschels Kindheitsroman.

In Bed with Buddha ist nicht zuletzt ein sehr sinniges Plädoyer für die Provinz und eine liebevolle Enzauberung der Großstadt als Sammel- und Fluchtpunkt der „coolen“ aller Art. Ein bisschen geht es mir mit Wernings Texten so, wie mit der Musik von Manfred Maurenbrecher: Beide sind nach der herrschenden Geschmackspolizei extrem unmodisch und uncool, aber genau das macht sie wahrhaftig und extrem standhaft.

Schönes Buch.

Ach ja, am 24.10.07 um 21 Uhr stellt Heiko sein Buch im Kaffee Burger persönlich vor. Wird vermutlich sehr heiter.

In Bed with Buddha
Edition Tiamat, Klaus Bittermann
ISBN 3-893-20113-0

 

Und nochmal Mitleid für Gunnar Schupelius

Mensch, das könnt ja glatt eine Serie werden. Der pöse, pöse Herbst! Die pösen, pösen Plätter! Das pöse, pöse Laub. Doch lesen wir selbst:

In meiner Gegend […] liegen meterhohe Blätterberge. Seitdem das erste Blatt gefallen ist, hat hier noch niemand das Laub abgefahren. Wir rutschen hier auf den zu Brei getretenen Blättern herum und bleiben mit unseren Autos in Laubhaufen stecken, die am Straßenrand aufgetürmt worden sind. Diese Haufen nehmen uns Parkplätze weg.

Also diese Natur! Nimmt einfach den Autos die angestammten Parkplätze weg! Was für eine unfassbare Frechheit! Meterhohe Blätterberge, ein Wahnsinn! Dass die Blätter da gar nicht wegfliegen sondern aufgestapelt liegenbeiben! Und: mit welchen Autos man ernsthaft in Laubhaufen steckenbleibt(!), wüsste ich auch gerne. Oder fährt Gunnar S. des Abends heimlich mit dem Bobbycar? Na? Aber es kommt noch dicker:

Abends suche ich 10 bis 20 Minuten lang nach einem Parkplatz. Wenn ich dann endlich eine Lücke sehe und da liegt so ein Laubhaufen drin, dann könnte ich heulen.

Das schreibt er wirklich, das ist nicht erfunden. Man kann es noch den ganzen Tag lang hier nachlesen. Sagenhaft. Wenn das so weitergeht, dann müssen wir wirklich eine neue Bleibe für Gunnar finden. Erst die pöse Haltestelle, dann die pösen Laubhaufen, also wirklich, ich finde, Berlin soll sich mal zusammenreißen und strammstehen! Es wird doch wohl möglich sein, dass Herr Schupelius irrrrrrrgendwo einen Parrrrrrrkplatz kriegt?!

 

Vapiano – es gibt schlechtere Kantinen

Ja, manchmal will ich es wissen. Dann zieht es mich in die Niederungen der Systemgastronomie, dann lasse ich mich willenlos in den Strudel der amüsierwilligen Meute fallen und probiere ohne jegliche Scheuklappen die merkwürdigsten Dinge aus. Heute also das Vapiano am Potsdamer Platz. Vapiano ist eine Restaurant-Kette, die schnelle und trotzdem frisch vor Kundenaugen zubereitete italienische Küche verspricht. Das kann eigentlich kaum gutgehen. Ich warte vor dem Restaurant auf meine Mittagsverabredung und staune: die Menschen, 50% Touristen und 50% Business-Lunch-Leute, strömen in riesigen Mengen in den Laden hinein. In den fünf Minuten, die ich warte, betreten sicherlich 30 Leute das Vapiano.

So, die Verabredung ist da. Man bekommt am Eingang eine Chipkarte überreicht, auf der die Bestellungen gespeichert werden. Dann stellt man sich an einem der drei Verkaufstresen an. Es gibt einen für Salat, einen für Pasta-Gerichte, einen für Pizza. Bei den Pasta-Gerichten kann man zwischen verschiedenen Nudeln (u.a. Fusili, Spaghetti, Penne) und immerhin 21 verschiedenen frisch zubereiteten Saucen, eingeteilt in vier Preisgruppen entscheiden. 16 verschiedene Pizzen gibt es. Ich entscheide mich für einen kleinen gemischten Salat mit „Nizza“-Dressing und Spaghetti mit Limonenbutter und Minze. Die Begleitung wählt Penne mit Scampi, Kirschtomaten und blauem Mohn. Zugegeben, ich hatte Angst vor den Wartezeiten. Aber diese sind wirklich vertretbar, wenn man zu zweit geht, einer sich bei den Pasta anstellt, der andere beim Salat, dann hat man in acht Minuten sein Essen. Pizzen dauern etwas länger, man bekommt ein funkgesteuertes, handtellergroßes „Ufo“ überreicht, das akustisch signalisiert, sobald man die fertige Pizza abholen kann.

Es herrscht allein aufgrund der Menschenmenge schon ein gewisses Kantinenfeeling, allerdings muss man konzedieren, dass die Filialen mit aller Gewalt auf modern-gemütlich getrimmt sind. Das Mobiliar ist chic, man sitzt an Tischen wie Tresen bequem. Das Geschirr ist schön designed, aber nicht quietschig. Und das Essen? Auch hier bin ich positiv überrascht. Der Salat ist knackfrisch und gut zusammengestellt. Das Dressing schmeckt durchaus extravagant, nach Art eines klassischen French Dressings, aber nicht so mächtig, statt dessen mit einem interessanten, sehr sachten Kapern-Aroma. Man ist arg großzügig mit dem Dressing, ein unfrischer Salat würde darin ertrinken, so aber geht es. Die Pasta sind ebenfalls völlig in Ordnung. Hier wurde die Limonenbutter gut abgeschmeckt und sorgfältig portioniert, die Nudeln sind al dente, ein fehlerfreies Gericht. Die Pasta mit Garnelen und Kirschtomaten sind ebenfalls absolut in Ordnung, wenn auch die Sugo hier optisch etwas öliger wirkt.

Man zahlt beim Herausgehen an der Kasse mittels der Chipkarte.

Fazit: überraschend gut. Wesentlich besser kann man auch bei großem Andrang das Verhältnis zwischen Wartezeiten und Qualität der Speisen nicht machen. Ich habe im Internet schon andere, deutlich schlechtere Rezensionen über das Vapiano lesen müssen, kann mich dem aber – zumindest was die Filiale am Potsdamer Platz angeht – nicht anschließen.

Bezahlt haben wir für Salat, 2x Pasta und zwei Getränke übrigens 24 Euro. Dafür gibt’s in Venedig gerade mal eine Cola mit Eiswürfeln 🙂

Vapiano
Potsdamer Platz 5
10785 Berlin
(030) 2300 5005
www.vapiano.de
Mo-Sa 10-01 Uhr
So 10-24 Uhr

 

Können die Berliner Demokratie? Tempelhof wird’s zeigen

Schnell wird ja nach einem Volksentscheid gekräht, wenn es um wichtige politische Entscheidungen geht, auch wenn – wie Wahlbeteiligungen regelmäßig zeigen – es denn meisten Menschen mit der Demokratie SO wichtig dann auch wieder nicht ist. Berlin bekommt jetzt ein „Volksbegehren“. In etwa einem Jahr soll ja der Flughafen Berlin-Tempelhof geschlossen werden. Ab heute können Berlins Wahlberechtigte in einem von 55 Bürgerämtern, Ordnungsämtern oder Bibliotheken eine Unterschrift für das Volksbegehren der Interessengemeinschaft City Airport Tempelhof leisten (mehr Infos online unter http://www.flughafen-berlin-tempelhof.de/). 170.000 Unterschriften werden gebraucht, dann findet ein Volksentscheid statt. Die Öffnungszeiten und Anschriften der teilnehmenden Bürgerämter gibt es hier. Also – venceremos!

Und – by the way – was denken Sie? Sollte der Flughafen geschlossen werden? Er ist zwar praktisch, aber es gibt natürlich auch Lärmschutz- und Sicherheitsbedenken…

 

Dass…

…die Wartezeiten an der Kasse bei einer Vielzahl der Berliner „PLUS“-Filialen unerträglich lang sind, das ist ja schlimm genug. Dass die Waren dort dermaßen erratisch sortiert sind, dass man ein simples Kilo Zucker nur nach viertelstündlichem Suchen findet, geschenkt. Dass man vergangenen Freitag Mittag in der Filiale am Breslauer Platz keine zweite Kasse eröffnete, obwohl 15 Leute in der Schlange standen, nun ja, es sei. Dass sich dann aber ein Mitarbeiter seitlich vordrängelt, um an der Kasse seine Pausen-Atzung (1 Liter Cola, Schachtel Marlboro, Snickers) per Personalrabatt zu bezahlen, das ist dann schon weniger schön. Dass er dann aber dabei noch ein T-Shirt in blau-orange trägt, auf dem geschrieben steht: „PLUS – wir werden Sie begeistern“ – das hat nun wirklich eine ganz eigene Rasanz.

 

Zum 100. Geburtstag des KaDeWe

Das große Kaufhaus mit dem doppelten Binnenmajuskel wird heute 100 Jahre alt. Da muss ich an meine erste Begegnung mit dem KaDeWe denken, sie war nicht schön. Ich war frisch und neu in Berlin und brauchte ein Spannbettuch mit dem Sondermaß 200×200 Zentimeter. Zu diesem Zweck taperte ich ins KaDeWe und verirrte mich sogleich, landete irgendwo in der Lampenabteilung. Dort entdeckte ich eine erstaunlich preisgünstige Schreibtischlampe und entschied mich sogleich sie zu kaufen. An der Kasse gab es eine kleine Schlange. Vor mir eine Frau, die hustete und hustete und hustete, es hörte sich nicht gut an. Das Husten ging so langsam in eine Art würgen über. Mit weit aufgerissenen Augen fragte die Frau nach der Toilette. Die Kassiererin entgegnete: „Ganz einfach, hier die Rolltreppe zur Lebensmittelabteilung, da sind die Toiletten“. Die Frau scherte aus der Schlange aus, betrat hustend und schon leicht aufstoßend die 15 Meter entfernte Rolltreppe – und landete sogleich in der damals dort aufgebauten Käseabteilung mit den knallharten Stinkekäsen. Das gab ihr den Rest, noch auf der Rolltreppe erbrach sie schwallweise. Ich bezahlte bleich meine Lampe, flüchtete und merkte erst zu Hause, dass ich vergessen hatte ein Spannbettuch zu kaufen. Ich schlief in der Nacht unbequem, aber gut beleuchtet.