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Ratten: auch schön!

In Berlin gibt es, wie man weiß, sehr, sehr viele Ratten.

Der Autor dieser Zeilen bezog kürzlich eine neue Wohnung. Man roch nach einigen Tagen einen unguten Geruch. Man hörte nachts ein Kratzen. Ich möchte noch nicht zu sehr vorgreifen, aber in Kürze wird hier eine Geschichte stehen, die Alfred Hitchcock alt aussehen lässt. Gebt mir einfach noch ein bisschen Zeit, mich zu sammeln.

*wird zitternd und um sich schlagend weggerollt*

 

Am Landwehrkanal soll abgeholzt werden

Die Ufermauer des Landwehrkanals ist marode, das ist spätestens bekannt, seit im April am Neuköllner Maybachufer ein Teil der Befestigung einstürzte und zwei Wochen später der Boden am Tempelhofer Ufer in der Höhe des Technik Museums absackte. Als der gute Herr Lenné vor fast 150 Jahren den Kanal konzipierte, rechnete er weder mit den rund 8000 Ausflugsdampfern, die inzwischen pro Saison durch den Kanal rauschen und mit ihren Schiffsschrauben das Wasser verwirbeln (dazu kommen mehrere tausend private Motorboote jährlich) noch mit Lkw, die über die Sträßchen entlang des Kanals donnern. Unter Wasser ist der Kanal mit sogenannten Holzspundwänden befestigt, die teilweise verschoben oder verkippt sind, der Kies und Sand dahinter wurde an einigen Stellen heraus gewaschen, die Böschung ist teilweise unterspült. Dummerweise hat die verantwortliche Behörde, das Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin (WSA), dringend notwendige Sanierungsarbeiten jahrzehntelang verschlafen. Es musste erst mal was passieren, bis etwas passiert.

Die Reaktion des WSA scheint aber doch eher ein Schnellschuss zu sein: Aufgrund von „Gefahr im Verzug“ sollten innerhalb von zwei bis drei Wochen 200 gesunde, zum Teil denkmalgeschützte Bäume entlang des Landwehrkanals gefällt werden – nämlich alle Bäume, die nicht mindestens drei bis vier Meter vom Wasser entfernt stehen – hieß es Mitte Mai. Drei Bäume nahe der Waterloobrücke wurden bereits gefällt. Dabei sind noch immer Taucher damit beschäftigt, die Kanalwände zu untersuchen und bisher liegen auch noch keine Gutachten vor, die Alternativen zum Abholzen der Bäume untersuchen. Der einzige Gegenvorschlag seitens des WSA lautet, den Kanal einfach zuzuschütten.

Natürlich will niemand, dass beim Wegsacken des nächsten Stückes Kanalwand jemand von einem umstürzenden Baum erschlagen wird. Aber ich möchte mir nicht einmal vorstellen, wie der Landwehrkanal aussieht, wenn die ganzen Bäume in Ufernähe, die schönen Trauerweiden, Pappeln und Erlen, gefällt werden. An einigen Stellen wurde das Ufer bereits gesperrt, die Touristendampfer dürfen aber immernoch fahren (wenn auch nur noch in eine Richtung).

Die Kreuzberger lassen es sich natürlich nicht einfach gefallen, dass ihr Naherholungsgebiet zerstört werden soll. Einige Anwohner haben das „AKTIONSBÜNDNIS bäume am landwehrkanal“ gegründet und innerhalb weniger Tage bereits über 5000 Unterschriften gesammelt. Ihrem Protest ist es wohl zu verdanken, dass die Zahl der Bäume, die gefällt werden sollen, inzwischen auf 50 gesunken ist. Die Tatsache, dass plötzlich nur noch ein Viertel der Bäume eine „Gefahr im Verzug“ darstellt, zeigt aber auch, wie willkürlich das WSA die Zahl festgelegt hat. Am Montag will die Behörde eine Liste vorlegen, auf der die betroffenen Bäume einzeln benannt werden.

Wer sich engagieren möchte, kann Protestmails an die Verantwortlichen schreiben (alle Adressen auf der Website baeume-am-landwehrkanal.de. Die Bürgerinitiative trifft sich täglich um 18 Uhr an der Admiralsbrücke.

 

Konzerttipp: MODEST MOUSE

Whow, was für eine Konzertwoche! Gestern die Smashing Pumpkins mit einem furiosen 3-Stunden-Konzert, am 12.06. die Editors, und heute: ja, falls es irgendwer verschlafen haben sollte – heute Abend sollte unbedingt der Fritzclub besucht werden. Da spielen nämlich Modest Mouse, und die sind sicherlich eine der interessantesten aktuellen Bands. Die knarzig-bellende Stimme von Isaac Brock, die beiden unglaublich vielschichtigen Gitarren (übrigens: Ex-Smith Johnny Marr spielt mit), dynamisches, treibendes Schlagzeugspiel: Musik wie von einem anderen Stern.

 

Der Tagesspiegel – in neuer Optik.

In eigener, vulgo verlagsinterner Sache:

Man könnte heute mal wieder den Tagesspiegel ansurfen. Der hat nämlich einen Relaunch hingelegt und präsentiert sich jetzt im Fullsize-Format. Ich finde das etwas gewöhnungsbedürftig. Daher werde ich mich jetzt ein paar Tage daran gewöhnen und bis dahin entscheiden, wie es mir gefällt. Derzeit stöhnt der Server auch merkbar unter der Last. Klar, die versammelte sechste Etage des Tagesspiegel-Hauses drückt permanent auf „F5“. Den Kollegen jedenfalls: viel Erfolg!

 

T-Com Berlin: Ein Fazit.

So. Es ist vollbracht. Die T-Com, vulgo Telekom, hat in unserer neuen Wohnung DSL zum Laufen gebracht. Trotz Streik.

Ein Fazit: Ich habe mit diversen Hotline-Menschen gesprochen. Bis auf einen waren alle ausgesucht höflich, freundlich und bemüht. Das Personal ist gut. Aber es hat offenbar mit einem technisch höchst wackligen Backoffice zu kämpfen, das noch dazu mit dem Web-Frontend nicht richtig zusammenzuarbeiten scheint. Es kommt immer wieder zu Übermittlungsfehlern, die daraus zu resultieren scheinen, dass die CRM-Datenbank abschmiert und sich die Mitarbeiter handschriftliche Notizen machen, die sie später in die Datenbank nachtragen. Ich weiß inzwischen auch, wie man wesentlich schneller Hilfe bekommt. Man muss angeben, man habe eine technische Störung. Nur dann wird man erstens zügig weiterverbunden und zweitens erreicht man gleich Leute, die Personaldispositionsbefugnis haben und wissen welcher Techniker sich wo aufhält. Das wurde mir heute empfohlen.

Einen Fehler darf man nicht machen: in laufende Prozesse eingreifen. Wer versucht, Termine zu verlegen oder umzubuchen hat schon verloren. Man muss sich die Telekom vorstellen, wie eine Dampfwalze. Es ist schwer, sie ins Rollen zu kriegen. Aber wenn sie rollt, dann rollt sie und man sollte sich ihr nicht in den Weg stellen. Wer einen Anschluss bestellt sollte Augen und Ohren verschließen und abwarten. Dann wird alles gut. De facto ist der Anschluss an dem Tag gelegt worden, an dem ich das wollte. Nur fünf Stunden zu spät. Das ist nicht schön, aber damit kann man leben. Die gesamten Kommunikationsdesaster hätte ich mir sparen können, ich hätte einfach nicht versuchen sollen mit der T-Com zu kommunizieren.

Das Kapitel ist abgeschlossen. Uff.

 

Das große „DIE BERLINER T-COM VERSUCHT MIR EINEN TELEFONANSCHLUSS EINZURICHTEN-LIVE-BLOGGING!

Natürlich war der Techniker nicht da. Zumindest bisher nicht. Er sollte zwischen 7 und 10 da sein. Es ist 10:28 Uhr. So langsam beginne ich mich ganz ganz ganz leicht zu ärgern.

10:41 Ich hing nun 14 Minuten in der Warteschleife und flog raus. Nächster Versuch.

11:00 Ich hing nun 19 Minuten in der Warteschleife und flog raus. Nächster Versuch.

11:01 Es geht gar nichts mehr. Man quält sich durch ein Spracherkennungsmenü und fliegt dann aus der Leitung.

11:02 Es geht gar nichts mehr. Man quält sich durch ein Spracherkennungsmenü und fliegt dann aus der Leitung.

11:03 Es geht gar nichts mehr. Man quält sich durch ein Spracherkennungsmenü und fliegt dann aus der Leitung.

11:04 Es geht gar nichts mehr. Man quält sich durch ein Spracherkennungsmenü und fliegt dann aus der Leitung.

11:05 Es geht gar nichts mehr. Man quält sich durch ein Spracherkennungsmenü und fliegt dann aus der Leitung.

11:06 – 11:14 Uhr: Während ich die Warteschleifenmusik auswendig lerne, beschwere ich mich unter www.t-home.de in der Rubrik SERVICE / KONTAKT / EMAIL und fülle in geharnischter Diktion ein Beschwerdeformular aus. Mal sehen, ob es irgendwer irgendwann lesen wird? Die Warteschleifenmusik bekommt mit der Zeit etwas Eindringliches. Ich werde davon heute Nacht träumen.

11:22 Uhr: Ich fliege aus der Leitung. Nun wähle ich gleich mehrere Leitungen gleichzeitig. Bei einer davon probiere ich was Neues: Ich wähle im Sprachmenü nicht „Nachfrage zu einem Auftrag“ sondern „Beschwerde“. Vielleicht geht das ja schneller. Also: ISDN-Feuer frei: 10 Leitungen ballern gleichzeitig raus. Vielleicht kommt eine durch.

11:28 Uhr: Ich kann die Warteschleifenmusik relativ groovend mitspielen. Mein Wurlitzer E-Piano passt ganz gut dazu. Die Musik ist hauptsächlich ein Fusion-artiges Gegniedel in Des-Dur, mit jeweils einem kurzen Ausflug in B-Dur. Ganz raffiniert.

11:38 Uhr: Meine zehn Leitungen sterben nacheinander weg. Neue Strategie: ich wähle wieder die Hotline, stelle auf Lauthören, und gehe dann duschen. Wenn ich auf einen Anruf warte, stundenlang, dann gehe ich irgendwann duschen. Weil er genau dann kommt, wenn ich meinen Leib eingeseift habe. Also, bis gleich dann.

12:03 Uhr: Nicht mal mein Dusch-Trick funktioniert. Ich kapituliere vorerst. Muss jetzt Geld verdienen gehen. Ich halte Sie auf dem Laufenden, liebe Leserinnen und Leser!

12:20 Uhr: Ein Wunder. Die T-Com ruft an. Der Installateur kommt gegen 14 Uhr. Ja ISDN das die Möglichkeit?

15:40 Uhr: Er war da! Er war da! Und er war gut! Er hat es alles hinbekommen. Ein Wunder ist geschehen. Wir sind gemeinsam durch Berge von Parkettabschleifholzstaub gewatet. Haben uns gemeinsam im Schlamm gewälzt! Eine stramme 6000-er-Leitung ans Laufen bekommen. Ich geh jetzt nochmal duschen. Wir haben De-Es-El!

 

Noch ein Update: Gleich drei Techniker für mich

Wir erinnern uns: Die T-Com wollte am kommenden Montag einen Installateur vorbeischicken, um die Erstinstallation der Telefondosen und des DSL-Geraffels vorzunehmen. Dummerweise war ein Installateur aber schon gestern da. Und hinterließ einen Zettel, wir seien nicht dagewesen und sollten unter einer gewissen Nummer einen neuen Termin vereinbaren.

Die Gattin ruft diese Nummer an, landet dort aber immer wieder bei der Rechnungsstelle, die sich freundlich und beharrlich weigert, weiterzuverbinden.

Man recherchiert die richtige Nummer und ruft sie an. 25 Minuten Warteschleife, dann aus der Leitung gefallen. Zweiter Anruf, 10 Minuten Warteschleife. Dann findet die Support-Dame heraus, dass inzwischen gleich drei Termine für eine Installation gemacht worden sind. Einer am Freitag und zwei am kommenden Montag. Einer davon ist übrigens für die „Installation einer ISDN-Telefonanlage“ gedacht, die wir weder besitzen noch zu besitzen gedenken, was ja auch Unsinn wäre, da wir ISDN ja gar nicht beantragt haben, sondern lediglich Call & Surf.

Die wirklich sehr nette Supportdame meint, es könne sein, dass der eifrige Supportmann vom letzten Anruf (wir erinnern uns) gleich mehrere Termine gebucht habe, aufgrund des Streiks, weil dann die statistische Chance, dass einer davon auch wirklich stattfindet, steige. Das leuchtet uns ein. Immerhin erfahre ich bei diesem Anruf meine neue Telefonnummer. Auch trifft ein ein Schreiben mit „neuen“ Zugangsdaten für Rechnung Online, wir hätten ja neue angefordert. Was wir nicht getan haben.

Wir fühlen uns gut versorgt. Wir haben schon zwei DSL-Splitter, ein schickes WLAN-Dingsbums mit einem 4-fach-Netzwerkhub. Wir haben drei Installateurtermine und ganz viele Zugangsdaten. Wir sehen dem Montag mit Spannung entgegen.

 

Update: Kommunikationswirrwarr bei der Telekom

Eine neue Episode

Gestern wurde ich etwas nervös. Am kommenden Montag soll nämlich der Telekom-Techniker kommen, um den nagelneuen Telefon und DSL-Anschluss zu entjungfern. Und immer noch hatte ich meine DSL-Zugangsdaten nicht erhalten, obwohl die angeblich kurz nach der Anmeldung, was bei mir Anfang April war, hätten verschickt werden sollen. Ich rufe also bei der T-Com an.

Nach kurzer Warteschleife (<1 min.):

„Guten Tag. Ich habe Anfang April einen Call&Surf Comfort Anschluss bestellt und noch immer nicht meine DSL-Zugangsdaten erhalten. Wann kommen denn die?“
„Da müssen Sie bei T-Online anrufen, Sie sind hier bei der T-Com.“
„Ah“.

Ich rufe bei T-Online an. Warteschleife ebenfalls unter einer Minute.

„Guten Tag. Ich habe Anfang April einen Call&Surf Comfort Anschluss bestellt und noch immer nicht meine DSL-Zugangsdaten erhalten. Wann kommen denn die?“
Die Dame tippt hörbar herum. „Das ist merkwürdig, also der Button für „Zugangsdaten verschicken“ ist nicht sichtbar. Ich kann die nicht rausschicken. „
„Vielleicht sind die ja schon rausgeschickt und verlorengegangen?
Die Dame tippt hörbar herum. „Ah, ich sehe, das ist erst im Bestellstatus“.
„Was bedeutes das?“
Die Dame spricht gedehnt, in einem etwas kafkaesken Ton: „Das bedeutet, dass der Auftrag, im, äh, Bestellstatus ist“.
„Das sagten Sie bereits. Und wann kommen die Zugangsdaten?“
„Ich verbinde Sie mal weiter“.
Ich fliege aus der Leitung.

Neuer Versuch. T-Online. Warteschleife kurz.
„Guten Tag. Ich habe Anfang April einen Call&Surf Comfort Anschluss bestellt und noch immer nicht meine DSL-Zugangsdaten erhalten. Wann kommen denn die?“
„Das müssten Sie bei der T-Com fragen, denn dort wurde das beauftragt“.
„Bei der T-Com sagte man mir, ich solle bei T-Online fragen. Jetzt schicken Sie mich wieder zur T-Com zurück?“
„Ja, das tut mir sehr leid, da haben wohl die Kollegen von T-Com geschlafen. Es handelt sich ja um einen NEUANSCHLUSS und bei Neuanschlüssen wird das alles von der T-Com verwaltet. Aber wissen Sie das? Ich kümmere mich darum. Kann ich Sie zurückrufen?“
„Ja, das können Sie, könnten Sie bei der Gelegenheit mal schauen, ob auch der Termin 3. Juni für den Installateurbesuch bei Ihnen wirklich eingetragen ist?“
Mann tippt länger herum. „Nein, der ist nicht eingetragen. Hatten Sie das bestellt?“
„Ja, das hatte ich bestellt. Ich habe auch online eine Bestellbestätigung erhalten. Die hat auch eine Bestätigungsnummer, soll ich Ihnen die mal sagen?“
Mann unterdrückt Lachen: „Neinnein, die Nummer ist eh ein Witz, die hat gar nix zu sagen, warten Sie, ich kläre das alles und trage das nach. Kann ich Sie unter der 7884552 zurückrufen?“
„Was? Die Nummer habe ich noch nie gehört.“
„Ist das nicht Ihre Telefonnummer?“
„Nein“.
„Wie kann das sein?“
„Tja, bei uns streiken nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch manchmal die Datenbanken. Unter welcher Nummer kann ich Sie anrufen?“
Ich gebe ihm meine Handynummer.

Tatsächlich erhalte ich nach 10 Minuten einen Rückruf. Er hat den Monteurtermin Montag morgen 8 Uhr bestätigt. Die Zugangsdaten will er erneut rausschicken. Sie scheinen verlorengegangen. Während wir telefonieren, klingelt der Postbote. Er bringt mir die Zugangsdaten.

Ah ja.