In seiner neuen Dokumentation betrachtet der Regisseur und Schwulenaktivist Rosa von Praunheim die Schicksale männlicher Prostitutierter. Die Hauptfigur ist Daniel, der seit seinem siebzehnten Lebensjahr am Bahnhof Zoo arbeitet. An ihm illustriert von Praunheim, welche sozialen Faktoren zum Einstieg in die Stricherszene führen. Außerdem zeigt er die Lebensumstände des drogensüchtigen Nazif, des Familienvaters Romica sowie des Missbrauchopfers Daniel-René. Seinem Protagonisten Lionel folgt von Praunheim gar auf eine Reise ins bettelarme rumänische Heimatdorf.
Der Regisseur begleitet die Stricher bei ihrer Arbeit in einschlägigen Bars und Pornokinos. Er spricht mit den Besitzern, den Freiern aber auch mit Straßensozialarbeitern. Aber vor allem kommen die Stricher selber zu Wort. Denn von Praunheim will mit der diffusen Vorstellung aufräumen, die die Gesellschaft noch immer von männlicher Prostitution hat.
Diejenigen, die sich noch nicht um Karten bemüht haben, sollten ihr Glück bei der Freitagsvorstellung versuchen.
17 Uhr | 15. Februar 2011 | Cinestar 7 | Potsdamer Straße 4 | Berlin Mitte
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Im Schwerpunkt „Geographies of the Other Power II“ des Forum Expanded laufen eigenwillige Verbindungen von Kunst und Politik.
Einige Beiträge klingen auf jeden Fall spannend:
Die Führung (2010) von René Frölke dokumentiert einen Besuch des ehemaligen Bundespräsidenten am Karlsuher ZKM während der Finanzkrise. Horst Köhler traf dort auf Peter Sloterdijk und Peter Weibel. Frölke, damals noch Student am ZKM, hat ihr Gespräch aufgezeichnet.
Für Found Couban Mounts (2010) hat die in Berlin lebende Künstlerin Adriana Salazar Arroyo die Machtergreifung Fidel Castros anhand nachrevolutionärer Monumente rekonstruiert. Die Struktur des Filmes diktieren Ausschnitte aus Castros Rede History Will Absolve Me aus dem Jahr 1953; jedem Buchstaben entspricht ein Filmbild, jedem Wort eine Einstellung.
20 Uhr | 13. Februar 2011 | Arsenal 2 | Potsdamer Straße 2 | Berlin Mitte
KOW zeigt die Filmemacherin Barbara Hammer in einer Einzelausstellung als Künstlerin – und auch sonst gibt’s von der Pionierin des Queer Cinema diese Woche Einiges zu sehen.
Die Galerie Koch Oberhuber Wolff zeigt frühe Arbeiten aus dem Werk der amerikanischen Dokumentar- und Experimentalfilmerin Barbara Hammer. Die meist sehr persönlichen Filme handeln von lesbischer Emanzipation, ihrem eigenen Leben oder marginalisierten Frauenbiografien. Die Einzelausstellung würdigt Hammers künstlerischen Beitrag zum Avantgardekino und der Performancebewegung, wie ihn auch Film-Retrospektiven am MoMa (2010) und der Tate Modern (2012) zeigen.
Anfang der Siebziger begann Hammer in San Francisco mit den filmischen Repräsentationen eines neuen lesbischen Selbstbewusstseins zu experimentieren. Sie fand Bilder für etwas, das bisher keinen Platz auf der Leinwand fand, befreite lesbische Liebe und Sexualität aus der männlichen Perspektive der konventionellen Filmpraxis. Hammer drehte damals mit der Handkamera auf 8-mm und verwarf klassische Erzählstrukturen. In kollektiven Aktionen machten Hammer und ihre Freundinnen das Intime öffentlich und brachen mit Tabus.
Oft kreiste Hammer dabei um ihr eigenes Leben, von der sexuellen Befreiung (X, 1973) bis zur Krebserkrankung (A Horse is Not A Metaphor, 2008). Aber sie experimentierte auch mit Filmmaterial; für die Arbeit Blue Film No 6: Love Is Where You Find It (1998) schnitt sie beispielsweise den männlichen Protagonisten aus einem Pornostreifen und beließ nur die beiden weiblichen Parts.
Am Montag veranstaltet KOW eine Premierenparty, denn Hammer präsentiert auf der Berlinale zwei neue Arbeiten:
In Maya Deren’s Sink (2010) reflektiert die Künstlerin das Vermächtnis der 1961 verstorbenen Filmemacherin und Theoretikerin Maya Deren auf ihre Privaträume. Deren unterlief die Konventionen des amerikanischen Erzählkinos und gilt als Vorreiterin des experimentellen Films. Und für das Projekt Generations (2010) arbeitete Hammer mit der 40 Jahre jüngeren queeren Filmemacherin Gina Carducci. Sie filmten in einem gealterten Vergnügungspark, bearbeiteten das Material (digital und analog) unabhängig voneinander. Die daraus entstandene Arbeit ist ein Experiment über das Altern und die Weitergabe von Tradition des experimentellen Films.
Der Regisseur Vincent Moon hat mit der dänischen Band Efterklang! gemeinsam den Film An Island (2010) gemacht. Das wäre – außer für Fans – jetzt nicht weiter bemerkenswert, würden die Macher ihren Film nicht auf eine interessante Art und Weise in Umlauf bringen.
Auf ihrer Internetseite darf man sich darum bewerben, den Film offiziell vorführen zu dürfen. Ob öffentlich oder privat, steht jedem frei, nur umsonst muss die Veranstaltung und Platz für mindestens fünf Leute vorhanden sein. Tatsächlich haben Regisseur und Band unter den Bewerbern schon 500! ausgewählt, die den Film in den nächsten Wochen zeigen dürfen.
Heute Abend läuft An Island im KIMs. Und nach der Vorführung legen Rasmus Stolberg und Casper Clausen von Efterklang auf.
20 Uhr | 09. Februar 2011 | KIM Bar | Brunnenstraße 10 | Berlin Mitte
Im Babylon diskutieren Experten im Anschluss an eine Filmvorführung von Human Terrain(2010) die amerikanische Kriegsführung.
Der Film Human Terrain dokumentiert die Versuche der US Militärs mit einer neuen Strategie die Situation im Irak und in Afghanistan in den Griff zu bekommen. Akademiker sollen Taktiken zur kulturellen Verständigung entwickeln, damit sich verhasste Soldaten und fremde Bevölkerung einander annähern. Die Dokumentation handelt von den Kontroversen um den akademischen Krieg: Sie begleitet die Experten an ihre Einsatzorte und zeigt die Reaktionen an den heimischen Universitäten, als das Programm sein erstes Todesopfer fordert.
Human Terrain lief bereits auf dem Filmfest in Leipzig. Dafür schließt an die Berlin-Premiere im Babylon eine hochkarätig besetzte Diskussion mit dem Regisseur James Der Derian, dem Sonderbeauftragten der Bundesregierung für Afghanistan und Pakistan Michael Steiner, Mitchell Moss von der amerikanischen Botschaft sowie dem Soziologieprofessor Harald Wenzel an.
20.30 Uhr | 08. Februar 20011 | Kino Babyon | Rosa-Luxemburg-Straße 30 | Berlin Mitte
Das Geisteswissenschaften durchaus Spaß machen, beweist eine Gruppe FU-Studenten im Kino Babylon mit ihrem kinematographisches Hörspiel Science Fashion. Da vertonen sie nämlich den sowjetischen Sience-Fiction-Stummfilm Aelita-Königin des Mars (1942). Genauer gesagt machen sie daraus Peterchens kosmischer Kreuzzug – und zwar live und direkt mit professioneller Unterstützung von einem Geräuschemacher und einem Kabarettisten.
Das passiert: Erde und Mond haben sich nach dem Krieg voneinander losgesagt. Auf der Mondkolonie herrscht eine Diktatur der Ästhetik. Die Erdbewohner haben sich in eine neue Innerlichkeit geflüchtet. Nur Peterchen erkennt, welche Gefahr die Sterilität der Mondbewohner bedeutet. Er macht sich auf eine abenteurliche Mission…
20 Uhr | 06. Februar 2011 | Kino Babylon | Rosa-Luxemburg-Straße 30 | Berlin Mitte
transmediale, club transmediale und Create Berlin haben DAS Weekend initiiert mit über 70 unabhängigen Organisationen, Ausstellungsorten und Teilnehmern aus Kunst und Kultur. Die Veranstaltung soll der nachlassenden Förderung von Medien-, Sound- und digitaler Kunst begegnen.
Die Philharmonie führt Cineasten und Klassikliebhaber mit einer neuen Filmreihe zusammen.
Mit Musik bewegt Bilder beginnt an der Philharmonie eine monatliche Filmreihe. Ob Dokumentation oder Spielfilm, in den Beiträgen geht es natürlich um Musik. Aber hier wird nicht bloß zugeschaut. Nein, zu jeder Vorführung gibt es eine Einführung, einen Kommentar und eine Diskussion. Passend zum aktuellen Schwerpunkt der Berliner Philharmoniker eröffnet die Reihe mit der Mahler-Hommage Mahlers Sechste – Das Lied von der Vergänglichkeit (1996). Und inwiefern seine filmische Fantasie eine „Anatomie der Vergänglichkeit“ darstellt, erklärt danach der Regisseur Adrian Marthaler.
18 Uhr | 19. Dezember 2011 | Hermann-Wolff-Saal der Philharmonie |Herbert-von-Karajan-Straße 1 | Berlin Tiergarten
Der Film A Virus in the Citydokumentiertdas Cellule-Projekt des israelischen Künstlers Absalon.
Die Dokumentation liefert den Kontext zu den Cellules, die die Kunst-Werke derzeit in der Absalon Ausstellung zeigen. Was aussieht wie ein Hybrid aus Skulptur und Architektur war als Behausung gedacht. Absalon hatte die Cellules jeweils seinen Körpermaßen und Bedürfnissen angepasst. Der Künstler wollte die geometrisch strukturierten, minimalistischen Wohneinheiten in sechs Metropolen aufstellen, um so „das Soziale zu leben“.
A Virus in the City (2008) ist der erste Film von Cédric Venail. Der Dokumentarfilm geht aus von einem Vortrag über die Cellules hervor, den Absalon kurz vor seinem frühen Tod hielt. Venail sucht darin die Bestimmungsorte der Cellules in Paris, Zürich, New York, Tel Aviv, Frankfurt und Tokio auf.
An die Filmvorführung schließt ein Gespräch des Regisseurs mit Andreas Lewin vom Festival DOKU.ARTS.
21 Uhr | 15. Januar 2011 | Zeughauskino | Deutsches Historisches Museum | Unter den Linden 2 | Berlin Mitte
Das Kino Lichtblick zeigt derzeit eine Film Noir-Reihe.
Heute wäre ein guter Tag, um zu Hause zu bleiben. Vor allem, weil sich Freitag die Ausstellungseröffnungen häufen. Eine lässige Alternative bietet das Kino Lichtblick. Es zeigt bis zum 19. Januar die düsteren Detektivfilme aus den Vierzigern und frühen Fünfzigern, in denen die Frauen noch verführerisch sind und die Männer gefährlich.
Heute Abend läuft der Klassiker Out of the Past (1947) von Jacques Tourneur. Jeff betreibt eine Tankstelle in einer amerikanischen Kleinstadt, als ihn seine Vergangenheit als Detektiv in New York einholt. Seine Liaison mit der Geliebten eines Klienten hatte damals eine tragische Wendung genommen … Zu Recht vermutet Jeff eine Falle, als ihn sein ehemaliger Auftraggeber wieder anheuern will. Aber da ist es bereits zu spät.
Gewalt, Verbrechen und unglückliche Liebe in stilisierter Schwarz-Weiß-Ästhetik. Klingt doch nach einem guten Dienstag, oder?
22 Uhr | 11. Januar 2010 | Kino Lichtblick | Kastanienallee 77 | Berlin Prenzlauer Berg