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Big Oil wehrt sich gegen Divestment

Es ist eine weltweite Bewegung, die so langsam auch nach Deutschland kommt: die Divestment-Kampagne. Die Idee ist simpel. Anleger entziehen Unternehmen, die in fossile Energien investieren, gezielt ihr Vermögen. Zugleich fordern die Anhänger der Bewegung, klimaschädigende Investments mit öffentlichen Geldern zu beenden; das Geld soll stattdessen in den Ausbau der Erneuerbaren investiert werden.

Prominentes Beispiel waren jüngst die Rockefeller-Erben: Die legendäre Familie, reich geworden mit Erdöl, gab bekannt, dass sich ihr 870 Millionen Dollar schwerer Investmentfonds von Beteiligungen an fossilen Firmen trennt. Auch Universitäten in den USA, die in der Regel über ein Kapitalvermögen verfügen, Städte wie Seattle oder San Francisco, der norwegische Pensionsfonds oder die niederländische Rabobank, gar die Kirche von England wollen fossil free werden. (Die Universität Harvard, mit einem Anlagevermögen von rund 33 Milliarden Dollar ein relevanter Akteur, weigert sich dagegen beharrlich, obwohl es zahlreiche Initiativen gibt, die Harvard zum Kurswechsel bewegen wollen).

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Die Ökonomie der Jäger und Sammler

Ein Perlpilz © Federico Gambarini/dpa
Ein Perlpilz © Federico Gambarini/dpa

Geboren bin ich in Ostfriesland – und da macht man vieles (ja ja, Teebeutel-Weitwurf), aber eines nur selten: Pilze sammeln. Hier in Berlin und Brandenburg ist das anders. Das zeigen schon die Websites Pilz Ticker Brandenburg und Pilzforum.eu, auf der Pilzefans die besten Locations handeln. Mein Wald, in dem ich am Wochenende mit der Familie unterwegs war, gehört definitiv nicht dazu. Die Bilanz: kein einziger Pilz, dafür Zecken.

Eine Studie hat sich nun so umfassend wie nie zuvor der Pilz- und Beerenleidenschaft in Europa angenommen. Das niederländische Team hat erstmals zahlreiche Statistiken und Studien ausgewertet, wer in Europa eigentlich wildes Obst, Gemüse und Tiere sammelt. Das Ergebnis: Ich pirsche nicht allein. 14 Prozent der Europäer sind regelmäßig im Wald unterwegs und sammeln selbst. Mindestens 100 Millionen Europäer essen zudem regelmäßig wild food, wie die Autoren das essbare Waldangebot nennen. Weiter„Die Ökonomie der Jäger und Sammler“

 

Das Ende der Powersauger

Ja, ich gestehe: Mein Staubsauger in der Abstellkammer hat eine Leistung von 2.000 Watt, wenn ich mich gerade richtig erinnere. Gekauft vor einigen Jahren, natürlich mit HEPA-Filter, dem High Efficiency Particulate Airfilter. Das waren noch Zeiten.

Seit heute ist die Ära dieser Power-Sauger vorbei. Die Öko-Designrichtlinie, die vor einigen Jahren die Glübirnen aus europäischen Haushalten verbannte, nimmt sich nun die Staubsauger vor. Ab heute dürfen Staubsauger, die neu auf den Markt kommen, maximal 1.600 Watt aufweisen. In drei Jahren werden nur noch 900 Watt erlaubt sein. Mein Staubsauger hätte da keine Chance mehr, er dürfte heute nicht mehr in die Läden kommen. Nur Restbestände dürfen noch verkauft werden.

Die Empörung ist groß, mal wieder. Nach Glühbirnen jetzt die Staubsauger, typisch EU. Die Richtlinie bestätigt einmal mehr sämtlich Vorurteile gegenüber Brüssel. SPIEGEL ONLINE ärgert sich gar über das vermeintliche Menschenbild der EU-Kommission: „Das Staubsaugerverbot zeigt, welch trübes Menschenbild in Brüssel mittlerweile vorherrscht. Selbst unfähig, eine verständliche Öko-Kennzeichnung durchzusetzen, setzt die Bürokratie aufs Verbot.“

Ich würde lieber sagen: gemach, gemach. Mal ehrlich: Würden Sie es am Saugergebnis erkennen, ob Ihr Sauger nun 1.600 Watt oder 2.000 Watt besitzt? Ich sicher nicht. Und wenn es tatsächlich stimmt, dass sich ab 2020 mit den leistungsärmeren Staubsaugern gleich 19 Terawattstunden jährlich einsparen lassen, dann ist das beachtlich.  Zum Vergleich: Das AKW Isar-2 (1400 Megawatt) in München produzierte im vergangenen Jahr etwa 11,4 Terawattstunden Strom. Setzen wir Europäer also auf sparsamere Staubsauger, lässt sich theoretisch mindestens ein Atomkraftwerksblock abschalten. Energieeffizienz ist seit Jahren ein großes Thema, ohne dass es verbindliche Fortschritte gibt. Nun gibt es endlich eine Entwicklung – die übrigens vor Jahren unter EU-Ratspräsidentin Angela Merkel und ihrem damaligen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel angestoßen wurde.

Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz verweist übrigens auf die große internationale Politik, um die Öko-Richtlinie zu verteidigen: „Wir machen allein durch effizientere Staubsauger fünf große Gaskraftwerke in der EU überflüssig. Damit werden wir weniger verwundbar, wenn Russland wirklich den Gashahn abdreht.“

Wer sich übrigens den jüngsten Staubsaugertest der Stiftung Warentest anschaut, der erfährt, dass der aktuelle Testsieger kein Powersauger ist, sondern ein Siemens-Gerät mit 870 Watt. Es erfüllt locker die Vorgaben der neuen Richtlinie. Mehr Watt = weniger Staub, diese Gleichung gilt nicht mehr.

 

Japans Atom-Revival

Am Mittwoch hat Japan schwuppsdiwupps die Rückkehr zur Atomkraft hingelegt: Die Atomaufsicht erklärte die zwei abgeschalteten Atomreaktoren Sendai 1 und Sendai 2  in einem 400 Seiten starken Prüfbericht für sicher. Damit ist zumindest schon mal theoretisch die Grundlage gelegt, dass die Meiler wieder ans Netz können. Die Praxis sieht anders aus: Auf der einen Seite soll die Bevölkerung stärker involviert werden. Auf der anderen Seite will auf Seiten der Verwaltung wohl niemand den Kopf hinhalten, wenn Atommeiler wieder ans Netz gehen – also wird es wohl eine Entscheidung von höchster politischer Ebene sein.

Ganz aktuell sind alle 50 Atomkraftwerke in Japan zurzeit nicht am Netz (was ja nicht dazu geführt hat, dass dieses hochindustrialisierte Land komplett lahmgelegt ist). Zwei Meiler waren zwischenzeitlich im vergangenen Jahr am Netz. Weiter„Japans Atom-Revival“

 

Noch eine Woche lang Klimaschutz

Keine Frage, Clive Palmer hatte schon immer etwa Rebellisches. Der Erz- und Kohle-Milliardär aus Australien, einst Schulabbrecher, lässt zurzeit einen originalgetreuen Nachbau der Titanic für mehrere Hundert Millionen Euro bauen und will die Tickets der Jungfernfahrt Southampton – New York lukrativ verkaufen. Sein Urlaubsressort an einem Traumstrand in Australien ist ein gigantischer Dinosaurier-Park.

Jetzt hat der Hobby-Berufspolitiker, der die Palmer United Party anführt, mal eben für einen Eklat in der australischen Energiepolitik gesorgt.

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Färben ohne Wasser

Jedes Jahr sinkt in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, der Grundwasserspiegel um mehrere Meter. Dafür gibt es viele Gründe, aber einer liegt auf der Hand: Die Textilindustrie benötigt enorme Mengen Wasser. Mode ist durstig. Allein das Färben eines simplen T-Shirts verbraucht 25 Liter. Und das ist nur ein Teil der Produktionskette. Gerade der Anbau von Baumwolle ist extrem wasserintensiv. Jedes Jahr wird Wasser also knapper in Bangladesch.

Und es wird dreckiger. Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern landen Abwässer aus der Färberei noch immer ungefiltert in Flüssen und Seen. Schwermetalle und Chemikalien belasten Grundwasser und Natur, machen Menschen krank. Ein Viertel aller weltweit produzierten Chemikalien wird laut einem Nachhaltigkeitsreport von Sustainalytics in der Textilherstellung eingesetzt. Verschiedene Umweltorganisationen und Institute prangerten in einem Report über die Lage in China die Textilbranche als einen der größten Wasserverschmutzer dort an: Beeindruckende 2,5 Milliarden Tonnen Abwasser fielen im Jahr 2009 an. Mehr als die Hälfte der Landbevölkerung hat in China keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr. Sicher, daran ist nicht nur die Textilindustrie Schuld – aber sie trägt auch einen Teil der Verantwortung.

Modekonzernen ist klar, dass sich etwas ändern muss. Adidas und andere Hersteller bewegen sich langsam, auch unter dem Druck von Umweltschützern. Es gibt auch schon Ideen, wie man es schafft, weniger Wasser und Chemikalien zur verbrauchen. Drei größere Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren darauf spezialisiert. Eines von ihnen ist DyeCoo aus den Niederlanden. Statt Fasern mithilfe von Wasser zu färben, setzt man unter Druck gesetztes Kohlendioxid ein, um Farbe in die Faser zu injizieren. Das sonst so ungeliebte Klimagas hat also hier einmal einen Nutzen und kann am Ende recycelt werden. Weil das Färben schneller geht, lassen sich Energie- und Chemikalieneinsatz sogar halbieren.

Es gibt nur eine entscheidende Hürde, wie jetzt ein Report des Umweltportals Yale360 zeigt – die Produktionskosten (Okay, es gibt noch eine zweite: Das CO2-Verfahren funktioniert nicht bei Baumwolle, sondern nur bei Synthetikfasern). Bislang sind die wasser- und energieeffizienten Technologien extrem teuer. Laut Yale-Report kostet eine dieser CO2-Färbemaschinen zwischen 2,5 und vier Millionen US-Dollar. Auch wenn die Technik teilweise schon bei Zulieferern von Nike und adidas zum Einsatz kommt: In der Menge ist die auf diese umweltfreundliche Art produzierte Mode noch immer verschwindend klein. Gerade einmal 50 Millionen Liter Wasser hat adidas durch den Einsatz der CO2-Technik inzwischen gespart – das entspricht laut Nachhaltigkeitsbericht etwa dem Inhalt von 20 Olympiaschwimmbecken.

 

Die Energiewende passiert – im Ausland

So viel Euphorie ist man ja beim Thema Energiewende gar nicht mehr gewohnt: Siemens investiert im großen Stil in eine Fabrik für Offshore-Windräder in Großbritannien. Sogar Premier David Cameron gratuliert: „Das ist ein riesiger Vertrauensbeweis in unsere langfristige Wirtschaftsstrategie“, sagt er. Das Projekt gebe den Familien vor Ort eine Perspektive und mache die britische Wirtschaft widerstandsfähiger. Was für ein Überschwang.

Rund 1.000 direkte Arbeitsplätze will Siemens zusammen mit einem Hafenbetreiber in Hull und einem Nachbarort an der Ostküste Großbritanniens schaffen. Rund 190 Millionen Euro investiert der Münchner Konzern. In dem Nachbarort Paull wird eine Rotorblattfabrik entstehen, in denen Siemens Sechs-Megawatt-Anlagen bauen will. Es sind die modernsten und leistungsfähigsten Windkraftanlagen auf dem Markt, allein ein Rotorblatt misst 75 Meter. Die Hafenlage ist für Siemens perfekt, schließlich sollen hier vor der Küste gleich mehrere Offshore-Windparks entstehen. In zwei Jahren soll die Produktion beginnen, 2017 soll sie komplett ausgelastet sein. Seit Jahren schon wird über das Investment verhandelt, immer wieder war auch im Gespräch, ob Siemens nicht Dänemark den Zuschlag für den Standort gibt.

Mit seiner Produktion vor Ort könne Siemens Kostenvorteile heben, sagt Energiespezialist Roland Vetter von CF Partner in London. Siemens spart sich den aufwändigen Arbeitsschritt, die Megaanlagen andernorts zu bauen und dann nach Großbritannien zu verschiffen. Zwar ist Offshore-Strom immer noch teurer als Onshore-Windkraft. „Doch Großbritannien hat Probleme, große Onshore Windanlagen zu bauen, da es viel Widerstand in der lokalen Bevölkerung gibt.“ Um seine Ökostromziele zu erreichen, verstärke Großbritannien daher sein Offshore-Engagement (und seine Investitionen in Atomstrom). Allein bis 2020 sollen auf See Windräder mit einer Kapazität von 14 Gigawatt entstehen, das entspricht etwa 14 großen Atommeilern.

Die Bundesregierung sollte sich die Pressemitteilung aufmerksam durchlesen. Denn indirekt bekommt sie auch ihr Fett weg: „Wir investieren in Märkte mit verlässlichen Konditionen, die gewährleisten, dass unsere Fabriken ausgelastet sind“, schreibt Siemens da.

Glaubt man den Verbänden der deutschen Offshore-Branche, dann ist genau das in Deutschland zurzeit nicht der Fall. Die aktuellen Überarbeitungspläne zum wichtigsten Förderinstrument, dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, würden vielmehr dafür sorgen, dass es noch mehr Unsicherheiten und Investitionsstau geben wird, warnen sie in einer Stellungnahme.

Siemens Entscheidung vor allem in Großbritannien zu investieren, ist offenbar eine direkte Folge der aktuellen Verunsicherung. Zwar stand nie zur Debatte, die Fertigung an der deutschen Nordseeküste
aufzuziehen. Aber die aktuellen Debatten über Strompreisbremsen und Ökostromausnahmen sorgen bei Öko-Investoren für Unbehagen.

 

Deutschland importiert Giftmüll – und zwar gerne

Dieser Container hatte gefährliche Ladung: Gleich 20 Tonnen giftige Blei-Säurebatterien sind vergangene Woche via Schiff in Deutschland angekommen, meldet das Öko-Institut. Auf den ersten Blick habe ich, wie Sie vielleicht auch, gedacht: So what?

Der Clou ist: Eigentlich wären diese Batterien aus alten Autos und Lastwagen auf irgendwelchen illegalen Müllkippen in Ghana entsorgt worden. Die Säure wäre einfach in den Boden abgelassen worden, über dem offenen Feuer hätten Menschen versucht, noch Metalle herauszulösen. Das ist der typische Umgang mit Altbatterien in Afrika – mit all seinen fatalen, gesundheitlichen Folgen für Menschen und Umwelt.

Das Pilotprojekt „Best of two worlds „zwischen der Bundesregierung und Ghana will das ändern. Zum ersten Mal wurde der Batterieschrott in Afrika eingesammelt, sorgfältig verpackt und nach Europa, genauer: ins rheinland-pfälzische Krautscheid, zum Recycling geschafft. Sicher, man sorgt sich um Umwelt und Gesundheit in Afrika. Aber vor allem geht es auch um die wertvollen Ressourcen, die in den Plastikkästen stecken. In Deutschland hat Johnson Controls, ein großer Hersteller von Autobatterien, den Giftschrott aus Afrika umweltgerecht entsorgt – und das Blei zu fast 100 Prozent zurückgewonnen. Man könne die Batterien insgesamt zu 99 Prozent recyceln, wirbt das Unternehmen.

Am Ende soll es eine klassische Win-win-Situation sein: Afrika schont seine Umwelt, Europa gewinnt Rohstoffe. Und vor allem soll in Afrika die lokale Wirtschaft beim Einsammeln und Verschicken eingebunden sein, bislang passiert viel ja auf improvisiertem Weg. Die Idee ist, dass hochgefährliche Substanzen wie Blei und Säure am Ende in den Hightech-Industrien in Europa entsorgt werden.

Was Batterien angeht, macht das zumindest Sinn. Denn sicherlich stammt ein Großteil des Giftschrotts auch aus Europa. Gerade unsere Schrottautos sind ein beliebtes Importgut für Afrika. Jedes Jahr exportiert Deutschland laut Umweltbundesamt eine Million Autos. Der Großteil von ihnen landet zwar in der EU, aber ein Teil geht eben vor allem auch nach Afrika, wird dort ausgeschlachtet oder repariert. Wenn nun also Giftmüll-Batterien wieder in Deutschland zum Recycling landen, dann ist das eigentlich nur vor allem ein Beispiel für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft.

 

 

Weniger Strom, weniger Netz, weniger Kosten

Leider ist mir immer noch kein besseres Wort für Energieeffizienz eingefallen. Stromsparen? Hmpf! Energieeffizienz killt ja leider jegliches Leserinteresse gnadenlos (Danke, dass Sie es bis hierhin schon geschafft haben).

Die Politik agiert leider ähnlich: In Berlin und Brüssel scheint es inzwischen Usus zu sein, dass sämtliche Vorschläge zu einem effektiveren Einsatz von Energie im Papierkorb laden. Zu Unrecht, wie heute eine Studie der Agora Energiewende zeigt. Der Think Tank in Berlin ist einflussreich, der ehemalige Chef Rainer Baake ist inzwischen als Staatssekretär einer der engsten Berater von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel.

Das Agora-Team kommt zu dem Schluss, dass Deutschland Milliarden sparen könnte, wenn es seine Energie sorgsamer einsetzt. Eine Reduktion des Stromverbrauchs um zehn bis 35 Prozent gegenüber heute, senke die Kosten im Jahr 2035 um zehn bis zwanzig Milliarden Euro. Deutschland spart Geld, weil es weniger für Öl und Gas ausgeben muss und daher weniger neue Kraftwerke braucht – egal ob fossil oder erneuerbar. Erstmals beziffert das Team auch die Effizienz in Euro: Eine eingesparte Kilowattstunde kann die Kosten des Stromsystems um elf bis 15 Cent im Jahr 2035 senken.

Spannend sind vor allem die Folgen für den Netzausbau. Denn die Kausalkette ist ja klar: Wird weniger Strom verbraucht, muss auch weniger transportiert werden – also kann man sich den Netzausbau sparen. (Das wird sicherlich Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer gern hören, der ja bekanntlich gegen jeden neuen Netzmeter wettert.)

Zieht man die bisherige Energiewendepolitik weiter durch, dann benötigt Deutschland bis zum Jahr 2050 rund 8.500 Kilometern neue Leitungen im Übertragungsnetz. Je nach Einsparehrgeiz lässt sich der Bedarf mehr als halbieren, teilweise auf sogar nur 1.750 Kilometer, wenn man von einer Reduzierung des Strombedarfs um bis zu 40 Prozent in 2050 ausgeht.

Das ist natürlich ein Extremszenario. Wenn sich die Bundesregierung allein an ihr bislang selbst gesetztes Ziel hält und das Stromsparziel aus dem Energiekonzept umsetzt (zehn Prozent weniger Stromverbrauch im Jahr 2020 und 25 Prozent weniger im Jahr 2050) spart sich Deutschland im Jahr 2035 rund zwölf Milliarden Euro, im Jahr 2050 sogar 21 Milliarden Euro.

Das Problem ist nur: Gerade die EU verpasst zurzeit die Chance, das Thema auf die Agenda zu setzen und im Rahmen der neuen Energie- und Klimaziele 2020 gesetzlich verbindliche Ziele zu setzen. In den aktuellen Entwürfen sind wieder keine gesetzlich verbindlichen Ziele genannt. Die schwarz-gelbe Vorgänger-Bundesregierung hatte das Thema ebenfalls erfolgreich verbaselt, weil das damals noch FDP-geführte Wirtschaftsministerium sämtliche Ambitionen in diesem Bereich immer abgeblockt hatte. Jetzt hat Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) die Energieeffizienz geerbt. Sie wird vor allem auf das Thema Stromsparen im Bausektor achten, schließlich lässt sich vor allem beim Heizen in deutschen Häusern noch viel Energie einsparen.

Verrückterweise bekommt das Thema aber zurzeit eine aktuelle Brisanz. Das Krisenland Ukraine belegt in Europa einen der letzten Plätze, wenn’s um den sparsamen Einsatz von Energie geht. Hier ließen sich Milliarden sparen, wenn das System reformiert wird. Viel mehr noch als in Deutschland.

 

Offshore-Windparks könnten Fischfarmen werden

Offshore-Windpark, Copyright: RWE
Offshore-Windpark, Copyright: RWE

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bela Buck nennt es das „Billy-Prinzip“, angelehnt an den Regale-Renner von Ikea. Buck will im großen Stil Steinbutte in Aquakultur züchten – und zwar in Käfigen. Weil aber der Plattfisch nun mal gerne am Boden liegt und nur zum Fressen sein Plätzchen verlässt, braucht man ein spezielles Käfigdesign. Am besten könnte man die Steinbutte in Etagenkäfigen unterbringen, glaubt Buck. Gestapelter Steinbutt aus der Nordsee sozusagen.

Buck denkt unkonventionell – und wirbelt damit gerade die Fischzucht in Deutschland auf. Der Wissenschaftler arbeitet am Alfred-Wegner-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven und will mit vielem Althergebrachten aufräumen. Weiter„Offshore-Windparks könnten Fischfarmen werden“