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The Riots

Es wird Zeit, die Vespa rauszuholen und die Krawatte noch einmal zurechtzuzupfen: The Riots aus Moskau spielen im Kir.

Mit The Riots spielt Anfang des neuen Jahres eine Band im Kir, die verdammt noch mal alles richtig macht. Die Anzüge sitzen. Das Charisma überzeugt. Und erst recht die Leidenschaft, mit der sie ihre Musik in die Welt tragen, die unweigerlich an The Liberteens oder The Clash erinnert, aber keineswegs den Eindruck erweckt, dass hier lediglich ein paar Fanboys zu lang im großen Topf der Rockmusik gerührt hätten. Man könnte fast meinen, ihre Songs klängen so frisch und unverbraucht, als hätte es Punk und Britpop nie gegeben. Viel entscheidender ist jedoch, dass das stilbewusste Mod-Trio mit seinen bisherigen fünf EPs und der 2013 erschienenen, mittlerweile vergriffenen LP Time For Truth einen Sound geschaffen hat, der uns wieder an unsere Liebe zu britischem Rock ’n’ Roll erinnert – der in diesem Fall eben aus Moskau kommt.

Text: SZENE Hamburg

 

Knaegt

Hardcore-Punk aus dem kalten, dunklen Norden – nämlich Schweden – gibt’s am Samstag im Goldenen Salon des Hafenklangs.

Auch wenn der Bandname kurzfristig Assoziationen an in Schweden designte, jungfamilientaugliche Brotlagerungsküchenkomponenten aufkommen lassen könnte, haben wir es hier eher mit dem genauen Gegenteil zu tun. Mit dem Brot, das jenseits jeder fachgerechten Aufbewahrung steinhart geworden ist und trotzdem noch zähneknirschend zerkaut wird. Das man der nächststehenden Autorität brüllend vor die Füße wirft, das in der Form eines Mauersteins bestens geeignet ist, um Hindernisse jeglicher Art zu bekämpfen. Anders gesagt, Knaegt beschreiben sich selbst als die Band, die man liebt, wenn man seinen Boss hasst. Als das Kind, das die Band Rich Kids On LSD mit den Crack rauchenden Accüsed zeugen würde. Das ist working class-Hardcore-Punk aus Schweden. Nachgeschoben sei noch die Empfehlung, einen Helm mitzubringen. Ob zum Tragen oder Werfen – man wird sehen…

Text: Miriam Mentz

 

Superfest der Jazzstars

Ein musikalisches „Come together“ mit Gottfried Böttger, Abbi Hübner, Peter Petrel und Abi Wallenstein. Moderation: Andreas Ellermann

„Hamburg ’75, Jungs, war das gemütlich!“ Das können die Mitwirkenden beim Superfest der Jazzstars glaubhaft bezeugen, allen voran Pianist Gottfried Böttger, der die Zeile damals sang – gemeinsam mit dem 2001 verstorbenen „Teufelsgeiger von Eppendorf“, Lonzo. Doch auch die anderen erinnern sich noch gut, wie es früher war: Jazzlegende Abbi Hübner kann sich 2015 sein 60-jähriges Bühnenjubiläum im Kalender anstreichen und feiert in der Laeiszhalle mit seiner Band, den Low Down Wizards. Außerdem als Gast dabei: Reibeisenstimme Peter Petrel (Hamburger Deern), mit dem Böttger in der Rentnerband spielte – lange vorm Pensionsalter, das sie mittlerweile erreicht haben. Der Abend hat noch mehr Legenden zu bieten: Gitarrist Abi Wallenstein spielt Blues- und Jazzklassiker. Durch den Abend führt der Radio- und TV-Moderator Andreas Ellermann. Wird gemütlich!

 

 

 

„The Voice of Germany“

Der Tross der Halbfinalisten ist seit Ende Dezember auf Deutschlandtour und macht am 2. Januar einen Zwischenstopp in der O2 World Arena.

Wer kennt sie nicht, die TV-Castingshow The Voice of Germany, bei der es nach eigenen Angaben und in Abgrenzung zu diversen anderen Events ähnlicher Art „nur auf Stimme und Talent ankommt“? Die Blind Auditions sind längst gelaufen, die Teams fertig zusammengestellt. Nun haben die Coaches ihre Schützlinge auf eine große Tour durch ganz Deutschland vorbereitet, in der die acht Halbfinalisten das Publikum live überzeugen sollen. Seit Ende Dezember ist der Tross unterwegs, erste Zwischenstationen in Oberhausen und Frankfurt/Main lösten bereits – wie zu erwarten war – Begeisterungsstürme aus. Bisherige Fanberichte sprechen von einer „genialen Show“, mit „toller Musik und tollen Stimmen“ sowie einem „überwältigtem Publikum“. Ein bewegender Abend mit viel Talent auf der Bühne und jeder Menge Aufregung davor und dahinter steht auch den Besuchern in der Hamburger O2 World Arena am 2. Januar bevor.

 

Irish Celtic

Kurzausflug auf die Grüne Insel: Eine Geschichte über irische Lebenslust mit traditioneller Folk Music und keltischer Folklore.

Wo lässt man eine Geschichte über irische Lebenslust wohl spielen? Natürlich im Pub. Die Bühne dieser Tanzshow mit Live-Musik ist das titelgebende Irish Celtic, bewirtschaftet vom bärbeißigen Paddy, der seine Besucher mit einem unerschöpflichen Repertoire von Anekdoten aus Irlands Geschichte unterhält. Mit The Wild Rover und Whiskey In A Jar wird beim Gastspiel im CCH dem Irish Folk gefrönt, und keltische Folklore sowie stürmischer Bewegungsdrang füllen bald Paddys heimelige Schwarzbier-Tränke. Ein starkes Ensemble der besten Tänzer des Genres entführt für einen Abend auf die Grüne Insel, die sich nicht bloß für Freunde des Hochprozentigen als Sehnsuchtsort erweist. Wobei, gegen einen großzügigen Schluck Whiskey hätte auch Gastgeber Paddy sicher nichts einzuwenden.

 

 

Rock the Ballet

Die bösen Jungs des Bühnentanzes gastieren mit einem Best-of-Programm auf Kampnagel. Premiere ist am 7. Januar. Weitere Vorstellungen finden bis zum 18. Januar statt.

Ein Ballett mit den Popsongs von Coldplay, Michael Jackson und Prince – was zunächst nach hochgradigem Kitsch klingt, ist tatsächlich ein exquisites Spektakel, bei dem renommierte Tänzer mit strenger klassischer Ausbildung am Werk sind. Hinter Rock the Ballet steckt das Ehepaar Rasta Thomas und Adrienne Canterna. Der mehrfach ausgezeichnete Thomas trat bereits an der Metropolitan Oper in New York und in Harlems Apollo Theater auf. Er durfte sogar bereits im Weißen Haus vor dem Präsidenten tanzen. Während der Ausbildung an der Kirov Academy of Ballett in Washington lernte Thomas seine Frau kennen, die ebenfalls weltweit gefragte Tänzerin und Choreographin ist. Adrienne Canterna war Solistin in klassischen Werken namhafter Choreographen und gewann jede Menge Wettbewerbe, unter anderem die „Women’s Junior Gold Medal“ beim International Ballet Competition in Mississippi. Seit 2008 touren beide mit Rock the Ballet durch die Welt. Mit einer neu konzipierten Show, in der sie Ballett mit zeitgenössischen Elementen aufpolieren, starten die Tänzer in Hamburg ihre Europa-Tour.

Text: Natalia Sadovnik

 

Bilder der Mode

Laufsteg auf Leinwand: Das Museum für Kunst und Gewerbe zeigt Meisterwerke aus 100 Jahren Mode-Illustration.

Die Ausstellung Bilder der Mode zeigt keine Entwurfszeichnungen der Ateliers: Die hier gezeigten Bilder sind eine eigene Kunstform, populär geworden durch die großen Modemagazine wie Vogue oder Harper’s Bazaar. Die Exponate stammen alle aus dem Besitz der Münchener Galeristin und Sammlerin Joelle Chariau, die sich seit den Achtzigern intensiv mit Mode-Illustrationen befasst. In verschiedene Epochen unterteilt, führt die Ausstellung vom Art-Déco-Stil des frühen 20. Jahrhunderts zu Künstlern der Gegenwart, mit Werken von Aurore de La Morinerie oder Mats Gustafson. Bilder der Mode huldigt einer fast vergessenen Kunst, die den Stil eines Modehauses entschieden mitgestalten konnte: So prägte etwa der Zeichner René Gruau in den 1950er Jahren das Bild von Dior in der Öffentlichkeit. Ausgesprochen anziehend! Die Ausstellung läuft noch bis zum 3. Mai.

 

 

 

The Blues Brothers

Im Auftrag des Herrn unterwegs: Die Originalproduktion vom Londoner West End gastiert am 5. Januar im Saal 2 des CCH.

Na, wie wär’s mal wieder mit einem Musical? Aber diesmal ohne Katzen und Löwen, ohne Phantom und Tarzan, ohne Fußball und Boxen, sondern mit zwei zwielichtigen Brüdern, die in einem alten Bullenwagen unterwegs sind, während eines Gottesdienstes erleuchtet werden und fortan „im Auftrag des Herrn“ versuchen, ihre alte Band wieder zusammen zu bringen… Wer kennt ihn nicht, den amüsanten Kult-Film von John Landis, mit Dan Aykroyd und dem unvergesslichen John Belushi in den Hauptrollen und den sensationellen Gastauftritten von James Brown, Aretha Franklin, Ray Charles und Cab Calloway? Ob es einer Musical-Produktion (und sei sie direkt aus dem Londoner West End importiert und sogar von Judith Belushi und Dan Aykroyd höchstpersönlich abgesegnet) gelingen kann, den anarchischen Witz von Landis 1980 gedrehtem Original auch nur annähernd umzusetzen, ist zu bezweifeln. Sei’s drum: Eine Abwechslung vom üblichen Musical-Kitsch in Hamburg stellen die Blues Brothers allemal dar.

 

Chakuza

Der österreichische Rapper präsentiert die Tracks seines aktuellen Albums, „EXIT“, live im Knust. Im Vorprogramm: Maxat.

Von Zeit zu Zeit spuckt Österreich – sonst nicht gerade der heißeste Kandidat, wenn’s um aktuelle Popmusik geht – Künstler aus, denen es über die Landesgrenzen hinaus gelingt, mit ihrem Sound zu begeistern. Zu den letzten Beispielen zählt der Rapper und Produzent Peter Pangerl, der sich auf der Bühne Chakuza nennt. Seit über zehn Jahren ist der 1981 geborene Linzer in der Aussie-Hip-Hop-Szene aktiv. Sein erstes Solo-Album erschien 2007, mit den folgenden erklomm er immer höhere Plätze in den deutschsprachigen Charts. Sein letzter Longplayer trägt den programmatischen Titel EXIT. Dem entsprechend hat Chakuza angekündigt, sich langsam aus dem öffentlichen Rummel zurückzuziehen und künftig eher im Kollektiv anstatt als Solo-Künstler zu arbeiten. Wer den Mann nochmal in Live-Action sehen möchte, sollte am 5. Januar also den Knust besuchen.

 

Eine Taube…

…sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach: Der neue Film des schwedischen Regisseurs Roy Andersson ist seltsam und schön.

Die Filme des schwedischen Regisseurs Roy Andersson sind äußerst eigene Kunstwerke: In starken, surrealen Bildern erzählt, sind sie eindeutig Komödien, aber nicht wirklich zum Lachen. Sein neuester Film mit dem unzumutbar langen Titel bildet mit Songs From The Second Floor (2000) und Das jüngste Gewitter (2007) so etwas wie eine lose Trilogie übers menschliche Dasein. Dabei erzählt Eine Taube… erstmals eine zusammenhängende Geschichte statt Episoden zu stapeln: Zwei erfolglose Scherzartikelverkäufer juckeln durch die skandinavische Provinz und treffen Leute, die so skurril sind wie sie selbst. Anderssons Humor ist nicht jedermanns Sache, sein Eigensinn ist aber stets faszinierend zu betrachten. In Cannes gab es dafür den Goldenen Löwen, zu Recht. So seltsam-schön und unergründlich ist Kino nur selten.

Text: Thorsten Moor