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Kino gegen Konsum

Im Alabama-Kino macht die deutschlandweite Kinotour Ressourcen im Blick Halt. Mit kritischen Dokus rund um Konsumverhalten und Ressourcenknappheit.

Das eigene Verhalten im Alltag reflektieren und hinterfragen – zum Beispiel beim Thema Konsum – ist anstrengend und kostet Zeit. Trotzdem kann man nur so Umweltprobleme angehen, die uns alle betreffen. Im Programmkino Alabama zeigt der Umweltverband Ecomove International unter dem Motto Ressourcen im Blick heute und morgen zwei Dokumentarfilme, die aufklären und zugleich Kinovergnügen bereiten. Wie der Titel bereits verrät, handelt der Film am 30. Juni, Consumed – in den Fängen der Bestie, von der modernen, maßlosen Konsumkultur. Die philosophische Dokumentation von Richard Heap wurde 2011 für das Filmfestival Green Man nominiert. Der zweite Film, Canned Dreams – Träume in Dosen, der am 1. Juli gezeigt wird, stammt aus Finnland. Katja Gauriloff entlarvt darin die Absurdität der Lebensmittelproduktion in Europa anhand von Ravioli in Dosen. Der Fokus liegt auf den persönlichen Geschichten der Arbeiter, die hinter dem Produkt stehen und die in unterschiedliche Kulturkreise führen. Die Veranstaltung ist Teil eines vom Bundesumweltministerium geförderten Projektes zum Thema globale Ressourcennutzung, das durch ganz Deutschland tourt.

Vorstellungen: „Consumed – in den Fängen der Bestie“ am Montag, 30. Juni um 20.30 Uhr sowie „Canned Dreams – Träume in Dosen“ am Dienstag, 1. Juli um 20 Uhr.

 

Hamburger Sexarbeit

Eine Lesung und Ausstellung in der Werkstatt für internationale Kultur und Politik zeigt den Alltag von Sex-Dienstleistern aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Dein Nachbar, die Nutte. Sexarbeit ist legal, normal, ohne Moral? Der Eingangssatz spaltet und eint gleichzeitig: Die aufgeklärte Gesellschaft, weil man nicht Nutte sagen darf, die Nachbarschaft, weil man nicht neben einer Prostituierten wohnen will. Ein herrliches Beispiel für Doppelmoral. Fest steht: Sexarbeit ist ein interessantes Thema, sei es für den Voyeur, Frauenrechtler oder Konservativen in uns. Die Werkstatt für internationale Kultur und Politik, W3, nimmt sich in mehreren Veranstaltungen dem Thema an – am 2. Juli von der künstlerischen Seite mit einer Lesung und Ausstellung. Dabei will man „hinter die Fassade von Glamour und Stigma im Rotlichtmilieu“ schauen. Die Schauspielerinnen Ulrike Johannson und Andree Knura tragen zehn Milieugeschichten vor – unter anderem die von Sylvia, die seit 30 Jahren am Hamburger Fischmarkt anschafft, vom Callboy John oder von Katrin, die nach zehn Jahren Arbeit in der Herbertstraße ausgestiegen ist. Anschließend hält die Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Elisabeth von Dücker einen Kurzvortrag über die Hintergründe von Sexarbeit. Den Rahmen bildet die Ausstellung Einblicke … in den Berufsalltag von Sexarbeiterinnen. Zu sehen sind die Bilder der Fotografin Monica Brauer, die den Alltag im Rotlichtmilieu einfing. Die Ausstellung basiert auf acht Interviews, welche die Historikerin Mareen Heying mit sechs Prostituierten und zwei Sozialarbeiterinnen führte.

Text: Lena Frommeyer

Nernstweg 34
Eintritt: 4 Euro

 

Open Studios

Kreative internationale Beziehungen beim letzten Ausstellungstag der „Art School Alliance“. Internationale Stipendiaten und Studierende der HFBK zeigen ihre Werke.

Bereits seit 2010 besteht die Kreativallianz internationaler Kunsthochschulen, um die Vernetzung der Szene und den individuellen Austausch zu unterstützen. Auch in diesem Jahr hat die Hochschule für Bildende Künste im Rahmen des Stipendiatenprogramms Art School Alliance sechs Studenten aufgenommen, die an den renommierten Partnerschulen in London, Wien, Boston, Hangzhou, Paris und San Francisco eingeschrieben sind. Die Studios in der Karolinenstraße sind während des Austauschsemesters ihr kreatives und tatsächliches Zuhause, Atelier und Wohnzimmer, Arbeitsplatz und Rückzugsort zugleich. Im Rahmen der Open Studios werden nun die Früchte des Austauschs, die künstlerischen Positionen der „Austauschschüler 2.0“ und ihres jeweilige Paten der HFBK Hamburg präsentiert. Die Ausstellung, die gleichzeitig das Ende des Aufenthaltes markiert, öffnet am 29. Juni von 14 bis 18 Uhr ein letztes Mal seine Türen.

Text: Tanja Ehrlich

 

Backstage-Theater

Das Jugendclubfestival zeigt die Probleme von Pubertierenden: Liebe, Familienzwänge, verwirrte Träume, Gewalt und Körperkult sind Themen der Stücke im Schauspielhaus.

Während sich die einen bereits im Alter von 14 Jahren extrem erwachsen fühlen, verhalten sich die Anderen auch noch mit 30 wie ein Kind. Erwachsenwerden – wer entscheidet eigentlich, wann das abgeschlossen ist? Zu welcher Zeit diese Prozedur des Sich-selbst-Findens – die in der Regel mit vielen Abgründen der Peinlichkeit gespickt ist – beginnt, ist indes recht klar definiert: in der Pubertät. Eben dieser frühen Übergangszeit ist das Backstage-Jugendclubfestival 2014 gewidmet. Vom 29. Juni bis 4. Juli präsentieren rund 80 Teilnehmer ihre Arbeiten im MalerSaal und im zweiten Rangfoyer des Schauspielhauses. „Die Stücke des Festivals beschäftigen sich mit Liebe und Sexualität, Familienzwängen und Feierlichkeiten, verwirrten (Sommernachts-) Träumen, Gewalt und Körperkult,“ heißt es in der Ankündigung. Der erste Tag steht im Zeichen der nörgelnden Väter, peinlichen Mütter und nervenden Opas. In Ruf mich an, wenn du da bist! lädt die Backstage-Lehrergruppe zu einer turbulenten Familienfeier mit Nebenwirkungen.

Text: Lena Frommeyer

 

Ari Goldmann

Künstler Ari Goldmann thematisiert in „Menschheit“ auch die berühmte Hamburger Studenten-Protestaktion am 9. November 1967 – Zeitzeugengespräch in der Galerie Postel.

„Unter den Talaren – Muff von 1.000 Jahren“, diesen Satz verbindet man sofort mit den Studentenprotesten der 68er. Die Geschichte dazu hat sich in Hamburg zugetragen: Am 9. November 1967 entrollten die Jurastudenten Detlev Albers und Gert Hinnerk Behlmer im Audimax ein Transparent mit eben dieser Aufschrift, während der feierlichen Prozession zur Rektoratsübergabe. Die mit Talaren bekleideten Professoren bemerkten die gegen sie gerichtete Beleidigung zunächst nicht, die Studenten liefen vor ihnen. Der Künstler Ari Goldmann schuf, inspiriert von der Aktion, ein Bild der Lehrenden. In seiner Ausstellung Menschheit ist dieses zu sehen, ebenso wie andere Gemälde, in denen Goldmann dem Wesen unseres Bildgedächtnisses nachspürt. Inmitten der Kunstwerke lädt die Galerie Postel heute zum Zeitzeugengespräch mit dem Initiator der Aktion, Gert Hinnerk Behlmer (Staatsrat a.D.) und Erwin Jurtschitsch (Mitbegründer der taz, Journalist und Unternehmer). Was waren die Hintergründe der Aktion? Welche Auswirkungen hatte sie? Sicher wird es interessante Antworten geben.

Text: Katharina Manzke

 

Volkspark und Co.

Mit dem Film „Die unaufhörliche Stadtparklust“ startet im Metropolis die neue Reihe „Soziales Grün – Parks und Gartenkultur im Film“, mit anschließender Diskussion.

Ob nun unter Metallpalmen im Park Fiction, dem Dach eines Pavillons im Stadtpark oder einer alten Eiche im Altonaer Volkspark – wer keinen eigenen Garten hat, entspannt in einer der öffentlichen Grünzonen der Stadt. Hamburg feiert im Sommer 2014 seine Parks, auch, weil der Stadtpark 100 Jahre alt wird. Die Kinemathek Hamburg begleitet die Feierlichkeiten mit der Filmreihe Soziales Grün – Parks und Gartenkultur im Film im Metropolis. Den Anfang macht am 1. Juli die Dokumentation Die unaufhörliche Stadtparklust (2010) – Jürgen Kinter aus der Geschichtswerkstatt Barmbek erzählt die bewegte Vergangenheit des Gartendenkmals mit raren Bilddokumenten und zeigt die bunte Gegenwart. Im Anschluss an die Filmvorführung diskutieren der Filmemacher sowie Thomas Vesting, Mitglied des Stadtpark Vereins, und SZENE HAMBURG-Autor Jörg Schöning (Hamburgs grüne Anlagen) mit dem Publikum.

Text: Lena Frommeyer

 

Bunker „Frieda“

Nachdem Anwohner den Hochbunker in Ottensen gekauft haben, okkupieren 17 Hamburger Künstler die 2.500 Quadratmeter im Rahmen der kunst altonale.

Es ist geöffnet während der kunst altonale (28.6. bis 6.7.), was sonst verschlossen bleibt: Der Hochbunker in der Friedensallee, 1942 erbaut – mit sieben Stockwerken und 1,10 Meter dicken Wänden, Sicherheitsschleusen, gasdichten Stahltüren und Platz für 1.560 Menschen. In den achtziger Jahren wurde er zum ABC-Schutzraum gegen biologische und chemische Kampfstoffe umgerüstet, vor kurzer Zeit kaufte ihn eine Gemeinschaft aus Anwohnern, taufte den Betonklotz Frieda und wandelt ihn in eine temporäre Kulturstätte um, bevor er ab Herbst 2014 zum Wohnraum umgestaltet wird. Bis es so weit ist, nehmen ihn also 17 Hamburger Künstler in Beschlag und zeigen dort im Rahmen der kunst altonale zehn Tage lang ihre Arbeiten. Unter dem Titel Gesamtfassungsvermögen 1560, für so viele Menschen war der Schutzbunker zugelassen, nehmen unter anderem Antje Bromma, Ralf Jurszo, Katharina Kohl, Kroko, Tonia Kudrass und Frank Khalsa mit ihren Werken die 2.500 Quadratmeter ein: zum Beispiel mit Bunkergewächsen und Klang-Installationen.

Text: Sabine Danek

Ausstellung: bis 6. Juli
Sa/So 15–19, Mi-Fr 17–19 Uhr

 

Roller Derby

Das etwas andere Sportevent auf Rollen: Am 28. Juni findet in der Sporthalle des Christianeums das letzte „Bout“ der Saison statt.

Wo trifft man eine Ärztin, eine Polizistin, eine Erzieherin und eine Literaturwissenschaftlerin zweimal wöchentlich gemeinsam an? Richtig, verschwitzt und mit blauen Flecken beim Training für Roller Derby. Die Trendsportart aus den USA ist eine Mischung aus Rugby und Wettrennen, auf Rollerskates versteht sich. Stets mit einer Prise Punk, Pauli und Rock’n’Roll versehen. Der Ton ist „rough“, die Damen „tough“, topfit und nicht gerade zimperlich – acht Schiedsrichter zur Sicherstellung der Regelkonformität sprechen für sich.

„Rough Rudie #69“, „Miss Zoffi auf #180“ und der Rest der Rollertruppe der Hamburg Sea Gals erwarten am 28. Juni die Mädels der RocKArollers aus Karlsruhe zum Bout (Wettkampf) in heimischer Arena. Wer vom Spektakel noch nicht genug hat, die After-Bout-Party steigt ab 23 Uhr im Bad Taste.

Text: Tanja Ehrlich

 

Pop Nacht

Beim neuen sommerlichen Musikfestival spielen 13 lokale und international bekannte Acts im Park rund um das Altonaer Rathaus.

Im Sommer ähneln die Parks in der Stadt Wohnzimmern unter freiem Himmel. Für jeden gibt es dort ein Fleckchen Wiese, auf dem man locker ein ganzes Wochenende verbummeln kann. Umso schöner, wenn dazu auch noch Live-Musik erklingt. Bei der altonale Pop Nacht verwandelt sich der Park vor dem Altonaer Rathaus in ein Festivalgelände, auf dem es, vom frühen Nachmittag bis spät in die Nacht, viel zu entdecken und vor allem zu hören gibt: 13 Bands werden erwartet. Vor dem offiziellen Einlass ab 17 Uhr kann man sich schon vor dem prunkvollen Bau zum Pop-Picknick treffen, wo unter anderem das Maker Hub und der Konzertveranstalter Sofa Concerts für Unterhaltung sorgen. Ab 18 Uhr starten dann die eigentlichen Konzerte von Lokalmatadoren wie den Bands Memoriez und Kapelle Herrenweide und vielen international bekannten Acts – darunter Asbjørn, Sweet Sweet Moon, Talking To Turtles, Golden Kanine, Kristoffer and the Harbourheads und die Indie-Pop-Band Dear Reader aus Johannesburg. Träumen, tänzeln, kuscheln, hüpfen, lachen oder feierlich traurig sein, für jede Sommerabendvorliebe sollte der passende Sound dabei sein.

Text: Katharina Manzke

 

The Slackers

 Die Ska-Band aus New York bezeichnet man lieber als astreine Popgruppe, die ihre launigen Songs in Off-Beat-Gewänder kleidet – diesmal im Hafenklang.

The Slackers einfach nur eine Ska-Band zu nennen, würde dem Sextett aus New York City kaum gerecht werden. Vic Ruggiero und seine Mannen gelten zwar als weltbeste Band des Genres und ihre Musik atmet eindeutig den Geist von jamaikanischer Musik, aber im Grunde handelt es sich bei den Slackers – ähnlich wie bei den Specials oder Madness – um eine astreine Popgruppe, die ihre launigen Songs in Off-Beat-Gewänder kleidet. Andererseits: War der klassische Ska aus den 1960er Jahren eigentlich nicht auch einfach nur Tanz- und Popmusik – die sich übrigens so manch US-amerikanischen Hit einverleibte, um diese dann mit markant modifizierter Rhythmik wiederzugeben? Das Entscheidende an den Slackers ist, dass sie ihren Ruf als hervorragenden Live-Act zu Recht genießen – und das schon seit Anbeginn ihrer Karriere, also seit sage und schreibe 1991. 14 Alben sind seitdem erschienen, bleibt also die Frage: Warum bezeichnen sie sich selbst als „Drückeberger“?

Text: Michele Avantario