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Endspurt PlanBude

Zum letzten Mal lädt das Team dazu ein, eigene Ideen zur Neugestaltung des Esso-Häuser-Areals einzureichen. Den Rahmen bildet eine Ganztageslesung.

Das Team der PlanBude läutet das Ende der freien Ideensammelphase ein. Da kann man ja gar nicht anders, als sich aufzumachen zum weißen Container am Spielbudenplatz. Hier tüfteln Anwohner, Aktivisten, Stadtentwickler, Architekten und Experten für soziale Arbeit seit Monaten gemeinsam an der Neugestaltung des Areals, auf dem die umkämpften Esso-Häuser standen, bevor sie abgerissen wurden. Am 15. Februar lädt das Team dazu ein, zum letzten Mal das kreative Potenzial zu bündeln – zu basteln, zu zeichnen und zu schreiben – und sich so in den Gestaltungsprozess einzubringen. Den Rahmen bildet eine ganztägige Lesung (12 bis 21 Uhr) aus Italo Calvinos Werk Die unsichtbaren Städte. Anschließend beginnt die Auswertung sämtlichen Materials. Den 21. März kann man sich schon einmal fett im Kalender eintragen. Da werden erste Ergebnisse und Tendenzen aus der Ideensammlungsphase öffentlich in der St.-Pauli-Schule vorgestellt.

 

Edward Norton

Alle 26 Filme, in denen der Schauspieler bisher zu sehen war, laufen von Januar bis März im B-Movie und im Metropolis – am 14. Februar „Leaves of Grass“.

Die Hamburger Programmkinos sind immer für eine interessante Filmreihe gut. Mal steht dabei ein Genre und dann wieder ein Regisseur oder auch ein Schauspieler im Mittelpunkt. Von Januar bis März verbünden sich das B-Movie in der Sternschanze und das Metropolis in der Neustadt für einen Edward-Norton-Marathon. Norton wurde gerade für sein Spiel in Alejandro González Iñárritus Film Birdman als bester Nebendarsteller unter anderem für einen Golden Globe und einen Oscar nominiert. Gute Gelegenheit also, um zu schauen, in welchen Rollen der US-Amerikaner sonst noch glänzte. Drum zeigen beide Kinos alle 26 Filme, in denen er bisher zu sehen war – darunter auch einige Werke, die nie in die deutschen Kinos kamen. Im Januar war das B-Movie die Spielstätte, nun ist das Metropolis an der Reihe und zeigt unter anderem am 14. Februar Tim Blake Nelsons schwarze Komödie Leaves of Grass (Gefährliches Gras) aus dem Jahre 2009 im Original mit Untertitel. Darin spielt Norton in einer Doppelrolle Zwillingsbrüder, die unterschiedlicher nicht sein können. Der eine ist ein „eloquenter Philosophie-Professor“, der andere ein „schlitzohriger Marihuana-Produzent“.

 

„Valentine’s Love Cruise“

Achtung, Schnulzenalarm! Die MS Hedi wird zur Liebesbarkasse mit Lovers-Rock und Kuschel-Reggae von Selector Oliver Schrader (Silly Walks Discotheque).

Würde man nun in Venedig leben, könnte man neben seinem Lieblingsmenschen in einer Gondel sitzend dem Sonnenuntergang entgegen schippern. In Hamburg bietet das Team der MS Hedi ein adäquates Alternativprogramm: den traditionellen Lovers Boat-Ride mit 100 Prozent Schnulzenmusik. Sanft schaukelnd wird die Tanzbarkasse über die Elbe gleiten. Den Soundtrack für die Liebesfahrt stellt Selector Oliver von Silly Walks Discotheque zusammen. Menschen wiegen sich in bester Klammerblues-Manier an Deck zu Lovers-Rock und Kuschel-Reggae … Zu lahm? Dann wäre da am 14. Februar noch der Rollerskate Jam im Mojo Club in einer Valentine’s-Day-Edition. Hand in Hand kann man hier, die Hüften schwingend, auf Rollschuhen durch die Gegend düsen zu Boogie, Funk und Disco-Klängen von DJ Mad und GameBoiMusic. Wer keine Oldschool-Skater hat, kann sie hier leihen (2 Euro Gebühr, 20 Euro Pfand) – solange der Vorrat reicht.

 

Connect

Der legendäre Designer Ken Garland verwandelt das Yogastudio Y8 in ein Legespiel. Zur Eröffnung ist der Künstler persönlich anwesend.

Das kunterbunte Hütchen gehört ebenso zu Ken Garland wie sein Manifest First Things First, in dem er sich 1964 gemeinsam mit Kollegen für eine Ethik des Grafikdesigns einsetzte – und bis heute ist er ein Idealist, Hippie und großartiger Designer. Das Spiel Connect, das er 1969 entwarf und das 1970 unter dem Namen Contact auf den deutschen Markt kam, besteht aus 70 Quadraten, die man zu 63 verschiedenen Motiven aneinanderlegen kann. Als Installation feiert es jetzt in dem Yogastudio Y8 der Künstler Benita und Immanuel Grosser ein großformatiges Comeback und kann nach jeder Yogastunde neu arrangiert werden. Immer wieder wird im Y8 hochkarätige Kunst inszeniert – und oft sind die Künstler vor Ort anwesend. Auch Garland, der zur Eröffnung über sein Werk sprechen wird und den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Text: Sabine Danek

 

Freundlich + Kompetent

Das ehemals in Winterhude beheimatete Lokal macht jetzt in Barmbek-Süd weiter. Am 16. Februar ist dort „Pitcher Tag“: 1,5 Liter Bier gibt es dann für 10,50 Euro. Prost!

Wer seine Abrissparty durch eine Wiedereröffnung toppen will, sollte einiges auffahren. Vor allem dann, wenn am letzten Abend so viele Menschen da sind, dass der Verkehr in der angrenzenden Straße zum Erliegen kommt. Julius Horn und Julian Jasper vom Freundlich + Kompetent riefen Mitte Januar zur dreitägigen Eröffnungssause. Die beliebte Winterhuder Bar, die im vergangenen Jahr einem Neubau weichen musste, macht seitdem in der Hamburger Straße 13/Ecke Humboldtstraße weiter. Die Frage, ob der Standort unterm Mundsburg-Center angenommen wird, stellte am ersten Abend keiner. Bereits um 21 Uhr saß Inhaber Julian an der Tür und bat um Nachsicht ob des großen Gedränges im Inneren. „Auch wenn irgendwann kein Durchkommen mehr war, blieb alles super entspannt“, freute er sich später. Unter rotem Backsteingewölbe wurde ausgelassen gefeiert. Die neuen alten Besitzer versprechen unterdessen, dass es mit der Mischung aus Bar- und Clubbetrieb, TV-Abenden und Kickerturnieren weitergeht und Julian weist dann noch auf einen neuen großen Vorteil hin: „Wir haben keine direkten Nachbarn. Nach 23 Uhr mit Drink und Zigarette draußen stehen ist kein Problem mehr und auch Konzerte können länger und lauter sein.“ Barmbek-Süd lebt!

Text: Ole Masch

 

Vous êtes Brandstiftêr

Monatlich berichtet das Projekt Stadtkuratorin über seine Arbeit. Diesmal – aus gegebenem Anlass – über Rassismus und Kunst in Verantwortung.

Rechtzeitig zur Bürgerschaftswahl am 15. Februar versuchte die Alternative für Deutschland (AfD) mit einer Strafanzeige gegen Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard zu punkten. Es ging um einen Pavillon, den die Künstlergruppe Baltic Raw auf Kampnagel als künstlerischen und sozialen Ort eröffnet hat – betrieben und bewohnt von sieben jungen Menschen, die als Flüchtlinge nach Europa gekommen sind. Die AfD (t)witterte „Beihilfe zu Ausländerstraftaten“. Die Geflüchteten würden sich illegal in Hamburg aufhalten, auch sei die Wohnraumnutzung nicht genehmigt. Inzwischen haben sich Hamburgs Kulturschaffende in einem offenen Brief hinter Deuflhard gestellt. Die AfD setzte mit ihrer Anzeige auf den Extremismus der Mitte: auf Ressentiments gegen Geflüchtete, die in der paranoiden Wahrnehmung der Rechtspopulisten den Sozialstaat ausnutzen. Und gegen eine Kunst, die man nicht auf den ersten Blick versteht, deren Fragen man aber dennoch als Zumutung empfindet. Währenddessen werden Flüchtlinge weiter systematisch ausgegrenzt und auch die soziale Spaltung der Gesellschaft nimmt weiter zu. Das Projekt auf Kampnagel konfrontiert uns mit dieser Realität als Teil des städtischen Raums und mit einer verantwortungsvollen Kunst im öffentlichen Raum. Es fordert einen Austausch auf Augenhöhe. Darf die Kunst das? Sie muss! Passend zum Thema stellt der Künstler Kader Attia vor dem Hintergrund aktueller Migrationspolitik seine Arbeit über die Auswirkung von Kolonialismus am 16. Februar im Kunsthaus vor.

 

„Gift. Eine Ehegeschichte“

Therapiesitzung in Moll: Lot Vekemans preisgekröntes Stück läuft am 15. Februar zum vorerst letzten Mal im Ernst Deutsch Theater.

Manche Theaterstücke zeigen keine Entwicklung, sondern deren Abwesenheit. Gift. Eine Ehegeschichte ist dafür ein quälendes Beispiel, denn es zeigt vor allem, wie das Leben stagniert, wenn eine Seele in Trauer erstarrt ist. In Lot Vekemans preisgekröntem Stück geht es um einen Mann und eine Frau, die nach dem Tod ihres Kindes sich selbst und dann einander verloren haben. Zehn Jahre später treffen sie sich auf dem Friedhof wieder, in einer Art Laube, die an einen Käfig erinnert. Während er auf dem Land neu beginnen konnte, verharrt sie bewusst und willentlich im Trauma ihres Verlustes. Ihr Leben wirkt von außen wie der Stapel Stühle, der abseitig in der Ecke der Laube steht. Bestens durchstrukturiert, vermag sie es zwar zu bewältigen, aber Freude hat sie keine daran. „Wir sind eine gescheiterte Geschichte“, sagt sie. Das Treffen bedeutet ihr etwas. Sie will trauern, aber kann es nicht …

Text: Reimar Biedermann

 

Hingabe

Vom New Yorker Museum of Modern Art in die Kunsthalle Hamburg: Der britische Künstler James Richards zeigt eine Auswahl seiner Filme.

Der 1983 im walisischen Cardiff geborene James Richards ist ein bekennender Film-Enthusiast. Er hat mit seinen Kinoabenden bereits im Museum of Modern Art gastiert, war 2014 für den Turner Prize nominiert und ist neben Aleksandra Domanović und Yngve Holen einer der diesjährigen Gewinner des ars-viva-Förderpreises, zu dessen Jury auch Brigitte Kölle gehört, Kuratorin an der Hamburger Kunsthalle. Sie moderiert den Abend mit Richards, der ein eigens zusammengestelltes Filmprogramm mit dem Titel Devotion, Hingabe, zeigt. Die Videos von James Richards sind Kompositionen aus eigenem Bildmaterial und aus „Footage“ diverser Quellen, begleitet von einem extra produzierten Soundtrack. Wem das Lust auf die Filme des Briten macht, der kann diese noch bis zum 19. Februar in der Hamburger Kunsthalle sehen.

Text: Sabine Danek

 

Tao

Das elfköpfige Percussion-Ensemble aus Japan präsentiert seine atemberaubende Show „The Samurai of the Drum“ live in der O2 World Hamburg.

Wenn man die Götter und Geister erwecken will, dann muss es donnern. Und zwar so richtig. Deswegen war die Trommel in Japan bereits in der Frühzeit ein kultisches Instrument. Auf diese uralte Tradition greift das Ensemble Tao zurück, das seit vielen Jahren mit seinen fulminanten Percussion-Shows große Hallen in der ganzen Welt füllt. Junge japanische Musiker, die nicht nur über ein exzellentes Rhythmusgefühl verfügen, sondern auch über große körperliche Kraft, beleben die jahrhundertealte überlieferte Wadaiko-Kunst mit modernen Pop-Elementen. Eingebunden ist das wilde Klangspektakel in eine Reise durch Raum und Zeit, die mit klassischen Motiven aus der Edo-Zeit beginnt. Dabei vermischen sich modern anmutende Choreografien mit Bewegungsabläufen, die an Kampfkunst erinnern. Im Februar ist die Gruppe mit der Show The Samurai of the Drum erneut in Hamburg zu Gast und wird die riesige O2-World-Halle bis zum letzten Winkel mit Klang erfüllen. Eines sei versprochen: Das wird das Gegenteil von einschläfernd!

 

„Das achte Leben“

Die Hamburger Autorin und Regisseurin Nino Haratischwili liest aus ihrem dritten und jüngsten Roman. Moderation: Carola Ebeling

Die Hamburger Autorin und Theater-Regisseurin Nino Haratischwili liest aus ihrem im letzten Jahr bei der Frankfurter Verlagsanstalt erschienenen Roman Das achte Leben (Für Brilka) – und das sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen. Denn die 1983 in Tiflis geborene Georgierin gehört längst unbestreitbar zu den wichtigsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, die allen Lesewütigen mit diesem opulenten und kunstvoll konstruierten Generationen-Epos einen wunderbaren Roman geschenkt hat. Geschickt verwebt sie darin Fiktion mit Historie und Liebes- mit Leidensgeschichten und erzählt vom ewigen Streben des Einzelnen nach Glück und Freiheit. „Gefühlsstark, geschichtentrunken und unsagbar souverän“, befand die Neue Zürcher Zeitung, während die Süddeutsche „in der Weite des gezeichneten Tableaus, das Privates und Weltgeschichtliches vereint“, den Reiz des Buches entdeckte.