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„Stand der Dinge“

Studierende der HFBK präsentieren im Metropolis ihre aktuellen Kurzfilme – dokumentarisches Material und inszenierte Minispielfilme.

Die Hochschule für bildende Künste (HfbK) in Hamburg hat namhafte Absolventen. Der bildende Künstler Daniel Richter studierte hier – genauso wie Jonathan Meese. Einer der bekannten Filmemacher, die an der HfbK waren, ist Hamburgs „Vorzeigeregisseur“ und Träger des Douglas-Sirk-Preis (vergeben vom Filmfest Hamburg) Fatih Akin. Ob der aktuelle Jahrgang an Filmstudierenden in diese Fußstapfen treten kann? Sein Potenzial zeigt der Nachwuchs am 18. Februar, wenn die Studierenden im Metropolis Kino ihren Stand der Dinge präsentieren: darunter dokumentarische Arbeiten, inszenierte Spielfilme und alles dazwischen. Der Abend setzt sich aus einem abwechslungsreichen Kurzfilmprogramm zusammen. Die aufstrebenden Künstler sind vor Ort und diskutieren mit den Zuschauern.

 

Helen Hessel

Natascha Bub und Ingrid Sattes gestalten einen Abend über die berühmte Modejournalistin, Studentin bei Käthe Kollwitz, Übersetzerin und „wild Liebende in Paris“.

Was für eine Frau. Der Modejournalistin Helen Hessel (geboren 1886 in Berlin; gestorben 1982 in Paris) ist ein Abend im Rahmen des deutsch-französischen Kulturfestivals Arabesques gewidmet. Die Schauspielerinnen Natascha Bub und Ingrid Sattes laden zur literarischen Performance Niemand kann so lieben wie ich…! in den Logensaal der Hamburger Kammerspiele. Im Mittelpunkt steht die starke Persönlichkeit einer Frau, die ein modernes Leben geführt hat in einer Zeit, in der das nicht vielen Damen möglich war. Denn Helen Hessel war mehr als eine Frau, die über Mode schrieb. Sie war eine Widerstandskämpferin, Studentin bei Käthe Kollwitz, Übersetzerin von Nabokovs Lolita, Mutter des Résistance-Kämpfers Stephàne Hessel und Verfasserin eines dreisprachigen Tagebuchs. Im Themenabend geht es um ihre „kapriziösen Höhenflüge bis zu den Abgründen erotischer Manipulation, von verschenkten Idealen und dem gewagten Versuch der Überwindung der Einsamkeit“.

 

Siegfried/Götterdämmerung

Verratene Liebe, politische Ränkeschmiede, miese Täuschungsmanöver – im zweiten Teil des Nibelungenspektakels in der Adaption von Antú Romero Nunes.

Feine Anzüge, edle Seidenblusen – die Ausgehkluft der vorderen Reihen im Thalia Theater schindet wenig Eindruck während der Vorführung von Siegfried/Götterdämmerung, dem zweiten Teil von Antú Romero Nunes’ gesprochener Wagner-Adaption, denn sie wird von blauen Plastikdecken verdeckt: Es spritzt viel Theaterblut, und das schon zu Beginn. Ein wilder, vor gerade entdeckter Manneskraft überschäumender Siegfried schmiedet mit mehr Glück als Verstand ein gewaltiges Schwert, mit dem er den Drachen Fafner bezwingt, er badet in seinem Blut und wird unbesiegbar … So nimmt eine Wahnsinnsgeschichte, die schon im Jahr 1200 von einem unbekannten Dichter besungen wurde, ihren unheilvollen Lauf. Das Nibelungenlied, die Vorlage für den Theaterabend, trägt alles in sich, um bestens zu unterhalten: Wahrhaftige und verratene Liebe, politische Ränkeschmiede, miese Täuschungsmanöver, innere und äußere Kämpfe, die sich in ein Inferno aus Hass und Wut steigern, in dem nichts und niemand verschont bleibt. Auf diesen uralten Plot ist Verlass, und er trägt das Ensemble machtvoll und schrecklich durch den Abend. Er reißt auch das Publikum mit und das ist Verdienst des Ensembles. So ist Philipp Hochmair ein wunderbarer splitterfasernackter Drachentöter-Superheld, der von einem äußerst perfiden Hagen zur Strecke gebracht wird, verkörpert von Barbara Nüsse. Die wohl interessantesten Rollen bekleiden jedoch Marina Galic und Cathérine Seifert als die Walküre Brünhild und die Burgundenkönigin Kriemhild. Beiden wird übel mitgespielt, die eine geht als gebrochene Frau aus der Geschichte hervor, die andere wandelt sich vom naiven Mädchen zur eiskalten Rächerin.

Text: Katharina Manzke

 

Acollective

Führt musikalischer Weitblick automatisch zu geistreichem Indie-Pop? Das israelische Septett präsentiert sein aktuelles Album „Pangaea“ am 18. Februar im Hafenklang.

Erst vor wenigen Jahren ins internationale Musikgeschäft eingestiegen, wirkt die siebenköpfige israelische Band Acollective jetzt schon so, als könne ihr großer Durchbruch unmittelbar bevorstehen. Im letzten Jahr erschien ein amtlich produziertes Album namens Pangaea. Der Videoclip zur Single Breakapart enthält nette technische Tricks und ist voll mit Anspielungen, die auf die sehr breitgefächerten musikalischen Vorlieben der Mitglieder schließen lassen könnte (von Freddie Mercury, Iggy Pop und Bob Marley über Bruce Springsteen, Funkadelic und Eurythmics bis hin zu Nirvana, Tupac, Pantera und Thomas Dybdahl). Im Vorprogramm zu Acollectives Gastspiel im Hafenklang spielt das ebenfalls aus Israel stammende Quintett Combine ihren eher melancholisch und balladesk ausgerichteten Alternative-Pop.

 

Hammer Klavier Trio

Das Trio um den Hamburger Pianisten Boris Netsvetaev spielt seinen meisterhaften Fusion-Jazz am 18. Februar live in der Pony Bar.

Das Hammer Klavier Trio heißt nicht etwa so, weil seine Mitglieder aus Hamm kommen oder eines davon ein Hammerklavier aus dem 18. Jahrhundert bedient. Nein, die heißen so, weil sie ihre Instrumente hammergeil beherrschen und beim Bewältigen auch schwieriger musikalischer Figuren noch so locker aussehen, dass man denken könnte, das alles sei nichts als ein Kinderspiel. Pianist Boris Netsvetaev, Bassist Philipp Steen und Schlagzeuger Kai Bussenius sind Meister ihres Fachs und prägen bereits seit einigen Jahren das Jazzleben in Hamburg. Ihr Fusion-artiger Ansatz bezieht Jazz und Rock ebenso mit ein wie klassische Musik und Folk-Einflüsse aus aller Welt. Am 18. Februar kann es also ziemlich vielfältig zugehen in der Pony Bar. Nicht ohne Grund trägt die Veranstaltungsreihe das Motto Watch What Happens – mit drei Ausrufezeichen.

 

„Keerls dör un dör“

Glitzerfummel, Perücke und Pumps: Die Verwandlungskomödie von Kerry Renard läuft noch bis zum 21. Februar im Ohnsorg-Theater.

Auf was für Ideen „Mann“ beim Feierabendbierchen so kommt! Hinnerk, Georg, Paul und Manuel arbeiten tagsüber als Paketboten. Bis die kernigen Männer eines Abends beschließen, für eine Wohltätigkeits-Travestie-Show in Glitzerfummel, Perücke und Pumps zu schlüpfen und plötzlich ganz neue Seiten an sich kennenlernen. Die Verwandlungskomödie Ganze Keerls à la Kalender Girls sorgte im Ohnsorg-Theater 2010/2011 bereits für beste Unterhaltung. Jetzt klimpern die Keerls dör un dör in einer Komödie von Kerry Renard, inszeniert von Sandra Keck, wieder mit den Wimpern und verführen in schönstem Plattdeutsch zum Schmunzeln, Kichern und Lachen. In den Hauptrollen: Robert Eder, Markus Gillich, Frank Grupe, Till Huster u.a. Das plattdeutsche Skript stammt von Heino Buerhoop. Das Stück läuft noch bis zum 21. Februar im Ohnsorg-Theater.

 

Yachtclub

Schriftsteller Thomas Melle erzählt in seinem Roman „3000 Euro“ schonungslos vom Dasein auf der Resterampe der Gesellschaft – Lesung im Nochtspeicher.

Das Leben kann so Scheiße sein. Davon können die Protagonisten in Thomas Melles Roman 3000 Euro (Leseprobe) ein Lied singen: Die alleinerziehende Mutter Denise arbeitet im Discounter, ist generell überfordert und träumt von Reisen, die sie nicht machen kann. In einem Pornodreh sieht sie die Möglichkeit, schnell an Geld zu kommen – das dann allerdings auf sich warten lässt. An ihrer Kasse im Supermarkt lernt sie den verschuldeten Ex-Jura-Studenten Anton kennen. Die beiden mit ihren gescheiterten Existenzen jonglierenden Menschen nähern sich an. „Thomas Melle erzählt von einer Liebe am unteren Rand der Gesellschaft, von der menschlichen Existenz in all ihrer drastischen Schönheit und Zerbrechlichkeit – ein zärtlicher, heftiger Roman über zwei Menschen und die Frage, was dreitausend Euro wert sein können“, heißt es in der Ankündigung des Verlages. Damit landete der Autor auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2014. Am 17. Februar liest er im Nochtspeicher. Gute Gelegenheit für einen Ego-Push.

 

ArtMaidan e.V.

Der neue Verein soll die Kultur der Ukraine im Ausland präsenter machen. Erste Aktion ist die Hamburg-Premiere der Dokumentation „Stärker als Waffen“.

Rund 3.400 Ukrainer leben in Hamburg. Als sich in ihrer Heimat die Ereignisse überschlugen, rückten sie näher zusammen. Nun wurde der Verein ArtMaidan gegründet, mit dem man die Ukraine durch Kunst und Kultur im Ausland sichtbar machen will. Als erstes Projekt zeigen die Initiatoren in Hamburg den ukrainischen Dokumentarfilm Stärker als Waffen (mit Untertiteln) im Rahmen der Tour Babylon’13 – Cinema of a Civil Protest im Metropolis Kino. Er zeige, welche Verhältnisse in der Ukraine herrschen. Die Initiative #Babylon’13 dokumentierte die Geschehnisse – vom spontanen Versuch im Dezember 2013, die Amtsgebäude der Regierung einzunehmen, bis zu den Schlachten in den Ruinen des Flughafens von Donezk. Sie sammelte exklusives Filmmaterial, das bereits von internationalen Sendern wie CNN und Al Jazeera gezeigt wurde. Diskussionen und eine Ausstellung bilden das Rahmenprogramm.

 

„Bonne Nuit Papa“

Die Hamburger Filmemacherin Marina Kem erforscht in ihrer ersten abendfüllenden Dokumentation ihre kambodschanischen Familienwurzeln.

„Ich hätte keinen persönlicheren Film machen können“, sagt Marina Kem, Filmemacherin in Hamburg, über Bonne Nuit Papa, ihre abendfüllende Rückschau auf das Leben ihres Vaters. Ottara Kem ist als junger Mann aus Kambodscha in die DDR emigriert. Erst auf dem Sterbebett sagt er seinen Töchtern, dass er zurück in seine Heimat möchte, dass er in Kambodscha begraben werden will. Nach seinem Tod reist Marina Kem mit ihren Schwestern in seine Heimat, um seine Asche dort zu bestatten. Der Rückblick auf sein Leben wird zur Umschau in einer fremden Kultur, „um mit neuen Perspektiven, Erkenntnissen oder Erfahrungen in der Gegenwart anzukommen“, so Marina Kem. Die Veröffentlichung des Dokumentarfilmes hat 2015 einen aktuellen Anlass: Das Terrorregime der Roten Khmer, deren Machtergreifung in Kambodscha sich in diesem Jahr zum 40. Mal jährt, bildet den historischen Rahmen.

 

Zombies im Museum

Aus Haiti auf die westliche Mattscheibe: Im Museum für Völkerkunde beleuchtet man den Einzug von Untoten in die Mainstreamkultur.

Eine Veranstaltung nach unserem Geschmack: Das Museum für Völkerkunde untersucht einen Tag lang in Vorträgen, Gesprächen und Führungen die Rolle von Zombies in der westlichen Kultur. Über allem liegt die Frage: Wie haben es Zombies und die um den Totenkult kreisenden Riten von ihrem „Herkunftsland“ Haiti in die Mainstreamkultur der westlichen Gesellschaft geschafft? Viele Kinofilme und Trends wie der „Zombie-Walk“ (eine Art Flashmob-Parade mit Untoten-Verkleidung) sind der beste Beweis für diese Entwicklung. Der Thementag startet um 13 Uhr in der Bibliothek. Hier wird die passende Literatur in Form von ethnologischen Schriften präsentiert. Weiter geht es unter anderem mit Diskussionen und Vorträgen zum Thema „Der Zombie als Medien-Figur“ anhand der US-Serie The Walking Dead. Der Tag endet mit einer Podiumsdiskussion zwischen der Religionswissenschaftlerin Dr. Gabriele Lademann-Priemer und Henning Christoph, Inhaber des „Voodoo-Museums“ Soul of Africa in Essen.