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Lali Puna

Das Projekt des Weilheimer Musikers Markus Acher (bekannt von The Notwist) in Kooperation mit der südkoreanischen Band Trampauline.

Während man sich bei Markus Achers bekannterer Band The Notwist mit der Kategorisierung oft schwer tut, ist sein Projekt Lali Puna mit Sängerin Valerie Trebeljahr weniger missverständlich Elektropop. Der analog und digital zusammengeschraubte Pluckersound nahm bereits auf dem Debüt Scary World Theory von 2001 viel von dem vorweg, was mit The Postal Service und dem Etikett Indietronic danach breite Käuferschichten erschloss. Das letzte Album der Band Our Inventions erschien 2010, von The Notwist (ebenso Ms. John Soda, Tied And Tickled Trio und anderen Bands aus dem Dunstkreis) ist man allerdings bereits gewohnt, dass die Mühlen im bayerischen Weilheim langsam mahlen. Eine spannende, internationale Kooperation beendet die Auszeit: In Hamburg spielt die Band einen von wenigen Gigs mit der südkoreanischen Band Trampauline, nach den drei Deutschlandterminen geht es auf Tour nach Korea und Japan. Text: Michael Weiland

 

Heimatmelodie

Die Hamburger Crew lädt zum Hangover Rave mit House- und Techno-Sounds ins Docks und in die Prinzenbar.

Es ist nicht auszuschließen, dass mancher Kater von der exzessiven Geburtstagsfeier Mitte Dezember im Fundbureau übrig geblieben ist. Bereits zum vierten Mal feierte die Heimatmelodie-Crew ihr Bestehen unter der Sternbrücke. Die nun angesetzte Hangover-Party in Docks und Prinzenbar dürfte sich jedoch vor allem an diejenigen richten, die noch mit den Auswirkungen der Neujahrsnacht zu kämpfen haben. Wer die Kopfschmerzen mit House und Techno wegtanzen will oder immer noch Silvester feiert, kommt beim Line-up mit unter anderem Anié (Foto), Kilian&Finn, Dirrty Dishes, Oliver Eich, Merok, Dimo, Paul’s Büro und Chris Kistenmacher auf seine Kosten. Die guten Vorsätze sollten allerdings zurückgestellt werden. 2015 – rave on!

Text: Ole Masch

 

Horace-Scope

Das Sextett um Bandleader und Trompeter Fletcher McCatch würdigt die Musik der im Juni verstorbenen Jazz-Legende Horace Silver.

Am 18. Juni 2014 starb der US-amerikanische Jazz-Pianist und Komponist Horace Silver im Alter von 85 Jahren. Silver war – mit Art Blakey – Gründer der legendären Jazz Messengers, galt als Be-Bop-Erneuerer uns Wegbereiter des Hard Bop. Ihm zu Ehren steht am 3. Januar ein Sextett auf der Bühne des Birdland, das sich vorgenommen hat, den Glanz und die Vielfalt von Silvers Musik auch nach dessen Tod am Leben zu halten und zu Gehör zu bringen. Horace-Scope bestehen neben Bandleader und Trompeter Fletcher McCatch aus Stephan Abel (Tenorsaxophon), Sebastian Hoffmann (Posaune), Buggy Braune (Piano), Oliver Karstens (Bass) und Knud Feddersen (Schlagzeug). Nach dem Konzert sorgt ein DJ mit dem vielversprechenden Namen Kosmischer Souverän für passende After-Show-Sounds irdischer und vielleicht auch überirdischer Art.

 

Bernd Begemann

Der Hamburger Pop-Songwriter bespielt zwischen den Feiertagen den Knust und lässt dabei die möglicherweise bestbekleidete Sau der Stadt raus.

Für Hamburger Konzertgänger gibt es gen Jahresende, neben Festlichkeiten wie Weihnachten oder dem danach anstehenden Jahreswechsel, noch eine weitere Veranstaltung, die mittlerweile fast schon rituell anmutet: Bernd Begemann & die Befreiung im Knust. Ohne eine genaue Statistik zur Hand zu haben oder konkrete Prognosen abgeben zu können, fühlt es sich zumindest so an, als hätte der Entertainer, der weiße Anzüge wie kein anderer zu tragen weiß, schon immer in diesen Tagen die Bühne des Knusts betreten – und er wird es hoffentlich auch künftig weiter tun. Gibt es einen anderen Künstler, der so viel Soul und Funk aus seiner Gitarre zu quetschen vermag, während er über irgendwie okaye Fernsehabende mit der Schwester der Freundin singt? Bei dem Pärchen zu der Zeile „beide zweite Wahl“ knutschen und sich vertrauensseelig in den Armen liegen. Der zuverlässig seine Marathon-Show durchzieht, während sich die verschiedensten Altersklassen am Tresen treffen? Traditionell dauert so ein Bernd-Begemann-Konzert an die drei Stunden. Und ebenso traditionell kommt man mit großer Zuverlässigkeit im nächsten Jahr wieder.

 

Die Vögel

Eat The Beat bringen das Elektro-Duo Die Vögel mit in den Bunker und damit die Gelegenheit, den zweiten Weihnachtstag zu Tubaklängen stampfend abzuschließen.

Während sich Nachbarschaft sowie Regional- und Wissenschaftsmedien zum Einbruch der offiziellen Winterzeit gerne wiederholt der Frage widmen, wie die korrekte und förderliche Vogelfütterung zur Kältezeit auszusehen hat, schlagen wir den umgekehrten Weg vor: einfach mal von den Vögeln füttern lassen. Mit Bassläufen, die der Tuba entspringen. Mit dadaistisch anmutenden Textzeilen und anderen Zutaten, die einem per Rave die Erholung von Weihnachtsschmausereien, zähen Gemütlichkeiten und anderen Feiertagsnebenwirkungen erleichtern. Das Hamburger Elektro-Duo Die Vögel, bestehend aus Mense Reents und Jakobus Siebels – sonst in anderen Bands wie Die Goldenen Zitronen oder JaKönigJa vorzufinden – waren einst die erste Veröffentlichung auf Pampa Records, dem Label von DJ Koze. Und sie zeigen, wie eng Dadaismus und Nachdenklichkeit, Blockflöte und Synthesizer zusammenarbeiten können, um gemeinsam eine ganz eigene Form von House Music zu erschaffen.

Texte: SZENE HAMBURG

 

Schweiß und Walfett

Antú Romero Nunes Inszenierung von Moby Dick ist ein furioses Schauspiel mit beachtlichen Darsteller-Leistungen und bescheidenem Bühnenbild.

Ganz und gar untypisch für Antú Romero Nunes passiert eine halbe Stunde lang erst mal gar nichts. Der Thalia-Hausregisseur ist eher bekannt für wuchtige Action und große Szenen, denen er mit geschickter Ironie ihre Schwere nimmt. Seine Inszenierung von Melvilles Jahrhundertroman Moby Dick fängt mit gemächlichem Philosophieren an. Rasch jedoch gewinnt das Stück an Fahrt und es wird geschlachtet und abgestochen, was das Zeug hält. Wasser peitscht über die Bretter, wenn das Schiff in einen Sturm gerät. Dabei kommt Nunes ohne großes Bühnenbild aus. Die Beute wird pantomimisch erlegt; Blut, Walfett und andere Flüssigkeiten müssen die Zuschauer sich dazu denken – was angesichts beachtlicher Darstellerleistung erstaunlich leicht fällt. Eher minimalistisch dienen Licht und Sound als Stütze eines beeindruckenden Schauspiels. Bleibt nur noch zu sagen: Wal voraus!

 

Ohne Kater

Showcase des Kallias-Labels: Das Golem fordert nur einen Tag nach Neujahr schon wieder zum Tanzen auf.

Tja, was fällt einem dazu ein. Mutig könnte man es nennen. Während halb Hamburg in Sauer liegt und in manchem Frühclub noch die Bässe wummern, öffnet das Golem einen Tag nach Neujahr erneut seine Türen. Wohl dem, der solches Barpersonal hat! Für die erste Veranstaltung nach Silvester ist Kallias mit einem Label-Showcase zugegen. Die Berliner Nod One’s Head, kurz NOH, spielen an diesem Abend die Hauptrolle. Das House-Duo versteht sich als authentische Band mit Clubkultur. Mitte Dezember erschien ihre EP What’s Beyond. Zu hören ist dort eine Mischung aus 1990er-Indiepop unterlegt mit knackigen Tech-House-Beats. Vielleicht genau die richtige Mischung, um gute Vorsätze gar nicht erst aufkommen zu lassen. Weitere elektronische Unterstützung gibt es von Spanks, Quincy Burquist, Oliver Rado und DJ Smut. Der Neujahrskater kann einem heute erst mal gestohlen bleiben.

Text: Ole Masch

 

Zwielicht

Von „American History X“ bis „Death to Smoochy“: B-Movie und Metropolis zeigen den Schauspieler Edward Norton in seiner ganzen Pracht.

Edward Norton stammt aus einem gutbürgerlichen Elternhaus, sein Vater war als Rechtsanwalt für Jimmy Carter aktiv, und er selbst hat in Yale Geschichte studiert – das sind so die Dinge, die man von einem Schauspieler gar nicht wissen will. Edward Norton hat aber auch bei zwei Auftritten von Hole, der Band von Courtney Love, Gitarre gespielt, und auf der Leinwand Furore gemacht hat er als Nazi und Schläger. Als rassistischer Mörder an zwei Afroamerikanern in American History X (3./8./15./18.1. im B-Movie) sowie als Prügelknabe im Fight Club (6./16.1. im Metropolis) neben Brad Pitt hat Edward Norton als „Good Bad Guy“ ein solides Fundament gelegt für mittlerweile 26 Filme. Es sind groteske Irrtümer darunter wie Hulk oder das Kreuzzugsspektakel Königreich der Himmel. Aber eben auch solche wie das Justizdrama Zwielicht (1.,8./10./15.1. im B-Movie) oder die TV-Satire Death to Smoochy (14./24.1. im Metropolis). In Hamburg sind nun alle zu sehen. Im Februar kommt zudem sein jüngster Film ins Kino: Birdman von Alejandro González Iñárritu. Dazu erscheint ein kritisches Kompendium, das an den Kinokassen zu haben sein wird.

 

Der Hundertjährige…

… der aus dem Fenster stieg und verschwand: Eva Hosemann inszeniert die populäre Geschichte um den trotzigen Greis.

Dass jemand hundert Jahre alt wird, kommt nicht alle Tage vor. Logisch also, dass das Jubiläum groß gefeiert wird, samt Bürgermeister und lokaler Presse. Der Jubilar hat allerdings andere Pläne. Statt sich feiern zu lassen, flieht er in Pantoffeln aus dem Altersheim und sorgt damit für Aufruhr in ganz Schweden. Ein Ziel hat er nicht so richtig, doch unfreiwillig gerät der Sprengstoffexperte in immer skurrilere Abenteuer. Auf einmal findet er sich in Besitz eines Geldkoffers und muss zugleich vor der Polizei und vor Gaunern fliehen. Jonas Jonassons Debütroman erzählt die absurde Lebensgeschichte eines widerborstigen Mannes, der sich nicht für Politik interessiert, aber trotzdem in die großen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts verwickelt war. Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand hat sich allein in Deutschland über zwei Millionen Mal verkauft. Die Regisseurin Eva Hosemann inszenierte das urkomische Roadmovie mit dem als Frankfurter Tatort-Kommissar bekannten Jörg Schüttauf in der Hauptrolle.

 

Floor-Hopping

Hoch die Tassen! Weitere Möglichkeiten, die Silvesternacht tanzend zu verbringen, bieten kleine und große Clubs wie Docks, Prinzenbar, Uebel & Gefährlich, Mandalay und Villa Nova.

Docks und Prinzenbar laden ab 22 Uhr zum Silvesterrave und wie in vielen anderen Clubs kann sich auch hier das Line-up sehen lassen: Jan Blomqvist, Jake The Rapper (Foto), René Bourgeois, Andy Kohlmann sowie diverse Hamburger Lokalmatadoren sorgen für den passenden Neujahrssound. Im Uebel & Gefährlich startet der große Silvesterfetz ebenfalls um 22 Uhr: Während Douglas Greed feat. Nagler & Kuss live spielen wird Daniel Nitsch von The Glitz an den Plattentellern stehen. Ab 8 Uhr morgens geht’s dann weiter mit dem „Urknall“-Frühclub. Wer eher Elektroswing zu seinen Lieblingssounds zählt, sollte sich ins Mandalay begeben, wo zwei Floors, drei DJs, eine Gin-Bar und die berühmte Champagnerpyramide bereitstehen. Und in der neuen Villa Nova (Talstraße 9) zünden Hausherr H.O.S.H ab 0.15 Uhr die Supernova und lassen es mit den Adana Twins, Red Robin, Patlac und Mike Peppel bis weit in den Tag hinein ordentlich knallen!

Text: Ole Masch