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Walk Off The Earth

Das Internet war, ist und bleibt die beste Möglichkeit für den musikalischen Karrierestart. Zumindest, wenn die Musiker das nötige Know-how mitbringen, um online auch glänzen zu können und damit die Klickzahlen hochzutreiben. Wenn sich mehr als 100 Millionen Menschen innerhalb weniger Wochen ihr Video auf YouTube anschauen, hat es eine Band ganz offensichtlich geschafft. Walk Off The Earth gelang dieses Kunststück 2012, als sie den Nummer-eins-Hit Somebody That I Used To Know coverten, wofür sich die fünfköpfige Truppe um eine Gitarre versammelte und den Song mit zehn Händen auf eben dieser intonierte. Seitdem werden die Kanadier zwar häufig auf ihre viralen Videos reduziert, haben aber mit ihrer „Cover-Art“ auch gleichzeitig eine ganz eigene musikalische Nische besetzt, in der auch ihre radiotauglichen Eigenkompositionen immer noch ein Plätzchen finden. Die perfekte Mischung gibt’s jetzt live in Hamburg im Docks.

Text: Katharina Grabowski

 

Irie Révoltés

Gerade in der aktuellen weltpolitischen Situation ist es gut und wichtig, dass sich auch die Kunst über Ungerechtigkeit empört und Alternativen aufzeigt. Die Mitglieder der Formation Irie Révoltés sind für ihr Engagement gegen Faschismus, Rassismus und Homophobie bekannt und finden auch in ihren Songs die richtigen, klaren Worte – etwa in Jetzt ist Schluss vom aktuellen selbstbetitelten Album, das Mitte Juni erschienen ist. Die Konzerte der Heidelberger sind aber nicht in erster Linie Plattform des gesellschaftskritischen Austauschs, sondern vor allem ein buntes Vergnügen. Die Sänger Mal Élevé und Carlito, Rapper Silence, idoT an der Gitarre, Keyboarder Chriggi, Mickez an der Trompete und Saxophonist Toby hören sich so schon nach einem großartigen Mash Up an, vor allem aber ihr musikalischer Style-Mash aus Hip-Hop, Dancehall und Pop füllt die Konzertvenues. Am Mittwoch ist die Große Freiheit 36 dran. Offiziell ist das Konzert ausverkauft, aber vielleicht kennt ihr ja wen, der wen kennt…

Text: Friedrich Reip

 

Lance Butters

Der nächste Rapper mit Maske – wie einfallsreich nach Sido, Cro oder gar MF Doom. Das Gesicht eines Iron-Man-Verschnitts, den Körper eines Rap-Hipsters und auf dem Kopf am liebsten einen Beanie von Comme des Fuckdown. Es juckt. Möchte man zumindest scherzen, wenn man Lance Butters zum ersten Mal sieht. Dabei muss der 27-Jährige sich und seine Tracks eigentlich gar nicht verstecken: Die Beats und Raps des gebürtigen Ulmers machen genug her, um sich mit ihm in guter Gesellschaft zu sehen. Anfang Mai hat Butters sein lang erwartetes Album rausgebracht. Bloaw heißt es und damit ist er jetzt auf Tour. Die ersten Hallen waren schon ausverkauft. Mal sehen, ob’s im Knust auch so gut läuft für das Rap-Talent.

Text: Erik Brandt-Höge

 

Tim Rogers

Die Haare zerrauft, die Koteletten überlang, Hemd und Anzug aus der 1970er-Jahre-Klamottenkiste: Tim Rogers‚ Bühnen-Look ist an Lässigkeit kaum zu überbieten. Lässig und legendär – so muss man den Sänger beschreiben, ist dieser doch der Frontmann und Songwriter der australischen Band You Am I. Die sind in ihrer Heimat seit den frühen 1990er Jahren so was wie die Indie-Rock-Gruppe Nummer eins, waren bereits in ihren Anfangsjahren mit Bands wie Nirvana und Soundgarden unterwegs, später Support von The Who, den Rolling Stones und Oasis. Neben reichlich Namedropping darf sich Rogers persönlich aber auch noch einige andere Dinge auf seine Fahne schreiben, etwa moderierte er in Australien diverse TV-Shows und war als Schauspieler tätig. Im Molotow ist er natürlich durchweg Musiker und tritt mit einem Akustik-Set auf, das sich zwischen Sixties-Pop, Rock’n’Roll und Soul bewegt.

Text: Erik Brandt-Höge

 

The Phantom Band

Seit der Gründung im Jahr 2002 wechselte die in Glasgow beheimatete Band ihren Namen so oft wie andere ihre Zahnbürste. Im Jahr 2006 konnten sich die Herren um den charismatischen Sänger Rick Anthony zwar endgültig auf The Phantom Band einigen, doch musikalisch haben sie immer noch keine große Lust, sich auf ein einziges Genre festzulegen. Ihre Mischung aus Electronica, Psychedelia und treibendem Folk- und Krautrock bezeichnen die sechs Schotten deshalb auch augenzwinkernd als „Proto-Robofolk“. Klingt auf dem Papier eigentlich nach Ohren- und Kopfschmerzen, entwickelt auf der Bühne jedoch einen unwiderstehlichen und hypnotischen Sog. Live zu erleben gibt es den am Dienstag im Nochtspeicher.

Text: Katharina Grabowski

 

Food Lovers Market

Ihr geht zu einem Streetfood-Markt, schlagt euch die Bäuche voll und wenn der Magen am nächsten Tag wieder knurrt, sind der Kühlschrank und die Gemüsekiste immer noch gähnend leer? Das muss nicht sein: Der Food Lovers Market bietet das beste aus beiden Welten für die dienstägliche Mittagspause. Esst euch durch fleischige, vegetarische oder vegane, aber auf jeden Fall superhippe Streetfood-Leckereien und macht gleichzeitig euren Wocheneinkauf mit frischer Ware von Gemüse bis Backwaren. Beim Food Lovers Market auf dem Überseeboulevard in der Hafencity findet ihr am Dienstag Vincent Vegan, die Burristas, Blattfrisch SalatBar, die Burgerjungs und Co. aus der Foodtruckfraktion sowie die Effenberger Vollkornbäckerei, Die Nudelei und Blattfrisch Obst & Gemüse aus der Abteilung Wochenmarkt. Bald sollen noch mehr Stände dazukommen, aber es lohnt sich schon jetzt. Guten Appetit!

Text: Andra Wöllert

 

Kat Kaufmann & Anne Kanis

„Alle Personen in diesem Buch haben sich selbst frei erfunden oder wurden von Mutter, Vatter, Schulkameraden, Arschlöchern und Wichsern zu dem gemacht, was sie sind.“ So der drastische Auftakt zu Kat Kaufmanns (geboren 1981 in St. Petersburg) Debütroman. Rauh auch der Fortgang von Superposition: Izy Lewin treibt verloren durch die große Stadt, trunken, liebeskrank und desillusioniert trifft sie auf seltsame Gestalten von den Rändern der Gesellschaft. Wie weit dieses Buch autobiografisch ist, kann uns nur die Autorin (Bild) selbst verraten, die wie ihre Heldin eine junge Musikerin mit russischer Herkunft ist, wohnhaft in Berlin und derzeit auf Lesereise.

Wie ihre Kollegin, die Schauspielerin Anne Kanis. Sie erzählt uns in Nichts als ein Garten von einer jungen Sängerin, die ebenso Mühe hat, sich über Wasser zu halten. Die Ostberliner Autorin, zur Wende zehn Jahre alt, beschreibt viele am Umbruch gescheiterte Lebensmodelle und eine authentische Erschütterung über die soziale Kälte der bundesrepublikanischen Gegenwart. Ein dringender Appell an das Mitgefühl.

Text: Georg Kühn

 

Gin Wigmore

I’m a black sheep“ kräht Gin Wigmore im gleichnamigen Stück, und man glaubt es ihr sofort. Diese freche Göre mit ihrer quäkenden Röhre besingt schräge Beziehungskisten in flottem Retrosound, Soul, Blues und Rock-Pop im Gepäck und Amy wippt auf ihrer Wolke. Dazu gibt es wunderbare kleine Videoclips, wie der zur aktuellen Single Written in the Water, eine herrliche Räuberpistole in 2:40min, und ewig hämmert das Piano. Zu sehen auf ihrer Website, nicht auf YouTube, der ewige Gema-Streit macht’s unmöglich. Blood to Bone heißt ihr brandneues Album, darauf, so sagt sie, strebte sie einen Sound an, der ungestüm und soft zugleich ist, ein Ziel, das das neuseeländische Energiebündel offensichtlich elegant erreicht hat. In ihrer Heimat ist sie längst ein Star, alle drei Alben haben die Charts angeführt, höchste Zeit, dass wir dieses Talent auch für uns entdecken! Support: Mike Dignam.

Text: Georg Kühn

 

Central Congress

In den 1990ern war Oliver Hörr für das Betreiben wüster Musikerbars wie Caspars Ballroom und Heinz Karmers Tanzcafé bekannt. Subkulturelle Legenden des ungepflegten Besäufnisses. Mit der Eröffnung des Saal II 1995 sorgte Hörr für eine der ersten angesagten Kneipen in der Schanze. Nun hat er mit seinem Kollegen Johannes Wilder in der Steinstraße nahe der City-Hochhäuser eine sehr individuelle Lokalität aufgemacht. Das Central Congress gleicht einem Konferenzraum aus den 1960er, 1970er Jahren. In der Mitte des Raumes O-förmig gestellte Tische, drum herum Designklassiker von Castelli mit Armlehnen. Für die Decke musste er lange im Internet recherchieren und das Wandfurnier gab es bei eBay. Insgesamt eine perfekt gestylte, formschöne Bar, die als solche nicht immer gleich zu erkennen, doch für eine – gepflegte – Tagung mit Bier oder Gin absolut geeignet ist.

Text: Lisa Scheide

 

LUKS Magazin #4

Alles hat ein Ende, nur die LUKS hat zwei: So lautet das diesjährige Motto der LUKS Releaseparty. Die Illustrations- und Kommunikationsdesign-Studenten der HAW haben auch in diesem Jahr wieder ihrer Kreativität freien Lauf gelassen und die vierte Ausgabe des LUKS-Magazins kreiert. Auf der Crowdfunding-Plattform Nordstarter konnten die Studierenden genug Geld für die Umsetzung sammeln. Seit der Gründung 2012 hat sich in der Redaktion einiges getan, da viele ihren Abschluss gemacht haben – man kann also gespannt sein auf neue Talente. Die unsagbar stylische Tabu-Ausgabe des letzten Jahres kam ganz in schwarz daher, die Seiten musste man erst mit einem Messer voneinander trennen, um sie anschauen zu können. Dieses Mal widmen sich die Studenten dem Thema Anfang. Die Releaseparty findet pünktlich zum Comicfestival 2015 statt, diesmal in der neu eröffneten Galerie Âme Nue. Bei guter Musik werden die Arbeiten der jungen Künstler ausgestellt und das Magazin verkauft.