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School of Visual Arts

Der Bunker an der Feldstraße ist nicht nur die Heimat für Clubs, für ein Musikgeschäft und einen charmanten Radiosender, hier sitzt auch eine School of Visual Arts. Diese lädt zum Semesterbeginn zu Tagen der offenen Tür. Die Schule für Grafikdesign an sich kann besichtigt werden, aber auch die aktuellen Abschlussarbeiten. Unter den vielfältigen Exponaten finden sich schräge Ideen, nützliches Produktdesign oder schicke Kampagnen und Logos in Print und online. Die Ausstellung soll nach sieben Semestern den Berufseinsteigern eine Präsentationsplattform bieten. Und wenn man schon mal in der Gegend ist, legen wir euch das Konzert von Die Krupps ans Herz. Die EBM-Pioniere spielen schräg gegenüber im Knust, nur einen Steinwurf vom Bunker entfernt.

 

Die Krupps

Ihre Nummer Wahre Arbeit – wahrer Lohn ist ein Meilenstein in der Geschichte der Electronic Body Music. Die Krupps gehörten Anfang der 1980er Jahre zu den stilbildenden Bands des EBM-Genres, ihr maschineller Sound ist von vielen Bands kopiert worden. Vor zehn Jahren ist die Gruppe um dem Schlagwerker Jürgen Engler (nicht verwandt mit Hartmut) wieder zu ihrem ursprünglichen Sound zurückgekehrt, E-Gitarren spielten keine Rolle mehr, das aus Eisenstäben konstruierte Stahlophon wurde für Studioaufnahmen und Bühnenshows reaktiviert. Der Name der Düsseldorfer Band bezieht sich auf die Stahl-Dynastie Krupp im Ruhrgebiet. In diesem Jahr ist wieder ein neues Doppel-Album des unermüdlichen Quintetts erschienen, es heißt V – Metal Machine Music. Wenn sie jetzt wieder auf Tour gehen, heißt das: Volle Kraft voraus! Support: Janosch Moldau + The Red Paintings.

Text: Heinrich Oehmsen

 

Kleiner Donner

Der Kölner Jung Veedel Kazstro hat mit dem Produzenten Mels seine neue Scheibe Fenster zur Straße eingespielt und jüngst veröffentlicht. Darauf bewältigt er ungewohnt intim eine schmerzhafte Trennung und zu viel Party danach. Auf rührende Weise retro ist die Vermarktung: Das Album gibt es auf Vinyl, auf CD und auf Kassette. Neben Veedel Kazstro sind Johnny Rakete und Gold Roger beim HipHop-Abend im Kleinen Donner am Start – beide haben ebenfalls einen neue Scheibe im Gepäck. Gold Roger schuf mit Räuberleiter eines der spannendsten Alben dieses Sommers. Johnny Rakete ließ sich für seine neue EP Das Leben, das Universum und der ganze Rest von Produzent Hawk One an die Hand nehmen. Der Support kommt an diesem Abend von Crack Ignaz, der von der Juice zu „Österreichs neuem Rap-Messias“ getauft wurde. So ein großer Schluck deutschsprachiger Rap gibt die nötige Energie, um den Rest der Woche durchzuhalten.

 

Zymny vs. Strübing

Zehn Jahre schon tobt der Kampf der Künste auf deutschen Bühnen, Slams aus allen Disziplinen werden aufgeführt, bewertet und gekürt. In der Poetry-Slam-Hochburg Hamburg haben schon einige Institute ein festes Fenster für diese angesagte Literaturform, so nun auch das Schauspielhaus (Hauptbühne!). An diesem Abend dürfen wir ein Battle zwischen den zwei Schwergewichten Jan Philipp Zymny und Volker Strübing erwarten – ein klassischer Dreikampf. Einfacher Vortag war gestern, heute wird mit Zuspielern, Requisite und Verkleidung gearbeitet und so verwundert es nicht, dass auch der Mercedes unter den Bühnen diese Kunstform für sich entdeckt hat. Perfiderweise wird über Sieg und Niederlage weder mit dem Applausometer noch durch eine gewiefte Jury, sondern durch fünf wahllos aus dem Publikum gepickte Zuschauer entschieden.

Text: Georg Kühn

 

Avishai Cohen Trio

Für sein aktuelles Album hat der israelische Bassist und Bandleader Avishai Cohen (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Trompeter) seinem Jazz-Trio eine radikale Frischzellenkur verordnet: Auf From Darkness wird der 45-jährige Ausnahmemusiker vom Pianisten Nitai Hershkovits und dem Schlagzeuger Daniel Dor unterstützt – zwei Jazztalente aus Cohens Heimat, die er selbst als „junge Menschen mit alten Seelen“ bezeichnet. Dass man von einer Seelenverwandtschaft sprechen kann, belegen die forschen, manchmal wehmütigen Arrangements, in denen die Musiker scheinbar mühelos Elemente aus Jazz, Rock, Klassik und orientalischer Musik miteinander verbinden, gelegentlich steuert Cohen sogar Vocals bei. Am 30.9. im großen Saal der Laeiszhalle, zu finden unter der etwas verwirrenden Internetadresse www.elbphilharmonie.de.

Text: Katharina Grabowski

 

We Don’t Contemporary

Wenn von zeitgenössischer Kunst gesprochen wird, ist meistens die westeuropäische gemeint. Die asiatische wird als fremd übergangen oder als ebensolche verklärt, die osteuropäische ist nur dann interessant, wenn sie auch politisch ist. Ähnlich gilt die Kunst aus Afrika als traditionell oder rückschrittlich, außer sie passt sich westlichen Maßstäben an. Mit dem Festival We Don’t Contemporary möchte die Kulturfabrik Kampnagel ein Zeichen gegen Kolonialismus im Kunstbetrieb setzen und Visionen zeitgenössischer afrikanischer Kunst zeigen. Die geladenen Gastkuratoren beschäftigen sich in verschiedenen Genres mit dem Thema Postkolonialismus. Aïcha M’Barek und Hafiz Dhaou bringen junge nordafrikanische Choreografen nach Hamburg – ihr neues Stück Sacré Printemps!, das die Bewegungssprache unter den Vorzeichen des arabischen Frühlings aufgreift, wird am 27.9. aufgeführt. Außerdem bringt die Künstlerin Zohra Opuku eine performative Fashion-Installation auf die Bühne.

Text: Natalia Sadovnik

 

Raf & Superdefekt

Tanzen ist gesund, körperliche Ertüchtigung und Ausdauersport, aber auch der Neurologe empfiehlt die rhythmische Bewegung, ist sie doch im Idealfall eine ganzheitliche Koordinationsleistung, die selbst Alzheimer vorbeugen soll. Tanzen im Pudel setzt keine komplexe Koordination voraus und auch das Erinnern steht nicht an erster Stelle, in einem Raum, der (unter anderem) Zigarettenrauch geschwängert ist. Hier hört man schöne, krude und seltene Perlen von echten Auskennern, die sonst niemand spielt und während die Teller sich drehen, kann man Gleiches an der Uhr tun. Das Kürzel der heutigen Veranstaltung, MFOC, steht mal für Music for our Children und mal für Musik Fetischist Ohren Charakter, dahinter stehen die Resident DJs Tim Lorenz und Ralf Köster. Letzterer ist seit Jahren auch für die herrlichen Graphiken zuständig und ein exquisites Booking, das uns regelmäßig edle Acts zu günstigen Kursen serviert. Eine Institution und bald auch unter Denkmalschutz, bis dahin: Geht Tanzen! Jeden Sonntag ab 22 Uhr im Golden Pudel Club!

Text: Georg Kühn

 

Wrotel – Schreiben im Hotel

Er ist bekannt als Schreib-Concierge Wilhelmsburgs: Der Autor und Schreib-Trainer Jörg Ehrnsberger wird an diesem Sonntag acht begabten Texterlingen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie entwickeln mit seiner Hilfe eigene Kurzgeschichten und schreiben Hotel-Geschichte. Denn der Ort des Geschehens ist die Galerie der Inselpension, in der die Gruppe bei einigen Drinks ihre Gedanken zu Papier bringt. Anschließend kommt ihr ins Spiel: Alle die Lust haben, den kreativen Köpfen beim Schreiben zuzuschauen, können das ab 12 Uhr in der Minibar Moralia der Inselpension via Livestream machen. Drinks und Essen stehen zur Verfügung. Abends wird’s ernst, dann werden die Geschichten durch die Autoren in der Minibar vorgetragen. „Einzigartig. Unwiederholbar. Sternhageltoll“, heißt es in der Ankündigung. Drohung oder Versprechen?

Text: Louise Otterbein

 

 

Besonderslecker

Hey Feinschmecker, diesen Sonntag dreht sich im Museum der Arbeit alles ums Thema Food & Design. Die Veranstaltungsreihe Besonders bringt mit dem Markt Besonderslecker 80 Aussteller zusammen, die Geschmack beweisen. Ob Verführerisches für den Gaumen oder das Designerauge, diesen Sonntag kann geschlemmt und geshoppt werden. Auch Geschirr, Textilien oder Küchenmöbel gehören zum präsentierten Sortiment, sodass für jeden etwas dabei ist. Um das fünfjährige Besonders-Jubiläum zu feiern, das genau auf diesen Tag fällt, gibt es ein vielfältiges Rahmenprogramm. Highlights sind die Signierstunde einiger Hamburger Kochbuchautoren wie Sven Langanke und Stevan Paul, die Vorführungen zur Bonbonherstellung und Informationen zu Raw Food sowie eine Streetfood-Parade. Unter den Ausstellern findet man viele Hamburger Labels wie Ahoi Marie und Senf Pauli. Außerdem stellen Thomas Kosikowski und Johannes Riffelmacher ihr Surf-/Kochbuch Salt & Silver vor.

Text: Louise Otterbein

 

Halbstark Tanzsause

Da Runde eins der Tanzsause ein voller Erfolg war, lassen sich die „halbstarken Organisatoren“ nicht lange lumpen und schieben die nächste Party an. Tanzbar ist die oberste Devise und da liegt Rock’n’Roll doch nahe. Ein Einsteigerkurs in Sachen Rockabilly-Jive und Musik von Grimzilla aus Hamburg, Jumpin Andi aus Berlin und allen voran Lucky Shooter aus Frankfurt sollen für Partyfeeling aus vergangenen Tagen im Hafenklang sorgen. Eine kurze Recherche zu DJ Lucky Shooter offenbart übrigens Faszinierendes: „Sein Erfolgsrezept ist eine abwechslungsreiche Mischung an Boppern, Jivern und Strollern der Extraklasse“, ist auf der Homepage des Firebirds Festivals zu lesen, das den Mann, der mit bürgerlichem Namen Felix Schütze heißt, mit den geschniegelten Haaren und dem geschniegelten Lächeln auf Schloss Trebsen bei Leipzig lockte. Wir gehen schwer davon aus, dass seine Rockabilly-Vinyls auch heute Nacht im Hafenklang ihre volle Wirkung entfalten.

Text: Friedrich Reip