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Die ultimative Dax-Wette zum Achten

 

Treue HERDENTRIEB-Leser kennen sie schon: die ultimative Dax-Wette. Anfang des Jahres wetten Marcus Rohwetter und ich, wo der Dax am Jahresende steht. Das tun wir nun schon zum achten Mal, wenngleich erst zum fünften Mal im Blog (2006, 2007, 2008 und 2009).

Als Marcus und ich uns am Freitag in Hamburg nach langer Zeit mal wieder gesehen haben, beschlossen wir, nach dem Ergebnis der zehnten Wette mit Statistiken anzufangen. Dann schauen wir mal, ob man auf unsere Wette zocken kann. Genau, Sie haben richtig gelesen! Wir machen es dann wie die Investmentbanker und geben irgendwann Zertifikate raus…

In 30 Jahren wird sich ein Muster herausbilden, das mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent Marcus Recht behält, oder so ähnlich. Auf jeden Fall ist mein Anflug von Optimismus, den ich hier vor einem Jahr verbreitete, geschwunden. Marcus hat die Wette für 2009 klar gewonnen. Nun steht es schon fünf zu zwei gegen den einstigen Finanzredakteur. Das Fläschchen Champagner wird in Hamburg, nicht in Frankfurt geleert!

Hier also unsere Wette für 2010: Marcus tippt auf den Jahresendstand von 6873 Punkten beim Dax, ich halte mit 4500 dagegen.

Die Schlachtordnung ist die gleiche wie im vergangenen Jahr: Marcus gibt den Optimisten, ich mime den Pessimisten. Warum ich aus den ganzen Niederlagen nichts lernen will? Weil ich immer zu fundamental an die Sache herangehe, weil ich den Herdentrieb zwar kenne, mir aber über die Gefühlsschwankungen der Menschen kein objektives Urteil zu bilden vermag.

Bei der Wette für 2009 habe ich erst einen Absturz vorausgesagt, dem dann ein kräftiger Aufschwung folgen sollte. Dass es aber eine Hausse wurde, die den Dax auf 6000 geführt hat, das will mir auch heute noch „net in de Kopp hinein“, wie die Hessen sagen. Für mich ist es ein kleines Bläschen, was wir da am Aktienmarkt gezüchtet haben. Und wenn es geplatzt ist, dann ist bei 4500 der faire Wert. Alles darunter sind Kaufkurse.

Mein Konjunkturbild ist nach wie vor das W, also ein weiterer Rückschlag, bevor es hoffentlich nachhaltig nach der Krise aufwärts geht. Der Aktienmarkt spielt aber das V. Hat er vergangene Woche begriffen, dass das mit dem V nichts wird?

Die ganz frühen Frühindikatoren, die im vergangenen Jahr den Startschuss zur fulminanten Hausse gegeben haben, drehen schon ins Minus (Ausführliches zu den Frühindikatoren hier): Der ZEW zum vierten Mal, die Geldmenge M1 zum zweiten Mal. Die Erwartungskomponente beim Ifo in dieser Woche zum ersten Mal? Obacht ist angebracht.

Soweit meine Begründung, die in das große Bild eingebettet ist, das hier beschrieben worden ist. Und wie begründet Bauchmensch Marcus seine Wette?

Ende des laufenden Jahres wird der Dax bei 6873 Punkten stehen. So ungefähr. Jedenfalls näher an diesem Wert, als an den 4500 Punkten, die Robert für den 31.12.2010 erwartet. Warum, kann ich nicht sagen. Aber wer kann das schon?

Schon in der Schule habe ich gelernt, das eine Rechenaufgabe umso schwieriger zu lösen ist, je mehr Variablen sie enthält. Auf eine Dax-Prognose lässt sich diese Erkenntnis wunderbar übertragen. Schließlich können unendlich viele Unbekannte die Entwicklung der Börse beeinflussen: Finanz- und Naturkatastrophen, unerwartete Erfindungen, technologische Durchbrüche oder eine irgendwoher kommende irrationale Begeisterung der Anleger für irgendetwas. Man sollte nicht auf die Idee kommen, alle Eventualitäten in Formeln fassen zu wollen.

Niemand konnte vor einem Jahr ernsthaft vorhersagen, dass der Dax in 2009 eine derart erfreuliche Entwicklung nehmen würde. Die meisten Experten in Banken, Forschungsinstituten und Universitäten haben beim Blick in die Zukunft grandios daneben gelegen. Jetzt wissen wir: Auch ihre Glaskugeln sind bestenfalls aus Milchglas.

Machen wir uns also nicht zuviel Arbeit damit, die Unendlichkeit ergründen zu wollen. Hören wir lieber auf unser Bauchgefühl. Meines sagt: 6873!

Topp die Wette gilt!