Als ich den Euro am Freitag so in die Tiefe rauschen sah und mir das Wehklagen der Händler und Analysten anhörte, da dämmerte es mir: Der Abwertungswettlauf hat begonnen. Die fiese Geschichte aus den 30er Jahren, wo jedes Land versuchte über restriktive Politik Wettbewerbsvorteile zu erlangen – mit dem Ergebnis, dass am Ende alle schlechter dastanden. Und als dann auch noch der US-Finanzminister Tim Geithner seine Wähler tröstete, die Europäer würden ihre Probleme nicht auf Kosten des US-Wachstums lösen, da war mir klar, dass mein Gefühl nicht trügt.
Dabei kann Amerika vieles gebrauchen, nicht aber einen starken Wechselkurs, der die Exportchancen des überschuldeten Landes, eintrübt. Zumal Euroland ja mit deutscher Gründlichkeit die Deflationspolitik in der Peripherie durchzusetzen versucht. Und Länder wie England, die viel schlechter als Euroland dastehen, nun auch rasch mit dem Kürzen beginnen, ja selbst Australien! Die Schweiz betreibt ja, nahezu ohne dafür kritisiert zu werden, durch gezielte Interventionen am Devisenmarkt, eine Abwertungspolitik.
Wenn alle Länder sparen, dann bricht das Wachstum ein. Das ist die große Geschichte, die uns die nächsten Tage und Wochen auf Trab halten wird. Und wir wissen auch: Die Konsolidierung der Staatsfinanzen gelingt nicht, wenn alles spart, sondern wenn alles wächst. Das mag nicht in die Köpfe der Deutschen reingehen, die Eurolands Wirtschaftspolitik dominieren (oder dominierten?). Aber es ist nun mal die Wahrheit.
Länder, die gut dastehen, müssen in der großen Schuldenkrise mehr fürs Wachstum tun, als Länder die schlecht dastehen. China tut genug. Aber Deutschland, Holland, Japan?
Warum ist der Dollar fest, der Euro schwach? Stephan Kaufmann hat einen guten Text in der FR geschrieben, der klar zeigt, dass die USA in fast allen Punkten schlechter dastehen als Euroland. Aber der Euro fällt. Warum? Weil zwischen Mittelmeer und den finnischen Wäldern bald alles nach Deflation und Depression riechen wird.
Den deutschen Weg sollen sie gehen, die Länder Eurolands. Wie schaut der deutsche Weg aus? Restriktive Fiskal- und Lohnpolitik bis das Land wieder wettbewerbsfähig ist, bis der Export das Wachstum anschiebt. Dann darf die Binnennachfrage kommen. So hat es Deutschland immer gemacht. Als mittelgroßes Land ging die Strategie auf, der Rest der Welt wurde halt ein bisschen ausgebeutet. Aber Euroland ist je nach Wechselkurs die Nummer eins oder zwei weltweit. Da geht die Strategie nicht mehr, da führt sie schnurstracks in den Abwertungswettlauf.
Meine Hoffnung: Die Amis werden diesen deutschen Weg Euroland untersagen. Dann, Lucas, würde sich vielleicht wirklich etwas zum Guten wenden, durch die Krise. N’est pas?