Wolfgang Münchau bei Eurointelligence hat dieses sehr interessante Paper von Fuest et al entdeckt. Es beschäftigt sich mit der Rolle der automatischen Stabilisatoren – also konjunkturbedingt höhere Ausgaben, die der Staat toleriert, wodurch er in der Krise die Nachfrage stützt. Klar, dass die Größe des Sozialstaats ein wichtiger Einflussfaktor auf die automatischen Stabilisatoren ist, denn wenn das Arbeitslosengeld bei 70 Prozent des Nominallohns liegt, wird bei steigender Arbeitsosigkeit weniger Nachfrageausfall zu beobachten sein als bei einer Rate von 20 Prozent des Lohns.
Fuest und seine Mitstreiter haben ausgerechnet, wie viel des Einkommensverlusts durch einen negativen Schock durch die Stabilisatoren kompensiert wird. Hier ist das Ergebnis:
Deutschland ist mit 48 Prozent gut dabei und vor Frankreich mit 37 Prozent. Die USA liegen bei 32 Prozent. In dem Paper wird das ganze dann auch noch für einen Arbeitslosigkeitschock durchgerechnet: In der EU werden 47 Prozent absorbiert, in den USA nur 34 Prozent.
Am Ende analysieren die Autoren noch (meines Erachtens wird es da methodisch ein wenig heikel), inwieweit sich die höheren Transferleistung auf die Nachfrage auswirken. Hier sind die Prozentsätze geringer, weil ja nicht jeder Euro vom Staat auch ausgegeben wird und von der finanziellen Lage der Haushalte abhängt. Für die USA kommen sie bei der Arbeitslosigkeit auf Werte von bis zu 20 Prozent, in Deutschland von bis zu 25 Prozent.
Warum schreibe ich das? Weil es zeigt, dass der Wohlfahrtsstaat nicht nur gut ist für die Menschen, sondern auch für die Konjunktur. Lasst ihn uns also ausbauen, dann brauchen wir in der Tat auch weniger diskretionäre Maßnahmen, die viele hierzulande ja so schrecklich finden.
PS: Fuest et al finden auch heraus, dass es keine Korrelation zwischen Größe der automatischen Stabilisatoren und Größe der Konjunkturpakete gibt. Ihr Ergebnis: Deutschland hat eines der größten Konjunkturpakete, obwohl es recht große Stabilisatoren hat. Vielleicht geht es uns ja deshalb so gut.