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Wer reich werden will, muss Keynes lesen

 

Reden kostet bekanntlich nichts – vor allem wenn man verbeamteter Wirtschaftsprofessor ist – und deshalb ist es kein Wunder, dass der Methodenstreit zwischen Keynesianern und Monetaristen die Meinungsseiten der Zeitungen überquellen lässt und sich beide Seiten ihre Modelle an den Kopf werden. Wirkt eine Ausweitung der Staatsverschuldung expansiv oder kontraktiv? Führt die Ausweitung der Zentralbankgeldmenge zu Inflation?

Wenn es unsere Ökonomen und Leitartikler in einen Handelsraum verschlagen würde, würde man ihnen wahrscheinlich eine einfache Frage stellen: Have you put money where your mouth is?

Das Portfolio der Keynesianer jedenfalls sähe deutlich besser aus als das der Monetaristen. Beispiel Inflation: In der keynesianischen Tradition ist die Teuerungsrate im Wesentlichen eine Funktion der volkswirtschaftlichen Kapazitätsauslastung. Angesichts der weltweiten Unterauslastung der Kapazitäten ist das gegenwärtige Umfeld damit eher deflationär als inflationär. Mit der Geldmenge, oder gar mit der Zentralbankgeldmenge, hat das nicht viel zu tun. Nicht das Gelddrucken, sondern das Geldausgeben lässt die Preise steigen. Nun denn: Die Inflationsrate liegt in der Euro-Zone bei 1,4 Prozent, in den USA fallen die Preise um 0,2 Prozent. Wer wie Thomas Straubhaar 2010 als das Jahr der Inflation ausrief, sieht heute ziemlich alt aus.

Beispiel Konjunkturprogramme: Aus Sicht der Hardliner sind sie nicht nur gefährlich, sondern wirkungslos – weil sich perfekt informierte Wirtschaftssubjekte nicht hinters Licht führen lassen. Tatsächlich erholt sich Weltwirtschaft – und mit ihr die Kapitalmärkte – seit Frühjahr 2009, während sie in den dreißiger Jahren ungebremst abgestürzt. Korrelation ist nicht gleich Kausalität und vielleicht ist es Zufall, dass diese Erholung einsetzte, als die verschiedenen Rettungsprogramme zu greifen begannen. Aber vielleicht ist es ja auch Zufall, dass eine Glühbirne leuchtet, wenn sie von Strom durchflossen wird.

Nun ist die Krise noch nicht vorbei und zwei oder drei gute Vorhersagen sind noch nicht genug, um eine Theorie zu bestätigen oder zurückzuweisen, trotzdem steht es bei Keynes vs Hayek mindestens 1:0.

Und wer schon die wirtschaftspolitischen Analysen der Kollegen Horn und Bofinger nicht teilen mag, sollte ihnen vielleicht wenigstens zuhören, wenn es an die Geldanlage geht. Denn wenn das Konto leer ist, lebt es sich auch in der Sphäre der ideologischen Verblendung nicht mehr angenehm.