Das Jahr ist nur noch wenige Stunden on, allerhöchste Zeit, unsere zehn Wetten des Jahres 2010 dem Realitätscheck zu unterziehen. Um es vorweg zu nehmen, es war unser schlechtester Jahrgang seit Dieter, Lucas und ich unsere gemeinsamen Jahreswetten hier im Blog kundtun. Zu unserem Treffen in einem kleinen Frankfurter Weinbistrot hatte ich ein Säckchen Asche mitgebracht. Dann und wann streute ich sie mir aufs fast kahle Haupt.
Ärgerlich ist das schlechte Abschneiden, weil Dieter vor einem Jahr deutlich optimistischer war als Lucas und ich. Er hatte die Power der Schwellenländer richtig erfasst, aber uns nicht überzeugen können, dass die Peripherie das Zentrum aus der Krise ziehen kann. Lucas und ich bestanden auf dem Standpunkt, dass es das noch nie in der jüngeren Geschichte des Kapitalismus gegeben habe und „this time is different“ wollten wir nicht mitmachen. Na gut, es war ein Fehler.
Die Eurokrise hatten wir wie alle anderen auch nicht auf dem Radar.
Hier nun die paar Wetten, die wir glorios gewonnen haben und den großen Rest, den wir teils mit Pauken und Trompeten verloren haben.
Als gewonnen werten wir selbstgerecht wie immer:
Wette vier: Der Ölpreis wird im Jahresdurchschnitt bei 75 Dollar liegen.
Wette fünf: Die EZB wird den Leitzins unverändert lassen.
Wette sechs: Die Staatsanleihen werden 2010 zu den Gewinnern gehören. Die Zehnjahresrendite wird bis auf 2,5 Prozent fallen. Sie ist sogar bis auf 2,1 gesackt. Per Ende des Jahres haben zehnjährige Bunds gut sechs Prozent Rendite eingebracht.
Als halbgewonnen:
Wette drei: Die Kerninflation wird in Deutschland unter ein Prozent sacken. Bei der Headline waren wir zu aggressiv, lag daran, dass wir den Ölpreis zum Jahresende niedriger als 92 Dollar gesehen haben.
Wette acht: Die Chinesen werden den Yuan nicht freigeben. Beim Dollar lagen wir wegen der Euro-Krise falsch, den hatten wir bei 1,60 Dollar je Euro gesehen.
Wette neun: Chinas reales BIP wird um elf Prozent gegenüber 2009 zulegen. Da hatte sich Dieter eins zu eins durchgesetzt und fast ne Punktlandung hingelegt, wird auf 10,5 Prozent zurzeit prognostiziert. Falsch lagen wir mit dem weiteren Rückgang des Exportüberschusses. Wir tippten auf 100 Milliarden Dollar, tatsächlich dürfte er sich knapp unterhalb von 2009, wo er 200 Milliarden Dollar betrug, einpendeln.
Als voll verloren werten wir:
Wette eins: Das weltweite Wachstum, das wir in Kaufkraftparitäten bei 3,5 Prozent angesetzt hatten, tatsächlich sind es wohl 4,8 Prozent geworden. Dabei haben die Schwellenländer mit 7,1 Prozent Dampf gemacht, wir hatten ihnen nur 4,5 Prozent zugetraut. Und die Industrieländer wuchsen um 2,7 Prozent, wir waren mit plus 1,5 deutlich zu pessimistisch!
Wette zwei: Die effektiven Stundenlöhne in Deutschland werden nominal um 0,5 Prozent sinken. Das war der zweit heftigste Irrtum: sie dürften um mehr als 1,5 Prozent gewachsen sein.
Wette sieben: Der Dax liegt Ende 2010 bei 4667. Der schlimmste Irrtum!
Wette zehn: Ende des Jahres wird die Regierung ein neues Konjunkturprogramm auflegen. All right, Deutschland ist die Superstar-Wirtschaft geworden.
Nichts desto trotz kommen in den nächsten Tagen die neuen Wetten!
Jetzt wünschen die Hirten zunächst mal einen guten Rutsch!